Aufnahmen aus Dürnstein, Spitz, Melk und Krems im April 2020
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Wirtschaft

Viele offene Fragen in der Tourismusbranche

Die Tourismusbranche bereitet sich langsam auf einen möglichen Neustart vor. Wie dieser genau aussehen wird, ist aber noch unklar. Bei der Niederösterreich-Werbung hofft man, dass man als Naherholungsgebiet für inländische Gäste im Sommer punkten kann.

Ein Lokalaugenschein am Sonntag in der Wachau zeigt, dass dort wo normalerweise um diese Jahreszeit hunderte Ausflügler und Touristen unterwegs sind, es derzeit eher gespenstisch ruhig ist – und das nicht nur an einem trüben Wochenende wie diesem. Gastronomiebetriebe und Hotels sind schließlich nach wie vor geschlossen, ein sonst so beliebter Ausflug mit dem Schiff ist nicht möglich. Nur vereinzelt sind Spaziergänger, Wanderer oder Radfahrer unterwegs. Das trifft auch Hotelier Johannes Ebner, der mitten in der Melker Innenstadt ein Hotel betreibt. Er spricht von einer „katastrophalen Situation“. Derzeit sei alles sehr schwer planbar. Nach wie vor wisse man nicht, wann man zu welchen Bedingungen wieder aufsperren dürfe.

Warten auf Fahrplan der Bundesregierung

Die Bundesregierung will Ende April entscheiden, wie es konkret weiter geht, kündigte jedoch an, dass Beherbergungsbetriebe ab Mitte Mai schrittweise wieder aufsperren könnten. Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) ließ am Sonntag mit dem Vorstoß, die Grenzen für deutsche Urlauber zu öffnen, aufhorchen. Das Gesundheitsministerium reagierte darauf jedoch zurückhaltend – mehr dazu in Gesundheitsministerium zurückhaltend (news.ORF.at; 19.4.2020).

Aufnahmen aus Dürnstein, Spitz, Melk und Krems im April 2020
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In der Wachau ist es derzeit eher gespenstisch ruhig

Auch bei der Niederösterreich-Werbung wartet man derzeit mit Spannung auf den konkret Fahrplan der Regierung, versucht sich aber gleichzeitig auf die Sommersaison vorzubereiten. Man arbeite mit den sechs Tourismusdestinationen derzeit daran, nach der Krise wirksame Kommunikationsmaßnahmen zu setzen, erklärte der Geschäftsführer der Niederösterreich-Werbung, Michael Duscher, am Sonntag im Gespräch mit noe.ORF.at. Außerdem gebe es ein Projekt gemeinsam mit den Bergbahnen, bei dem es um Leitlinien für den Freizeit- und Ausflugstourismus gehe.

Positionierung als Freizeit- und Ferienregion

Gerade auf diesen hofft man in der aktuellen Situation sehr stark. Eine gute Basis ist, dass schon in den vergangenen Jahren 60 Prozent der Gäste in Niederösterreich aus dem Inland waren. Man gehe davon aus, dass man das noch ausbauen könne, so Duscher: „Niederösterreich ist die ideale Freizeit- und Ferienregion. Es liegt nahe bei Wien und hat viel zu bieten, wonach sich die Leute jetzt sehnen.“

Aufnahmen aus Dürnstein, Spitz, Melk und Krems im April 2020
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Souvenirs aus der Wachau sind vor allem bei den vielen internationalen Gästen beliebt

Auch Tourismus-Landesrat Jochen Danninger (ÖVP) sprach in einer Aussendung vergangene Woche davon, dass sich Niederösterreich nach dem Ende der Beschränkungen als „Naherholungsgebiet für unsere inländischen Gäste“ präsentieren wolle. Diesen Sommer stehe Urlaub in Niederösterreich „für uns alle an erster Stelle. Jetzt müssen wir zusammenstehen und gemeinsam unsere regionale Tourismuswirtschaft stärken“, so Danninger.

Gerade in der Wachau ist der Anteil an ausländischen Gästen aber für gewöhnlich eher hoch. Und Tatsache ist auch, dass die Kultur ein wichtiger Tourismusfaktor ist, der noch wegbrechen könnte. Die Barocktage Melk Ende Mai etwa seien schon abgesagt, beklagt Hotelier Johannes Ebner: „Das ist schon ein ganz wichtiges Segment“. Wann die nächsten größeren Events stattfinden dürfen, sei unklar. Vorerst hält er sich und seinen Betrieb mit einem Abhol- und Lieferservice, das vor wenigen Wochen eingerichtet wurde, über Wasser. Wie es weiter geht, bleibt abzuwarten.