Material der Schuldnerberatung
APA/BARBARA GINDL
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Wirtschaft

Pleiten: Niederösterreich trotzt Bundestrend

In Niederösterreich ist die Zahl der Insolvenzen im Vorjahr leicht gesunken. In ganz Österreich sieht die Lage laut Gläubigerschutzorganisation Creditreform anders aus: Bundesweit kam es zu einem leichten Anstieg.

923 Firmenpleiten gab es in Niederösterreich im Jahr 2019 – um 7,4 Prozent weniger als noch 2018. Das ist der stärkste Rückgang aller Bundesländer. Allerdings kam es in Niederösterreich zu zwei der zehn größten Insolvenzen des Vorjahrs: Die Firma Alufix (167 Mitarbeiter) aus Wiener Neudorf (Bezirk Mödling) landete mit Passiva von 52,4 Millionen Euro auf der Liste der höchsten Verbindlichkeiten auf Platz zwei. Von der Insolvenz des Automobilzulieferers Rupert Fertinger aus Wolkersdorf (Bezirk Mistelbach) waren 169 Mitarbeiter betroffen, die Passiva beliefen sich auf 21,3 Millionen Euro. Beide Unternehmen wurden saniert und können fortgeführt werden.

Rupert Fertinger in Wolkersdorf
Rupert Fertinger GmbH
Die Insolvenz der mittlerweile sanierten Firma Fertinger war nach Mitarbeitern die fünftgrößte des Jahres 2019

Österreichweit sieht die Statistik gänzlich anders aus. Gab es 2018 noch so wenige Unternehmensinsolvenzen wie zuletzt 2001, so kam es im Vorjahr wieder zu einem leichten Anstieg. 5.235 Firmenpleiten bedeuten konkret einen Anstieg um 0,2 Prozent. Von den Pleiten waren mehr als 14.000 Arbeitsplätze betroffen, die Gesamtpassiva lagen bei über 1,7 Mrd. Euro.

Die Geschäftslage der Unternehmen sei zwar nach wie vor positiv, aber die Erwartungen für die kommenden Monate seien heruntergeschraubt, heißt es. „Die Gründe dafür sind die anhaltende Verunsicherung in der Entwicklung der Weltwirtschaft, aktuell die Sorge vor den Auswirkungen des Coronavirus, der noch nicht abgewendete harte Brexit und nicht vorhersehbare Krisen im Nahen Osten, Nordkorea etc. “, erklärte Creditreform-Chef Gerhard Weinhofer laut einer Aussendung.

Rückgang bei Privatinsolvenzen

Bei den Privatinsolvenzen kam es 2019 bundesweit zu einem Rückgang um fast fünf Prozent auf 10.800 Verfahren. Die durchschnittliche Verschuldung lag bei etwa 70.000 Euro. Rund ein Viertel aller Betroffenen machten hier ehemalige Selbstständige aus, die Schulden in Höhe von im Schnitt 124.000 Euro anhäuften. Häufigste Insolvenzursachen bei Privaten sind der Verlust des Arbeitsplatzes, sorgloser Umgang mit Geld und Ehescheidungen. In Niederösterreich gab es 1.609 Privatinsolvenzen. Das ist ein Minus von acht Prozent.

Bei Firmen zählen laut Creditreform Managementfehler, Konkurrenzdruck und sinkende Margen sowie Kapitalmangel zu den häufigsten Insolvenzursachen. Die meisten Pleiten gab es im Vorjahr im Transportwesen, nach Bundesländern kam es zu den höchsten Anstiegen in Tirol (+35,4 Prozent), Salzburg (+10,6 Prozent) und Vorarlberg (+8 Prozent). Mit rund 17 Pleiten pro 1.000 Unternehmen herrschte in Wien aber die höchste Insolvenzdichte. In der Gastronomie habe es trotz Rauchverbots nur 27 Insolvenzverfahren mehr gegeben als 2018, so Creditreform. Das Rauchverbot trat in Österreich allerdings erst am 1. November in Kraft.