Coronavirus

25 Infizierte: „Corona-Hotspot“ Ardagger

In Niederösterreich gibt es die meisten Infizierten mittlerweile im Bezirk Amstetten. „Hotspot“ ist die Gemeinde Ardagger mit 25 Covid-19-Erkrankten. Das Virus dürfte durch Skiurlauber in die rund 3.500-Einwohner-Gemeinde gekommen sein.

„Wir hatten die spezielle Situation, dass zu einem frühen Zeitpunkt – als die Sensibilität in Norditalien noch nicht so hoch war – Skiurlauber aus diesen Gebieten in das Gemeindegebiet zurückgekommen sind, die bereits Virusträger waren“, sagte der Bürgermeister von Ardagger, Johannes Pressl (ÖVP), im Gespräch mit noe.ORF.at. Bei den Skiurlaubern soll es sich um eine Gruppe von etwa zehn Personen gehandelt haben, die zum Teil aus Ardagger, aber auch aus anderen Gemeinden stammten.

Bei Stammtisch oder Feiern verbreitet

In Ardagger sollen die Betroffenen in der Gemeinde sehr umtriebig gewesen sein. „Das waren sehr aktive Leute, teilweise ältere Menschen, die regen Kontakt im Ortsleben hatten, bei Stammtischen oder Geburtstagsfeiern“, so Pressl. Dabei soll wiederum eine Person infiziert worden sein, die beruflich Kontakt zu vielen weiteren Menschen in der Gemeinde hatte und somit quasi eine zweite Welle an Infizierungen ausgelöst haben dürfte. „Eine Verkettung unglücklicher Umstände“, betonte Pressl.

Die letzten Zahlen, die dem Bürgermeister vorliegen, stammen von Donnerstagabend. Zu diesem Zeitpunkt waren in der Gemeinde 25 Menschen mit dem neuen Coronavirus infiziert, während es im gesamten Bezirk Amstetten 37 waren. 195 Menschen in Ardagger befanden sich zudem in häuslicher Quarantäne. Besonders betroffen sind die Gemeindegebiete Ardagger-Markt und Ardagger-Stift, in denen etwa 1.500 Menschen wohnen.

Ortsansicht der Gemeinde Ardagger
ORF
Die Zahl der Infizierten ist in Ardagger so hoch wie in keiner anderen Gemeinde im Bezirk Amstetten

Die ersten positiven Tests wurden am Donnerstag vorige Woche bekannt. „Ich bin mit dieser Information, dass es die ersten Infektionen gibt, relativ rasch über Onlinemedien an die Bevölkerung gegangen, auch mit dem Ziel, das öffentliche Leben und alle Aktionen in der Gemeinde mehr oder weniger auf null zu fahren“, sagte Pressl. Die Gottesdienste wurden abgesagt, die Schulen und der Kindergarten geschlossen.

Den zunächst rapiden Anstieg an Erkrankungen in Ardagger hat man mittlerweile im Griff. Von Dienstag auf Mittwoch gab es nur noch drei neue Infizierte in der Gemeinde.

Betroffene haben Schuldgefühle

Das „größte Drama“ derzeit ist laut dem Bürgermeister, dass die Betroffenen, die das Virus in die Gemeinde gebracht haben dürften, enorme Schuldgefühle haben. „Was alle gemeinsam haben, ist die große Frage, ob sie jemanden angesteckt haben. Das ist in einer so kleinen Gemeinde, die durchaus noch überschaubar ist, eine Selbstwertfrage bzw. teilweise die Frage, ob man einen nicht wiedergutzumachenden Makel hat. Das ist in dieser Phase, wo noch jeder auf die einzelnen Infektionen schaut, eine psychisch schwierige Situation und derzeit die größte Herausforderung“, so der Bürgermeister.

Die Gemeinde Ardagger will nun die Betroffenen verstärkt unterstützen. Einerseits ist man dabei, ein Abhol- bzw. Bringservice aufzubauen, andererseits sollen sämtliche Infizierten und alle, die sich in häuslicher Quarantäne befinden, täglich angerufen werden, „damit sie auch von außen Kontakt haben“, sagte Pressl im Telefoninterview. Der Ortschef befindet sich auch selbst derzeit in häuslicher Quarantäne, weil er bei einer Veranstaltung einer Person die Hand geschüttelt hatte, die später positiv getestet wurde.