Rathausplatz St Pölten
ORF.at/Christian Öser
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Chronik

St. Pölten: Aufregung um Romatreffen

Alljährlich treffen sich zu dieser Zeit in St. Pölten etwa 40 Sinti und Roma, die sich für die Dauer des Aufenthalts mit ihren Wohnwägen ansiedeln. In Zeiten der Ausgangsbeschränkungen und Versammlungsverbote hat das Leben im Freien bei vielen Bewohnern Unverständnis ausgelöst. Die Stadt war um eine Lösung bemüht.

Ein Treffen von mehr als 40 Sinti und Roma rund um den Ratzersdorfer See löste bei manchen Beobachterinnen und Beobachtern deutlichen Unmut aus. Und in Zeiten wie diesen vor allem Unverständnis. Da es sich bei diesem konkreten Anlass aber um einen Sonderfall handle, sei es nicht möglich, das Treffen zu verbieten. Man könne die Gruppe nicht einfach verdrängen oder auflösen, hieß es beim zuständigen Magistrat.

„Als Hintergrund muss man verstehen, dass ein Roma- bzw. Sintilager quasi die Wohnung, das Zuhause bzw. das Wohnzimmer für das fahrende Volk darstellt. Alles, was dort passiert, passiert sozusagen in den eigenen vier Wänden“, erklärte Magistratssprecher Thomas Kainz gegenüber noe.ORF.at. Es sei schlicht nicht möglich, die Betroffenen „nach Hause“ zu schicken, da das Zuhause die Wohnwägen seien. Man könne die Gruppen nicht einfach verdrängen oder auflösen, so Kainz. „Denn neben dem grundsätzlichen Recht, hier zu sein, könnten die Betroffenen faktisch nirgendwo anders hin, nachdem die meisten relevanten Grenzen geschlossen sind.“

Einschreiten erst bei gesundheitlichem Verdacht

Aufgrund der aktuellen Situation führte die Stadt St. Pölten mit den Roma bzw. Sinti nach eigenen Angaben aber Gespräche und habe die einzelnen Gruppen davon überzeugt, heuer einen anderen Lagerplatz als den Ratzersdorfer See aufzusuchen, der ihnen in den letzten Jahren als vorübergehende Bleibe angeboten worden war. Die Stadt leitete eine Übersiedlung in die Nähe des VAZ ein. „Dort gibt es Infrastruktur wie Wasser und Strom. Mitarbeiter der Stadt und der Polizei haben sie auch nochmals gesondert über Rechte und Pflichten informiert, sowie auch für die aktuelle Situation sensibilisiert“, so Kainz.

Sollte der dringende Verdacht über Infektionen mit dem Coronavirus bestehen, sei die Bezirksverwaltungsbehörde Kainz zufolge „natürlich aufgerufen, einzuschreiten und notwendige Maßnahmen wie etwa eine Evakuierung oder Quarantäne anzuordnen.“ Da bisher aber keinerlei Verdachtsmomente für das Einschreiten der Gesundheitsbehörde vorliegen würden, hätte diese auch noch nicht tätig werden können.