Kultur

„Ober“ Alfred Böhm wäre 100 Jahre alt

Alfred Böhm, Volksschauspieler und Publikumsliebling, der mit „Familie Leitner","Der Untermieter“, „Seniorenclub“ und „Der Leihopa“ Fernsehgeschichte schrieb, wäre am Montag 100 Jahre alt geworden. Am 22. September 1995 ist Böhm in Wieselburg (Bezirk Scheibbs) gestorben.

Von den großen Wiener Theaterkomödianten ist heute mit Otto Schenk eigentlich nur mehr einer übrig. Oftmals an dessen Seite brillierte sein enger Freund Alfred Böhm. Böhm, der am 23. März 1920 in Wien zur Welt kam, war viele Jahrzehnte lang Dauergast in einigen der beliebtesten Serien des ORF. Vom Schwiegersohn in über 100 Folgen der „Familie Leitner“ über die allsonntägliche Begegnung mit dem Ober Alfred im „Seniorenclub“ bis zum „Leihopa“ war Böhm mit den Jahren zum beliebten Familienmitglied in den österreichischen Fernsehhaushalten geworden.

Alfred Böhm 1995
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Alfred Böhm (1920-1995)

Volksschauspieler, Komödiant und Publikumsliebling

Wie seine älteren Brüder Franz und Carlo suchte er – nach einer Ausbildung zum Feinmechaniker – sein Glück in der Schauspielerei und fand über Engagements in Innsbruck, Linz und Karl Farkas’ Simpl den Weg ins Theater in der Josefstadt, dem er jahrzehntelang die Treue hielt, und wo er insbesondere als Charakterkomiker in Horvath-, Nestroy-, Molnar-und Raimundstücken brillierte. Vor allem in den Kammerspielen feierte der melancholisch-grantelnde, phlegmatisch-tolpatschige, zwanghaft-gutmütige Charakterkomiker Erfolge am laufenden Band, immer wieder an der Seite von Elfriede Ott oder seinem Namensvetter Maxi Böhm.

Alfred Böhm und Ursula Pasterk 1995
APA/Hans Techt
Alfred Böhm, zu seiner Zeit einer der populärsten TV-Schauspieler, 1995

Seine Popularität verdankte er aber dem Fernsehen, das die Anziehungskraft des Schauspielers mit dem treuherzigen Blick früh zu nutzen wusste. Als Nachfolger der populären Hörspiel-Serie „Die Radiofamilie“ startete mit „Familie Leitner“ 1958 die erste österreichische TV-Soap über das Weh und Ach einer Wiener Mittelstandsfamilie. Böhm spielte unter der Regie von Otto Schenk den unablässig mampfenden und „motschgernden“ Schwiegersohn Walter – in der Serie übrigens verheiratet mit Renee Michaelis, Schenks Ehefrau im richtigen Leben.

Böhm war Alfred, Walter, Waldemar und der Hatzinger

Während der neunjährigen Laufzeit taten sich Schenk und Böhm in der Sketchserie „Der Untermieter“ zusammen und später, in den 1980er-Jahren, lieferten die beiden wohl die ultimative Outrierung in der TV-Ratesendung „Dingsda“ beim kindlich-kindischen Versuch, eine Waschmaschine zu erklären.

ORF III zeigt am 29. März die Dokumentation „ORF-Legenden: Alfred Böhm“ und lässt anschließend gleich zehn „Leihopa“-Folgen vom Stapel – mit Fortsetzungen Anfang April.

25 Jahre lang servierte er als „Ober Alfred“ an der Seite von Hilli Reschl launische Pointen, 1981 verewigte er sich als „Hatzinger“ in Franz Antels „Bockerer“ und vier Jahre später landete er nochmals einen Überraschungserfolg : Als „Leihopa“-Serienheld Waldemar Herzog wurde er nicht nur zum liebenswerten Problemlöser der Nation, sondern entwickelte regelrechtes Straßenfeger-Potenzial.

1995, im Jahr seines Todes, bekam er – gemeinsam mit Mario Adorf – die Platin-Romy verliehen, auch der Professorentitel wurde ihm zuerkannt. Am 22. September starb Böhm in seinem Haus nahe Wieselburg. Wunschgemäß wurde er in seiner Wahlheimat auch beerdigt.