Labor: Hand nimmt Stäbchen aus Becher
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Wissenschaft

Neue Wege in der Allergieforschung

Etwa ein Drittel der Menschen weltweit leidet an Allergien, in zehn bis 15 Jahren könnte es gar die Hälfte sein. Um neue Wege für Diagnose und Behandlung zu finden, entsteht in Niederösterreich gerade ein weltweit einzigartiges Zentrum für Allergieforschung.

Bis zu 96 Forscherinnen und Forschern arbeiten in sieben Einrichtungen bei dem Vorhaben zusammen. Zwei davon findet man in Tulln: die Universität für Bodenkultur und das Austrian Institute of Technology (AIT). In letzterem wird zu Schimmelpilzen als Allergieauslöser geforscht. Denn bisher kennt man nur vier bis fünf Pilzarten, die allergische Reaktionen hervorrufen können.

Doch die Forscher vermuten, dass es viel mehr gibt, erklärt Angela Sessitsch, Mikrobiologin am AIT: „Es geht vor allem um Pilze, die in Innenräumen vorkommen, mit denen viele Menschen in Berührung kommen. Wenn man weiß, welche Pilze diese Allergien auslösen, wenn wir wissen, welche Moleküle dahinter stehen, dann kann man natürlich auch analysieren und identifizieren.“

Universtitäts- und Forschungszentrum Tulln
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Zwei der sieben Einrichtungen, die zum Thema Allergien forschen findet man in Tulln: die Universität für Bodenkultur und das Austrian Institute of Technology (AIT)

Weiters sind die Karl-Landsteiner-Privatuniversität in Krems, die Medizinische und Veterinärmedizinische Universität Wien sowie die Universitätskliniken in St. Pölten und Krems an dem Projekt beteiligt. 7,6 Millionen Euro investiert das Land Niederösterreich in den nächsten drei Jahren in die Allergieforschung.

Für Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) ist das eine gute Investition in die Gesundheit: „Ich erhoffe mir, dass wir dadurch vielen Menschen Leid ersparen, dass rechtzeitig Allergien erkannt werden und Niederösterreich als Forschungsstandort weit in die Welt hinausstrahlt.“

Microchip erkennt allergieauslösende Stoffe

Allergien drohen in Zukunft überhandzunehmen. „Laut Studien haben bereits jetzt 50 bis 60 Prozent der Kinder bei Schuleintritt allergische Sensibilisierungen und sind damit anfällig, Allergien zu entwickeln“, erklärt der Allergieforscher Rudolf Valenta von der Medizinischen Universität Wien. Deswegen wird an der Entwicklung eines Allergenchips gearbeitet – ein Microchip, der bis zu 200 allergieauslösende Stoffe erkennen können soll. Es ist geplant, ihn in Niederösterreich herzustellen.

Frau untersucht etwa im Allergielabor
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Im Labor werden verschiedene Arten von Schimmelpilze analysiert und auf allergieauslösende Moleküle untersucht.

Und auch an neuen Wegen der Behandlung wird geforscht. „ Wir alle wissen, wenn eine Krankheit, sehr schwer ist, wenn sie bereits ausgebrochen ist, ist es sehr schwer etwas dagegen zu tun. Die Maßnahmen werden teuer, die Patienten leiden stark darunter. Alles was wir präventiv machen können kostet wenig Geld, ist das Beste für den Patienten, weil man mit sehr kleine Maßnahmen dem begegnen kann, etwa durch das Vermeiden der Allergene, aber auch durch eine frühzeitige Allergieimpfung“, so Valenta. Die Ergebnisse der Forschungen sollen ab kommendem Jahr in Lehrgängen an Medizinerinnen und Mediziner weitergegeben werden.