Infusionswärmegerät
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Wirtschaft

Mauerbacher Transfusionswärmer in Asien gefragt

Gerade die CoV-Krise hat gezeigt, wie wichtig die Verfügbarkeit von medizinischen Geräten sein kann. In Mauerbach (Bezirk St. Pölten) hat sich die Firma Biegler auf Medizintechnik spezialisiert. Die in Niederösterreich hergestellten Produkte findet man weltweit.

Mehr als 50 verschiedene Produkte fertigt die Firma Biegler in Mauerbach. Die Angebotspalette reicht von Einwegartikeln wie medizinischen Schläuchen bis zu komplexen medizinischen Geräten wie etwa Neurostimulationsgeräten oder Geräten für Druckinfusionen. Zur absoluten Verkaufsspitze zählen die Infusions- und Transfusionswärmegeräte.

Sie kommen beispielsweise in der Notfallmedizin zum Einsatz, wenn Patientinnen und Patienten größere Mengen Flüssigkeit verabreicht werden müssen. Mithilfe der Geräte aus Mauerbach können Blut und andere Flüssigkeiten binnen einer Minute von Kühlschranktemperatur auf Körpertemperatur erwärmt werden.

Niederösterreichische Produkte in australischen Spitälern

In den Produktionshallen im Wienerwald wurden unterschiedliche Typen dieser Wärmegeräte entwickelt und werden nach wie vor in Mauerbach erzeugt. Vom meistverkauften Gerät verlassen jährlich bis zu 2.000 Stück die Werkhallen. Nur etwa jedes fünfte verkaufte Stück kommt in Österreich zum Einsatz, etwa 80 Prozent werden für den Weltmarkt exportiert. In Australien waren die Mauerbacher Infusionswärmer lange Zeit Marktführer, und sie sind nach wie vor Bestandteil unzähliger medizinischer Einrichtungen von Asien und Indien über Europa und Afrika bis nach Nordamerika.

Modell am Computer bei der Produktentwicklung
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Viele Produkte, die weltweit zum Einsatz kommen, wurden in Mauerbach entwickelt

Länder setzen unterschiedliche Ansprüche an Geräte

Beinahe jedes Produkt, das Biegler herstellt, wurde auch in Mauerbach entwickelt, erzählt Geschäftsführerin Ingeborg Biegler: „Wir decken für unsere Kunden ein sehr großes Spektrum ab. Es reicht von der Entwicklung – von Mechanik bis Software – bis zur Fertigungsüberleitung und Produktion. Fast 100 Prozent dieser Schritte können wir im eigenen Haus abdecken.“

Die Geschichte des familiengeführten Unternehmens begann im Jahr 1973 als Einpersonenunternehmen. Binnen weniger als 50 Jahren wurde der Standort in Mauerbach mehrmals ausgebaut und erweitert. Heute sind etwa 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Biegler beschäftigt. Der jährliche Umsatz liegt bei etwa fünf Millionen Euro, zu den Kunden zählen internationale Pharma- und Medizinriesen wie Baxter.

Testung der Infusionswärmer
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Jedes Gerät muss eingehend geprüft werden, bevor es in einer Klinik zum Einsatz kommt

Enge Zusammenarbeit mit klinischem Personal

Das Produktentwicklerteam ist damit beschäftigt, neuen Ideen bzw. Weiterentwicklungen zur Marktreife zu verhelfen. „Oft treten bei Medizinerinnen und Medizinern in der Praxis Schwierigkeiten im Umgang mit bestimmten Situationen auf, sodass sie Ideen zu neuen Produkten haben. Manche haben vielleicht bereits ein Konzept entwickelt, allerdings brauchen sie ein Unternehmen, das so eine Produktidee auch umsetzen kann und die entsprechende Erfahrung in der Entwicklung hat“, so Juniorchef Werner Biegler.

Da es je nach Kontinent und Region unterschiedliche Nutzungsgewohnheiten und Präferenzen bei Medizinerinnen und Medizinern gibt, stellen sie auch nicht dieselben Anforderungen an die gleichen Produkte, erklärt Biegler. „So kann es beispielsweise sein, dass bestimmte Produktanforderungen ausschließlich in Nordamerika nachgefragt werden, während ein funktionsgleicher Artikel in Asien ganz anders beschaffen sein muss.“

Medizintechnik Biegler weltweit erfolgreich

Gerade die Coronakrise hat uns in den letzten Wochen vor Augen geführt, wie wichtig die Verfügbarkeit von ausreichend medizinischen Geräten sein kann. In Mauerbach bei Wien hat sich die Firma Biegler auf Medizintechnik spezialisiert und ist weltweit erfolgreich.

Arbeiten unter hohen hygienischen Auflagen

Der für Einwegprodukte nötige letzte Schritt erfolgt nicht in Mauerbach. Die Sterilisation wird von einem Partnerunternehmen übernommen. Dennoch gelten für die Herstellung und Verpackung der medizinischen Einwegartikel besonders strenge Hygienevorschriften. Auch am Standort in Mauerbach gibt es einen Reinraum, der ausschließlich von einigen wenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreten werden darf.

Bevor sie darin zu arbeiten beginnen, müssen sie eine Schleuse passieren, in der sie die Kleidung wechseln, sich waschen und wo – ähnlich wie ärztliches Personal in einem Operationsbereich – spezielle Kleidung Pflicht ist: von der Haarbedeckung über Mundschutzmasken, Einweghandschuhen bis zum Kittel und Schuhen, die ausschließlich im Reinraum getragen werden. Jeglicher Hautkontakt mit den medizinischen Produkten muss ausgeschlossen werden.

Arbeit im Verpackungslager
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In der Verpackungsabteilung gelten strenge Hygienevorschriften

Produkte müssen ausführlich getestet werden

Auch alle Gegenstände, die in den Reinraum gelangen, müssen erst durch eine Warenschleuse eingeführt werden. Selbst bei der Verpackung der voreingeschweißten Einweggegenstände gelten noch besondere Hygienebestimmungen. Nicht einmal die Kartons dürfen ohne Einweghandschuhe berührt werden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dürfen ihren Dienst auch nur antreten, solange sie sich gesund fühlen. Bei kleinsten Anzeichen einer Erkältung sind sie angewiesen, ihren Dienst augenblicklich zu beenden. Auch regelmäßige Gesundheitskontrollen sind vorgeschrieben. Viele Maßnahmen, die erst durch die Coronavirus-Krise einem großen Teil der Bevölkerung bekannt wurden, waren in der medizinischen Produktion wie bei Biegler auch schon vor Ausbruch der Pandemie gelebte Praxis.

Jedes Gerät, dessen Bestimmungsort in einem Krankenhaus liegt, muss eingehend überprüft werden, bevor es zum Einsatz kommen kann. Unterschiedliche Kontrollen sind Standard. Auch in den Werkshallen in Mauerbach finden sich viele Maschinen, die diverse Parameter überprüfen – sei es die Verlässlichkeit der Software oder die Genauigkeit der mechanischen Fertigung, die auf weniger als Hundertstelmillmeter genau überprüft wird. Denn egal, um welches Produkt es sich handelt: Zum Einsatz kommen alle in mitunter heiklen klinischen Situationen, und da müssen sie verlässlich funktionieren.