Babyfüße
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Gesundheit

Besuchsverbot: Mütter nach Geburten fitter

Seit Einführung der Coronavirus-Maßnahmen Mitte März sind in Niederösterreichs Spitälern mehr als 1.600 Kinder zur Welt gekommen. Auf Geburtenstationen gelten seither strenge Besucherregelungen. Das hat offenbar positive Nebeneffekte: Mütter und Babys erholen sich deutlich schneller.

Seit acht Wochen sind die strikten Regelungen in Kraft, ab diesem Wochenende wurden sie in Niederösterreich leicht gelockert. Väter dürfen ab sofort nicht nur bei der Geburt im Kreißsaal dabei sein, sie dürfen auch wieder die Geburtenstationen betreten. Für alle anderen sind Besuche allerdings weiterhin untersagt. „Wir haben die Sorge gehabt, dass das Besuchsverbot etwas mehr Aufregung hervorruft“, sagte Leopold Wanderer, Abteilungsleiter der Geburtshilfe im Landesklinikum Melk. „Dem war aber gar nicht so, im Gegenteil: Sehr viele Frauen, die wir befragt haben, haben gesagt, dass das eine gute Sache ist.“

Weniger Probleme beim Stillen

Der Grund: Besuche von Angehörigen bedeuten für Mütter und Babys in der Regel auch viel Stress. Wegen des Besuchsverbots können sich die Mütter nun besser um ihr Neugeborenes kümmern. Dadurch würden nicht nur die Probleme beim Stillen weniger, im Spital in Melk gehen auch die Brustentzündungen, die üblicherweise immer wieder auftreten, spürbar zurück. „Wir überblicken jetzt einen Zeitraum von acht Wochen mit 110 bis 115 Geburten. Wir haben seither keine einzige Brustentzündung gehabt“, so Wanderer gegenüber noe.ORF.at.

Diese Entwicklung zeigt sich auch in anderen Spitälern. So bestätigt auch Ute Pfleger, Oberärztin auf der Geburtenstation im Landesklinikum Wiener Neustadt, dass es seit Mitte März weniger Komplikationen gibt: „Es sind alle Frauen, die stillen wollten, stillend nach Hause gegangen. Wir haben keine Brustentzündungen gesehen, und es gab auch keine Probleme beim Milcheinschuss. Das hat sich sehr verändert.“

Generell verweist Pfleger darauf, dass die Zeit des Wochenbetts eine Zeit der Entspannung und der Erholung sein sollte: „Das ist eigentlich immer vernachlässigt worden, und jetzt ist es so, dass Frauen die Zeit haben, um sich an das Kind zu gewöhnen und ihrer Mutterrolle gerecht zu werden.“ Außerdem würden Neugeborene und Mütter nun auch besser schlafen. „Es ist ganz selten, dass einmal ein Baby in der Nacht von einer Kinderschwester beaufsichtigt werden muss, weil die Frauen untertags jetzt auch Zeit haben, um sich auszurasten, wenn das Kind schläft“, so die Oberärztin.

„Zurückhaltung“ auch nach der Coronavirus-Krise

Dass auch nach der Coronavirus-Krise weitgehende Besuchsverbote beibehalten werden könnten, hält man in den Spitälern eher für unwahrscheinlich. „Das wird etwas schwierig werden“, sagte etwa der Abteilungsleiter der Geburtshilfe in Melk, Leopold Wanderer. „Vielleicht könnte man aber überlegen, die Besuchszeiten straffer zu halten und auch die Besucheranzahl etwas zu reduzieren.“

In dieselbe Kerbe schlägt man in Wiener Neustadt. „Man sollte es auf jeden Fall empfehlen. Das Personal würde es gerne beibehalten, dass nur die Väter zu Besuch kommen“, so Pfleger. Laut der Oberärztin wäre alleine schon ein Denkanstoß sinnvoll, dass sich Angehörige zum Wohl der Mutter und des Babys bestmöglich zurückhalten.