Es geht um mündlich überliefertes Wissen, Erinnerungen der letzten Zeitzeugen sowie um Entwicklungen im Hier und Jetzt – all das wollen die Filmchronisten in Form von etwa zehnminütigen Filmen dokumentieren und für nachfolgende Generationen festhalten. „Es ist ein Pionierprojekt, weil es hier erstmals den Versuch gibt im ländlichen Raum ein Bürgermedienprojekt zu etablieren, also Filme aus der Bevölkerung heraus zu machen“, sagte Projektleiter Ernst Kieninger beim Auftakt in Weinburg (Bezirk St. Pölten).
Die Idee dazu entstand vor drei Jahren: Neben Büchern über Gemeinden soll es auch Filme geben, lautete der Ansatz. „Damit nichts verloren geht“, sagte der Historiker Bernhard Gamsjäger, der dem Projekt zur Seite steht. Unterstützt werden die Filmchronisten auch von der LEADER-Region Mostviertel-Mitte, einem EU-Förderprogramm, um den ländlichen Raum zu entwickeln.

Die Filmchronisten knüpfen damit an die Tradition der Gemeindechronisten an. „Historische Erzählformen werden dabei in die digitale Welt transferiert, womit eine neue, auch für junge Menschen attraktive mediale Plattform über das Leben in der Region entsteht“, heißt es weiter. Dazu kommt ein solarbetriebener Bus zum Einsatz, der im Vorfeld zu einem mobilen Produktionsstudio umfunktioniert wurde. Er wurde mit technischem Equipment für die Filmherstellung, den Filmschnitt, die Digitalisierung von historischen Fotos und Filmen sowie für die Präsentation ausgestattet.
Beteiligte Gemeinden:
Annaberg, Frankenfels, Hofstetten-Grünau, Hohenberg, Kirchberg an der Pielach, Lilienfeld, Loich, Mank, Mitterbach am Erlaufsee, Ober-Grafendorf, Puchenstuben, Rabenstein an der Pielach, Schwarzenbach an der Pielach, St. Aegyd am Neuwalde, Türnitz, Weinburg
Bus startet am Freitag in Frankenfels
In einem ersten Schritt werden ab Freitag die 16 teilnehmenden Gemeinden im Ötschergebiet vom mobilen Studio besucht, den Anfang macht die Gemeinde Frankenfels (Bezirk St. Pölten). Pro Gemeinde sind, je nach Größe, ein bis drei Tage Aufenthalt geplant. Bis Ende Juni tourt der Bus durch die Gemeinden und begibt sich auf die Suche nach Geschichten. „Es sind Geschichten, die sich verfilmen lassen. Die Leute können einfach historisches Film- und Fernsehmaterial vorbeibringen und wir sammeln das zunächst“, sagte Isabella Größbacher-Stadler, Projektmanagerin der LEADER-Region Mostviertel-Mitte.
Ein Gremium entscheidet dann, welche Geschichten sich filmisch umsetzen lassen. Ab dem Sommer tourt der Bus erneut durch die Gemeinden und bleibt rund zwei Wochen pro Station. Dabei werden jeweils Magazinbeiträge, Interviews und Kurzporträts produziert. Im Herbst 2021 gibt es die filmischen Chroniken schließlich zum Anschauen, öffentliche Filmvorführungen in den Gemeinden sind geplant.