Antrag für Kurzarbeit
APA/BARBARA GINDL
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Wirtschaft

Ansturm auf Kurzarbeit: Abrechnung startet

In Niederösterreich sind mittlerweile mehr als 200.000 Beschäftigte in Kurzarbeit. Der Ansturm halte ungebrochen an, heißt es in einer Bilanz der Sozialpartner, des Landes und des AMS. Seit Montag können Unternehmen, deren Anträge bewilligt wurden, die Beihilfe nun auch abrechnen.

Etwa 500 Kurzarbeitsanträge werden derzeit täglich in Niederösterreich bewilligt, heißt es in der aktuellen Bilanz. In der Woche nach Ostern sei die Zahl der Anträge erneut deutlich gestiegen. Mit Stand Sonntag waren im ganzen Bundesland 206.034 Personen in Kurzarbeit beschäftigt. Für 90.353 Arbeitskräfte wurde diese bereits bewilligt. Das entspricht einem Fördervolumen von 663 Millionen Euro.

Abrechnung über die Website des AMS

Seit Montag ist es nun auch möglich, dass Unternehmen, deren Anträge bereits bewilligt wurden, die Beihilfe abrechnen. Dafür stehen auf der Website des Arbeitsmarktservice (AMS) nun die entsprechenden Dateien und Unterlagen sowie Erklär-Videos zur Verfügung. Die vollständig ausgefüllten Unterlagen können ausschließlich über das eAMS-Konto eingereicht werden. Nach der Prüfung der Abrechnung werden die Beihilfen überwiesen.

Beim AMS rechnet man damit, dass die Zahl der Anträge weiter steigen wird. „Die Höchstzahl der Anträge, die bei uns eingelangt ist, ist noch nicht erreicht", so AMS-Landesgeschäftsführer Sven Hergovich. 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden mit Hochdruck an der Abwicklung der Kurzarbeit arbeiten. In der Phase der Abrechnung dürfe man als Fördergeber den Unternehmen allerdings nicht mehr beratend zur Seite stehen, heißt es. Hier übernehme die Wirtschaftskammer Niederösterreich, ergänzend mit Steuerberatern und Lohnverrechnern, eine zentrale Rolle.

Kurzarbeit auch für Lehrlinge möglich

Der für den Arbeitsmarkt zuständige Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP) wies in einer Aussendung darauf hin, dass die neue Form der Kurzarbeit auch für Lehrlinge möglich sei. Diese seien die Fachkräfte der Zukunft, deswegen müssten sie unbedingt in den Betrieben gehalten werden. „Gemeinsam mit dem AMS und den Sozialpartnern ziehen wir hier an einem Strang, um unsere Landsleute und Betriebe bestmöglich zu unterstützen“, so Eichtinger.

Vor allem viele Industriebetriebe nutzen derzeit das Modell der Kurzarbeit. Laut Industriellenvereinigung Niederösterreich (IV-NÖ) würden 75 Prozent der Industrieunternehmen auf Kurzarbeit setzen, um die Auftragsausfälle zu kompensieren. Das zeige, „wie wichtig die Corona-Kurzarbeit ist, um Arbeitsplätze abzusichern und durch diese Förderung das Einkommen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu stützen“, so IV-NÖ-Präsident Thomas Salzer.

Sonja Zwazl, Präsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ), sprach am Montag von einer „höchst wertvollen Unterstützung für Unternehmen“. Das Kurzarbeit-Modell helfe Unternehmen, das Knowhow ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Betrieb zu halten. Darauf verweist man auch bei der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ). Die breite Zustimmung der Bevölkerung belege, dass der Kurs der Sozialpartner bestätigt werde, so AKNÖ-Präsident Markus Wieser – mehr dazu in Studie: Großteil geht mit Krise gut um (noe.ORF.at; 13.4.2020).

Österreichweit fast 900.000 Betroffene

Nicht nur in Niederösterreich, sondern im ganzen Land ist Kurzarbeit weiterhin stark gefragt. Laut Arbeitsministerium kamen vergangene Woche Anträge für 270.000 Arbeitsplätze dazu. In Summe lagen am Freitag (17.4.) 63.189 bewilligungsfähige Anträge auf Kurzarbeit für 871.039 Stellen vor. Das entspricht einer Erhöhung um fast die Hälfte gegenüber dem Freitag davor (608.000 Jobs). Dazu kamen laut Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) noch 15.663 Anträge mit fehlenden Daten.

Alleine die schon genehmigten 39.298 Anträge kosten 4,3 Milliarden Euro – bei einem Kurzarbeitstopf, der erst vorige Woche auf fünf Mrd. Euro aufgestockt worden war. „Die ersten Gelder werden bereits diese Woche fließen“, versprach Aschbacher in der Aussendung.