plastizierter, menschlicher Kopf
ORF/Thomas Koppensteiner
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Technik

Körperteile aus dem 3-D-Drucker

Prothesen, Flugzeugteile oder sogar ganze Häuser: Immer mehr Produkte gibt es mittlerweile auch aus dem 3-D-Drucker. In Krems hat sich ein Unternehmen nun darauf spezialisiert, Modelle von Körperteilen und Organen zu drucken – vom Herz bis zum Kopf.

Die Vorlage für den 3-D-Druck ist das Original – zum Beispiel ein echter menschlicher Kopf. Bis zu 600 Einzelscans werden angefertigt und am Computer nachbearbeitet. Das Prozedere dauert etwa zwölf Stunden, damit auch wirklich alle Details genau erfasst werden. „Das sind Details wie die Blutgefäße, Sehnen oder Nervenstränge“, erklärt Oliver Simon, Projektverantwortlicher und Gesellschafter der Schiner 3D Repro GmbH. „Die Datenaufbereitung dauert noch einmal 16 bis 20 Stunden und das 3-D-Drucken eines menschlichen Kopfs dauert cirka 40 bis 45 Stunden.“

Realitätsnahe Modelle: von weich bis hart

Im 3-D-Druck gibt es verschiedene Druckverfahren: Architekturmodelle werden beispielsweise aus Gips angefertigt, die Modelle der Körperteile hingegen aus einem speziellen Kunstharz. „Weil es derzeit im 3-D-Druck abgesehen von Metall das stabilste Material ist, das man verwenden kann“, so Simon. „Da es bei anatomischen Präparaten auf sehr feine Details ankommt, möchten diesen entsprechend stabil sein. Deshalb kommt dieses Verfahren in Frage.“

Der Drucker ist in der Lage, Objekte in verschiedensten Konsistenzen anzufertigen – von ganz weich bis ganz hart. Außerdem können sie in verschiedenen Farben und somit noch originalgetreuer dargestellt werden. „Der Anspruch ist, dass wir das Material, das Gewebe realitätsnah machen. Zum Beispiel für die Gefäßchirurgie: Wir können Gefäße so reproduzieren, dass daran minimalinvasive Operationstechniken geübt werden können“, erklärt Simon.

Fotostrecke mit 7 Bildern

menschlicher Kopf wird gescannt
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Die Humanpräparate werden von den Gubener Plastinaten zur Verfügung gestellt
Scan eines menschlichen Kopfes auf einem Computerbildschirm
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Bis zu 600 Scans sind notwendig, damit alle Details erfasst werden
3D-Modelle von menschlichen Körperteilen und Organen
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Die 3-D-Modelle können in verschiedenen Konsistenzen und Farben gedruckt werden
ein plastifizierter menschlicher Torso
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Sie sollen zur Veranschaulichung bzw. als Übungsobjekte – etwa für angehende Ärzte – dienen
Modell eines Beins mit künstlichem Kniegelenk
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Dieses Beinpräparat samt künstlichem Kniegelenk stammt aus der Körperwelten-Ausstellung der Gubinger Plastinate
Jörn-Henrik Stein wird gescannt
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In der Druckerei kann man auch eine kleine 3-D-Figur von sich selbst erstellen lassen, Geschäftsführer Börn-Henrik Stein (r.) demonstriert den Scanvorgang
3D-Statuen von Menschen
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Das Drucken von „Mini-Me“-Figuren ist aber nicht das Hauptgeschäft des Kremser Unternehmens

Für das in Krems ansässige Unternehmen hat sich durch den Kontakt zu den Gubener Plastinaten, zu denen Gunther von Hagens berühmte Körperwelten-Ausstellung gehört, eine neue Nische aufgetan. „Wir haben mit dem Architekturbereich begonnen und seit einigen Jahren gute Verbindungen zu den Gubener Plastinaten und den Körperwelten. Dort ist man an uns herangetreten, Repliken der Humanpräparate herzustellen“, sagt der Geschäftsführer von Schiner 3D Repro, Jörn-Henrik Stein.

„Von den Körperwelten gehen nur zehn Prozent in die Ausstellung, 90 Prozent gehen in den Verkauf an Unternehmen weltweit“, so Stein. „Die Überlegung (der Gubener Plastinate; Anm.) ist, nicht nur Unikate herzustellen, sondern auch 3-D-Produkte, um ein neues Verkaufsmodell zu entwickeln.“

3-D-Modelle sind keine menschlichen Ersatzteile

Die 3-D-Modelle sind demnach etwa als Anschauungs- oder Übungsbeispiele für medizinische Universitäten, Forschungseinrichtungen oder Chirurgen gedacht. Als menschliche Ersatzteile sind sie allerdings nicht geeignet. „Es gibt zwar bereits Materialien auf Proteinbasis, die in den menschlichen Körper einzubauen sind, aber für den dauerhaften Einbau von Körperersatzteilen im Patienten sind unsere Modelle nicht zu empfehlen“, so Simon.

Die Schiner 3D Repro GmbH ist ein „Spin-off“-Unternehmen der gleichnamigen klassischen Papierdruckerei in Krems und hatte sich vor fünf Jahren zunächst auf 3-D-Modelle im Architekturbereich sowie auf 3-D-Werbeartikel fokussiert. Nach wie vor werden Modelle von Einfamilienhäusern oder ganzer Städte produziert. Privatpersonen können zudem ein kleine, dreidimensionale Figur von sich selbst ausdrucken lassen.