Grenzübergang Gmünd-Bleyleben, gesperrt durch einen Grenzbalken
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Coronavirus

Grenze: Mehr Vogelzwitschern als Autolärm

Ein Lokalaugenschein an der österreichisch-tschechischen Grenze zeigt: Seit der Einführung von Grenzkontrollen ist der Verkehr fast zum Erliegen gekommen. Deutlich mehr Lkw als Pkw sind unterwegs, denn der Warenverkehr ist von den Grenzsperren ausgenommen.

Der Grenzübergang zwischen Österreich und Tschechien in Gmünd war jahrzehntelang der Inbegriff des Eisernen Vorhangs, weil er quer durch die Stadt verlief und diese in zwei Hälften teilte. Auch wenn es seit Montagfrüh wieder Grenzkontrollen gibt, ist von der gespenstischen Ruhe wie zu Zeiten des Eisernen Vorhangs nichts zu spüren. Es ist zwar deutlich weniger los, aber nach wie vor fahren viele Lkw und auch einige Pkw in die eine oder andere Richtung über die Grenze.

Eine junge Frau antwortet aus ihrem Auto heraus auf die Frage, ob die Fahrt über die Grenze normal funktioniert habe: „Normal nicht, ich bin nur in die Arbeit nach Österreich gefahren und sofort wieder zurück.“ Sie sei gefragt worden, warum sie über die Grenze fahre, ob sie dort wohne oder zum Arbeiten hinüberfahre, und habe genau erklären müssen, was sie in Österreich mache, bevor man sie habe passieren lassen, schildert die Frau.

Grenzübergang Gmünd mit Holz-LKW.
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Das zweisprachige Willkommensschild an der Grenze bekommen derzeit nur wenige Menschen zu sehen

Ein Lkw-Fahrer, der gerade von Gmünd in Richtung Tschechien und weiter nach Deutschland fährt, sagt verschmitzt lächelnd, es sei nicht normal gewesen. „Heute waren fast keine Pkw auf der Straße, nur Lkw – das ist super!“

Polizisten kontrollieren die Einhaltung der Grenzsperre

Auf der tschechischen Seite des Grenzübergangs stehen mehrere Polizisten. Sie tragen gelbe Warnwesten und Gesichtsmasken. Zwei Autofahrer, die in Richtung Österreich fahren wollen, müssen umdrehen, sie dürfen nicht passieren. Ein Mann auf dem Fahrrad hingegen darf durchfahren. Er habe eine Erlaubnis von seinem österreichischen Arbeitgeber vorgezeigt, erzählt er gegenüber noe.ORF.at.

Grenzübergang Gmünd, tschechische Seite, Polizisten kontrollieren einen einreisenden LKW
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Mit Gesichtsmasken und Warnwesten sind die Polizisten an der Grenze ausgestattet

Es sind nicht nur Lkw mit Lebensmitteln, die hier durchfahren. Mehrere Sattelzüge mit Holzstämmen brausen durch. Ein Lkw-Fahrer erzählt, er habe Blech geladen. Ein junger Mann in einem Lieferwagen berichtet, er habe lediglich eine Europalette nach Tschechien zurückgebracht. Die Polizisten hätten nur seinen Zulassungsschein und seinen Pass sehen wollen, ihn aber nicht nach dem Grund seiner Reise gefragt.

Die Pkw sind heute ganz im Gegensatz zu sonst in der Unterzahl. Da Gmünd und České Velenice so eng beisammen liegen, fahren normalerweise viele Familien zum Einkaufen ins Nachbarland. Obwohl der Verkehr merklich weniger geworden ist, ist er nicht zum Erliegen gekommen. Trotzdem ist auffällig, dass hier aktuell mehr Vogelgezwitscher als Autolärm zu hören ist.

Rad- und Fußgängergrenzübergang Bleyleben in Gmünd. Der Übergang ist mittels Grenzbalken gesperrt worden
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Der Fußgänger- und Radfahrergrenzübergang Bleyleben ist derzeit gesperrt, hier kann niemand durch

Am Rad- und Fußgängergrenzübergang Bleyleben, nur wenige hundert Meter entfernt, liegt ein rot-weiß-roter Grenzbalken quer auf dem Geländer der schmalen Brücke. Zusätzlich wurden Bretter angebracht, damit auch niemand unter dem Grenzbalken hindurchschlüpfen kann. Zu Zeiten des Eisernen Vorhanges gab es hier eine strenge Grenzkontrolle. Heute wird hier zwar nicht kontrolliert, ein Durchkommen ist trotzdem nicht möglich.