Arbeiter in einem Magna-Werk
ORF.at/Sonja Ryzienski
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Wirtschaft

Industrie will längere Kurzarbeit

Industriebetriebe werden die Krise noch lange spüren – das zeigt auch eine aktuelle Umfrage. Um die Folgen abzufedern, fordert Thomas Salzer, Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich (IV-NÖ), eine Verlängerung des Modells der Kurzarbeit.

In einer aktuellen Umfrage unter den Mitgliedsbetrieben der IV-NÖ sprechen sich mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (51 Prozent) für eine Verlängerung der Kurzarbeit zumindest bis Jahresende aus. 68 der insgesamt rund 150 Mitglieder wurden befragt. Für Salzer reicht das aber nicht.

Viele Betriebe spüren Krise erst zeitverzögert

Viele Branchen, allen voran die Bauindustrie, rechnen damit, dass sie die schlimmsten Folgen der Krise erst in einigen Monaten zu spüren bekommen werden. „Eine Ausdehnung des jetzigen Kurzarbeit-Modells, das drei plus drei weitere Monate vorsieht, wird nicht ausreichen. Es braucht eine Verlängerung über das Jahr 2020 hinaus“, so Salzer.

Auch der bürokratische Aufwand für die Abwicklung der Kurzarbeit müsse minimiert werden. Derzeit setzen 71 Prozent der Industriebetriebe auf Kurzarbeit, um die aktuellen Produktions- und Auftragsausfälle zu kompensieren und Arbeitsplätze abzusichern.

Zur Befragung

An der Befragung nahmen 68 Mitgliedsunternehmen der IV-NÖ im Zeitraum von 6. bis 11. Mai 2020 teil. Das Sample setzt sich aus Unternehmen unterschiedlicher Größe zusammen. 25 % < 100 Mitarbeiter, 25 % mit 100-250 MA, 21 % 250-500 MA, 13 % 500-1.000 MA, 16 % > 1.000 MA. Mehr als jedes vierte befragte Unternehmen (27 %) stammt aus der Metalltechnischen Industrie, die auch die größte Branche innerhalb der NÖ Industrie ausmacht.

Weniger Exporte, weniger Investitionen

Knapp jeder zweite Industriebetrieb in Niederösterreich rechne laut der Befragung damit, dass die Exporte um mindestens ein Viertel zurückgehen werden. Jedes zehnte Unternehmen gehe sogar davon aus, dass die Exporte um 75 bis 100 Prozent einbrechen werden. Das ist aus Sicht des IV-NÖ-Präsidenten eine besorgniserregende Entwicklung. „Viele Arbeitsplätze hängen am Export“, sagt Salzer. Die Coronavirus-Krise sei zwar auch eine Chance, um die Produktion wieder zurück nach Europa und Österreich zu holen, aber Niederösterreichs Industriebetriebe seien vor allem deshalb erfolgreich, weil sie für den Weltmarkt produzieren.

Laut Umfrage wollen nun 79 Prozent der Unternehmen ihren Investitionsplan aufgrund der Krise ändern, unter anderem weil die Nachfrage eingebrochen ist oder auch Baustopps verhängt worden sind. „Das Ausbleiben der Investitionen hat jedoch schwere Langzeitfolgen, denn es braucht ein investitionsgetriebenes Wirtschaftswachstum, um diese Krise möglichst gut und nachhaltig zu überstehen“, so Salzer. Anreize für Investitionen seien notwendig: „Investitionen sollen einen steuerlichen Bonus bringen. Konkret brauchen Unternehmen einen Investitionsfreibetrag für digitalisierungs- und umweltfördernde Projekte.“