Filmsujets aus „Rettet das Dorf“
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Kultur

Neuer Film haucht Dörfern Leben ein

Mehr als 40 Prozent aller Kleingemeinden in Österreich haben mit Abwanderung zu kämpfen. „Rettet das Dorf“ heißt der aktuelle Dokumentarfilm von Teresa Distelberger aus Herzogenburg (Bezirk St. Pölten), der ab Freitag in den Kinos gezeigt wird. Er zeigt Initiativen und Ideen, wie Dörfer wieder mit neuem Leben erfüllt werden können.

Sehr viele kleine Gemeinden verfügen weder über Postämter noch über Polizeiposten, Kaufhaus, Schulen, Arztpraxen oder Apotheken. Selbst Wirtshäuser, Tankstellen oder einfach nur Bankomaten sind oft schwer in bestimmten Regionen zu finden. Im Film „Rettet das Dorf“ spricht eine Salzburger Lebensmittelhändlerin aus, was durchaus für das Waldviertel oder Teile des Weinviertels die gleiche Gültigkeit besitzt. „Vor 35 Jahren, als ich begonnen habe, gab es im Lungau noch 26 kleine Nahversorger im Lungau. Mittlerweile sind wir auf zwei Nahversorger geschrumpft. Wenn einmal zugesperrt ist, dann ist das Geschäft für das Dorf zumeist verloren.“

Dass sich immer mehr Niederösterreicher und Niederösterreicherinnen im Umkreis von Ballungsräumen ansiedeln, hat erst kürzlich die Arbeiterkammer in ihrer aktuellen Pendleranalyse verdeutlicht. Landflucht, heißt es dazu im Film, sei alles andere als ein neues Phänomen: „Und doch scheint es in einigen Regionen fünf vor zwölf zu sein, Geisterdörfer wie im Friaul in Oberitalien gibt es in Österreich zwar noch nicht. Doch die Tendenzen gehen in diese Richtung“. Der Film hätte nicht diesen Titel, wenn nicht Distelberger bald auf die positiven Ansätze eingehen würde, die für attraktivere Gemeinden sorgen würden, wie dies beispielsweise in Gutenstein (Bezirk Wiener Neustadt) der Fall ist.

„Rettet das Dorf“

Ein Ausschnitt aus dem Film, der ab Freitag in den Kinos zu sehen ist

Einer Initiative folgt oft die nächste umgesetzte Idee

Die Jungunternehmerin Theresa Steininger ist mit ihrer Firma „Wohnwagon“ von Wien nach Gutenstein übersiedelt, nachdem sie 90 Gemeinden angeschrieben hat. Gutenstein habe sie mit offenen Armen empfangen und so habe man Gutenstein „entdeckt“, sagt sie im Film. Aus dieser Initiative sind weitere Projekte entstanden. So wird derzeit das leerstehende Wirtshaus wiederbelebt und Platz geschaffen für weitere Start-Up-Unternehmen.

Solche „Mutmach-Initiativen“ können viel bewegen in einem Ort, erklärte die Regisseurin des Films „Rettet das Dorf“, Teresa Distelberger bei der Vorpremiere in Krems an der Donau gegenüber dem ORF Niederösterreich: „Man glaubt immer, es müssen alle mitmachen und mithelfen. Das stimmt gar nicht. Es braucht zwei oder drei Personen, die wirklich brennen für eine Sache und die bereit sind, mehr zu geben als sie geben müssten und die dann andere auch mit anstecken. Das ist der Punkt, der Mut macht, weil sich jeder fragen kann: Bin ich vielleicht einer dieser zwei, drei Menschen, die in meinem Ort etwas bewegen wollen, die eine Idee im Kopf brodeln haben, die für neuen Schwung im Ort sorgen könnte.“

Filmsujets aus „Rettet das Dorf“
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Verlassene Orte könnten durch Ideen mit neuem Leben erfüllt werden

Forstner: Schwer ist es, das Feuer am Brennen zu halten

Bei der Vorpremiere im Kino im Kesselhaus in Krems stellten sich vor der Präsentation des Filmes weitere regionale Initiativen vor, die im Film nicht vorkommen. So wird es auch bei den folgenden Premieren in Österreich gehandhabt. In Krems stellte Manuela Hirzberger die Foodcoop Langenlois vor, ein Verein der regionale Bio-Lebensmittelerzeuger und Konsumenten auf kürzestem Weg zusammenführt. Johann Müllner ist der Obmann der Initiative „Mit euch – für euch“ im Kamptal (Bezirk Krems). Sie bietet kostenlose Fahrdienste an für Wege ins Krankenhaus, zum Arzt, zur Apotheke, zum Supermarkt oder einfach nur zur Parkbank am Waldrand. Die zweite Schiene ist nämlich ein Besuchsdienst, den die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder aufgebaut haben. Gefördert wird das Projekt aus EU-Mitteln.

Viele Ideen sind schnell geboren, vielleicht mühsam in der Umsetzung, aber das Schwierigste, sagt Maria Forstner, die Obfrau der niederösterreichischen Dorf- und Stadterneuerung, sei es, die Idee über viele Jahre zu erhalten: „Wir wissen aus Studien, dass viele gerne an Projekten mitwirken möchten, die sich über ein bis zwei Jahre erstrecken, wo es einen klaren Zeithorizont gibt. Am Schwierigsten ist es Mitarbeiter zu bekommen, die über einen langen Zeitraum mitmachen wollen“.

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Filmemacherin Teresa Distelberger „Rettet das Dorf“

Gerade da setzt der Film am richtigen Hebel an. Er präsentiert Ideen, die auf lange Dauer angelegt sind und nachhaltig wirken, wie beispielsweise der Umbau einer alten Dorfschule zu einem Ärztezentrum in St. Leonhard am Hornerwald (Bezirk Krems). Den Anstoß dazu gab die Jungärztin Heidelinde Schuberth, die hier eine Landarztpraxis eröffnen wollte. Der Film „Rettet das Dorf“ macht Mut. Er zeigt innovative Ansätze aus ganz Österreich und erzählt von Menschen, die sich für ihr Dorf einsetzen. Ab kommenden Freitag ist der Film in den Kinos.