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Wirtschaft

Salzer: Mit Papier durch die Jahrhunderte

Die Salzer Papier GmbH mit Sitz in St. Pölten gehört zu den ältesten Papierfabriken in Österreich. Der Betrieb befindet sich seit mehr als 220 Jahren im Besitz der Familie Salzer und wird in achter Generation von Thomas Salzer geführt. Einer der größten Aufträge der jüngsten Firmengeschichte war die Herstellung des Papiers für die Harry-Potter-Bücher.

Verglichen zu den großen Papierherstellern in Österreich ist die Produktionsmenge der St. Pöltner Papierfabrik mit etwa 30.000 Tonnen Papier pro Jahr relativ überschaubar. Im Gegensatz zu den großen Aktiengesellschaften ist die Firma Salzer Papier allerdings auch heute noch ein Familienunternehmen. Seit 1579 wird an dem Standort in St. Pölten-Stattersdorf, wo sich auch heute noch die Fabrik befindet, Papier hergestellt.

„1798 hat einer meiner Vorfahren diese Fabrik gekauft“, erzählt Geschäftsführer Thomas Salzer, der auch Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich ist. „Das ist jetzt 222 Jahre her. Eine spannende Zeit, wenn man bedenkt, dass wir das Glück hatten, über Generationen durch Kriege und Revolutionen hinweg dieses Werk im Familienbesitz halten zu können.“

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Seit 1579 wird an diesem Standort in St. Pölten Papier hergestellt

Vergilbungsfreies Papier aus St. Pölten

Die Spezialität der Firma Salzer Papier ist die Herstellung von holzfreien Naturpapieren. Dazu greift das Unternehmen auf Zellstoff zurück, der zuvor aus Holz gewonnen wurde. Die Zellstofffaser wurde jedoch vom Holzanteil des Baumes, dem sogenannten Lignin, getrennt, wodurch verhindert wird, dass das Papier im Laufe der Zeit vergilbt. Die Zellstofffaser wird in Form von großen Ballen gemeinsam mit Füllstoffen wie etwa Kreide weiterverarbeitet. Diese Füllstoffe wiederum bewirken, dass sich bei einer Buchseite die Rückseite nicht durchschlägt – sie machen das Papier folglich undurchsichtiger.

„Die Zellstoffballen werden bei uns in der Stoffaufbereitung in einen sogenannten Pulper eingebracht. Das kann man sich wie einen großen Mixer vorstellen. Das wird dann mit Wasser vermengt, aufgerührt und pumpfähig gemacht“, so Maschinenführer Manuel Bieder. Dadurch kann die sogenannte Stoffsuspension, also die flüssige Masse, über Rohre zur Papiermaschine gepumpt werden.

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In der Papiermaschine wird der Zellstoffaser immer wieder Wasser entzogen, bis das fertige Papier nur noch fünf Prozent Wassergehalt aufweist

In der Papiermaschine wird die Masse zunächst auf einem Langsieb aufgebracht. Zu diesem Zeitpunkt beträgt der Wasseranteil der Stoffsuspension 99 Prozent. „Damit kann man kein Papier machen. Somit muss das Wasser sukzessive entzogen werden, bis man im fertigen Papier nur noch bei fünf Prozent Wasser ist“, erklärt Bieder. Aus diesem Grund wird die Zellstofffaser im Langsieb weitgehend vom Wasser getrennt, danach durchläuft die Faser eine Reihe von Trockenzylindern.

Das Geheimnis der dicken Bücher

Ein Hauptaugenmerk kommt bei der Firma Salzer auch dem Pressvorgang zu. So wird in St. Pölten unter anderem hochvoluminöses Buchpapier hergestellt, wie es etwa bei diversen Bestsellern zum Einsatz kommt. Dieses Buchpapier weist – wie der Begriff schon sagt – ein höheres Volumen auf. Das führt dazu, dass ein Buch mit derselben Seitenanzahl und mit demselben Gewicht deutlich dicker wird. Dem Buch verleiht das einen hochwertigeren Eindruck.

„Im Fokus“: Salzer Papier

Die Salzer Papier GmbH mit Sitz in St. Pölten gehört zu den ältesten Papierfabriken in Österreich. Seit mehr als 220 Jahren befindet sich der Standort im Besitz der Familie Salzer.

Nach der Glättung wird das Papier am Ende des Produktionsprozesses von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch auf etwaige Risse und Verunreinigungen geprüft. 97 Prozent des Papiers wird exportiert. Die Abnehmer sind Verlage, Druckereien und Großhändler in der gesamten Europäischen Union, die zwei wichtigsten Märkte sind Frankreich und Deutschland.

Videostreaming als große Konkurrenz

„Der digitale Wandel ist eine große Herausforderung für uns, weil sich der Markt verändert. Die Konkurrenz ist gar nicht so sehr das digitale Buch, also das Buch, das ich am E-Reader lese“, sagt Geschäftsführer Thomas Salzer. Der Bereich der E-Books habe nach der Markteinführung sehr rasch zehn bis 15 Prozent Marktanteil erobert, würde seither aber kaum wachsen. „Die wirkliche Konkurrenz ist, dass die Menschen heute viel mehr Zeit mit Videostreaming, Videoplattformen und mit Onlinegaming verbringen und daher weniger Zeit haben, Bücher zu lesen“, meint Salzer, der auch auf die Klimabilanz hinweist. So würden bei einer Stunde Videokonsum 3,2 Kilogramm CO2 emittiert, während bei einem Buch, das ein Kilogramm wiegt, bei der Produktion etwa ein Kilogramm CO2 anfällt.

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Bei vielen Bestsellern kommt das Papier für das Innenleben des Buches aus St. Pölten

Um für die Zukunft gerüstet zu sein, versucht sich die Firma Salzer breit aufzustellen. Neben Buchpapieren und Designpapieren, die beispielsweise für Geschäftsberichte oder auch Prospekte verwendet werden, stellt das Familienunternehmen auch Papiere und Kartons für die Lebensmittelindustrie her. Generell gehört die Salzer Papier GmbH als eines von drei Tochterunternehmen zur Salzer Gruppe.

Die beiden anderen Tochterfirmen, die ihren Standort ebenfalls in St. Pölten haben, sind die Salzer Industrie Service GmbH, die Instandhaltungsarbeiten für Industriebetriebe anbietet, sowie die Salzer Formtech GmbH. Letztere verarbeitet jedes Jahr in St. Pölten 700 Tonnen Granulat zu Styropor. Das Styropor dient später beispielsweise als Verpackungsmaterial, ein großer Teil des Styropors wird aber auch in Form von Schalungselementen in der Bauindustrie verwendet.