Der böse Geist Lumpazivagabundus im Theater in der Josefstadt 2011
APA/Roland Schlager
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Kultur

Bühnen- und TV-Liebling Lotte Ledl ist 90

Sie zählt zu den wichtigsten heimischen Charakterdarstellerinnen in Theater, Fernsehen und Film: Schauspielerin Lotte Ledl, langjähriges Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters, feiert am Montag in ihrem Wohnort Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling) den 90. Geburtstag.

Der Karriereweg, den die am 16. März 1930 in Wien geborene Ledl nach ihrer Matura einschlug, war klassisch für Schauspieler ihrer Generation. So erhielt sie zwischen 1949 und 1951 ihre Schauspielausbildung am Max-Reinhardt-Seminar. Ihr Debüt feierte sie dann in Strobl als Helena in Shakespeares „Sommernachtstraum“, bevor sie im Theater am Parkring spielte. Von dort weg engagierte sie Volkstheater-Direktor Leon Epp an sein Haus. Im Münchner Residenztheater sammelte sie erste Auslandserfahrung – ein Bestreben, das sie auch ein erstes Angebot des Burgtheaters ablehnen ließ.

Burgtheatermitglied mit reicher TV-Erfahrung

Stattdessen trat Ledl in verschiedenen deutschen Städten auf und war auch in ersten Filmrollen auf der Leinwand zu sehen, so etwa im „Förster vom Silberwald“ oder der „Försterchristl“. 1963 jedoch wurde sie schließlich doch Ensemblemitglied der Burg.

Ein beruflich unruhiger Geist blieb Ledl aber auch danach. Sie war bei den Festspielen in Recklinghausen, Bregenz und Salzburg zu sehen und erarbeitete sich eine Repertoire, das von den österreichischen Klassikern wie Nestroy und Schnitzler über Goldoni, Lessing bis zu Brecht und Shakespeare reicht.

Fotostrecke mit 9 Bildern

Lotte Ledl und Kurt Sobotka
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Lotte Ledl und Kurt Sobotka bei einer Fotoprobe zu „Cabaret“ an den Wiener Kammerspielen, 2010
Lotte Ledl und Kurt Sobotka
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Lotte Ledl als Fräulein Schneider und Kurt Sobotka als Herr Schultz in „Cabaret“ an den Wiener Kammerspielen, 2010
Fotoprobe zu Cabaret in den Wiener Kammerspielen 2010
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Kurt Sobotka, Lotte Ledl, Stefan Konrad und Caroline Frank (v.l.) in „Cabaret“ an den Wiener Kammerspielen, 2010
Lotte Ledl und Andre Pohl bei den Festspielen Reichenau 2006
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Lotte Ledl und Andre Pohl bei einer Fotoprobe zu Anton Tschechows „Onkel Wanja“ bei den Festspielen Reichenau, 2006
Filmpremiere Lissi und der wilde Kaiser 2007
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Lotte Ledl gibt kurz vor der Premiere des Films „Lissi und der wilde Kaiser“ Autogramme, 2007
Filmpremiere Lissi und der wilde Kaiser 2007
APA/Herbert P. Oczeret
Bei der Österreich-Premiere des Films „Lissi und der wilde Kaiser“ (v.l.): Michael „Bully“ Herbig (Stimme von Lissi), Lotte Ledl (Stimme von Kaiserin Mutter) und Christian Tramitz (Stimme von Franz)
Der böse Geist Lumpazivagabundus im Theater in der Josefstadt 2011
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Fotoprobe zu „Der böse Geist Lumpazivagabundus“ im Theater in der Josefstadt (v.r.): Lotte Ledl, Alexander Waechter, Marianne Nentwich, Gideon Singer, Erni Mangold, Bernd Ander und Maria Urban, 2011
Der böse Geist Lumpazivagabundus im Theater in der Josefstadt 2011
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„Der böse Geist Lumpazivagabundus“ im Theater in der Josefstadt (v.r.): Lotte Ledl als Fortuna, Alexander Waechter als Stellaris und Marianne Nentwich als Amorosa, 2011
Lotte ledl 2019
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Lotte Ledl, 2019

Zugleich führten sie Auslandsgastspiele in zahlreiche Weltstädte, weshalb sich Ledls berufliche Vita von Paris bis Helsinki von Stockholm bis Bangkok erstreckt. Zuletzt war sie etwa 2011 als Göttin Fortuna in „Lumpazivagabundus“ im Theater in der Josefstadt und 2014 bei den Festspielen Berndorf als weltfremde, herzensgute Tante Fini in „Katzenzungen“ zu sehen.

Dennoch verdankt Ledl ihre Popularität wesentlich ihren Auftritten auf der Kinoleinwand und dem Fernsehbildschirm. So war sie in den 1950-er und 1960-er Jahren in cineastischen Arbeiten wie „Dort oben, wo die Alpen glühen“, „Holiday am Wörthersee“, „Der Jungfrauenkrieg“ oder „Mein Vater, der Affe und ich“ zu sehen, aber auch in Volker Schlöndorffs „Der junge Törless“, wo sie die Rolle der Gastwirtin spielte.

Oft war sie die keifende Ehefrau oder boshafte Nachbarin

Insgesamt hatte Ledl dabei selten die Rolle der liebreizenden Schönheit inne, sondern war oftmals die neidische Rivalin, keifende Ehefrau oder boshafte Nachbarin – ein Rollenbild, das sich auch über weite Strecken von Ledls Fernsehkarriere hielt.

Vom „Derrick“ über „Der Alte“, vom „Tatort“ über „Kommissar Rex“ bis zum „Heiteren Bezirksgericht“ war Ledl stets zur Stelle, wenn Recht im TV gebrochen oder gesprochen wurde. Ab 1996 schließlich trat sie dann mit dem Part der Köchin Anna Kofler in der Erfolgsserie „Schloßhotel Orth“ ihre bis heute wohl populärste Rolle an. Im Vorjahr wurde sie mit dem Titel „Kammerschauspielerin“ ausgezeichnet: „Es freut mich, zu den jüngsten Kammerschauspielerinnen zu gehören“, sagte die damals 89-Jährige.

Das Ledl’sche Talent setzt sich auch in der nächsten Generation fort. So ist der Sohn der Schauspielerin aus der Ehe mit dem Kameramann Sepp Riff (1928-2000), Alexander Riff, als Musicaldarsteller, Tänzer und Choreograf tätig.