Das Autokino wird kein Ersatz für das Frequency-Festival sein können, „gibt aber wieder Hoffnung und schafft Abwechslung über den Sommer“, sagte Rene Voak, Geschäftsführer von NXP und Betreiber des VAZ. Obwohl es das Pfingstwetter nicht gut mit dem Start des neuen Autokinos meinte, war der Andrang groß. Einige Vorstellungen waren bis auf den letzten Parkplatz gefüllt.
Österreichische und internationale Filme
Als Autokino allein möchte sich das „Auto-Kunst-Kino“ aber nicht verstanden wissen. Neben österreichischen und internationalen Filmen stehen auch Auftritte von Künstlerinnen und Künstlern aus der Region am Programm. „Die Infrastruktur von Bühnen über Technik und Personal haben wir ja und so nützen wir die Gelegenheit, um die Infrastruktur wieder zum Einsatz zu bringen und für jeden Geschmack etwas zu bieten“, so Voak gegenüber noe.ORF.at.
Da die Eventbranche durch die Coronavirus-Krise wochenlang außer Gefecht gesetzt war, suchte Voak nach neuen Wegen, um Kunstschaffenden Auftrittsmöglichkeiten zu verschaffen und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Veranstaltungsbranche wieder eine Perspektive zu geben. Durch die Kooperation mit dem St. Pöltner Kino „Hollywood Megaplex“ können von Ende Mai bis Anfang September 188 Filmvorführungen gezeigt werden.
Voak war es bei der Planung des Projektes wichtig, dass Filme und Auftritte einander ergänzen. So stand beispielsweise am Pfingstsonntag nach einem Live-Konzert von Kinderliedermacher Bernhard Fibich der Disney-Film „Die Eiskönigin 2“ am Programm. Zwei Open-Air-Kinosäle stehen für die Filme zur Verfügung, eine LED-Wall für Nachmittagsfilme sowie eine deutlich größere Projektionsfläche an einem Gebäude für die Abend- bzw. Nachtvorstellungen.
Zauberer, Kabarettisten und Musiker auf der Bühne
Über den Sommer verteilt finden 36 Veranstaltungen österreichischer Künstlerinnen und Künstler statt, unter ihnen etwa das Zauberkünstlerpaar Thommy Ten und Amelie van Tass oder Schauspieler, Komiker Alexander Goebel mit seinem aktuellen Programm „Best Of Trilogy“ sowie die Sandkünstlerin Irina Titova. 100 verschiedene Kunstschaffende aus den Bereichen Musik, Kabarett, Foto- oder Kleinkunst wirken heuer in St. Pölten mit.
Laut VAZ-Geschäftsführer Voak entstand die Idee aus der Not heraus und aus dem Antrieb, Kunst und Kultur trotz aller gebotenen Abstandsregelungen bieten zu wollen. "Wir sind jeden Tag selbst gespannt, welche Verordnungen wir auf den Tisch bekommen, können mit dem „Auto-Kunst-Kino" aber flexibel reagieren. Sollte weiter gelockert werden, wäre ein Auto-Picknick-Kino denkbar – zum Beispiel mit Klappsesseln neben den Autos. Im Fall einer erneuten Verschärfung können wir vom Ticketsystem bis zur Popcorn-Bestellung ein absolut kontaktloses Erlebnis sicherstellen.“
Ticketkauf und Burgerbestellung via Smartphone
Die Tickets sind im Vorverkauf erhältlich, bei der Einfahrt werden sie via Smartphone am Autofenster vorgewiesen. Auch Getränke- und Essensbestellungen – von Popcorn über Hotdogs und Burger – werden über eine App abgewickelt. Die Kontakte zwischen Publikum und Personal werden damit möglichst gering gehalten.
Obwohl das Wetter beim Start am Pfingstwochenende nicht mitspielte, waren einzelne Vorstellungen ausverkauft. Die Besucherinnen und Besucher ließen sich selbst durch strömenden Regen nicht abhalten. Mit aktivierten Scheibenwischern und teilweise in mitgebrachte Bettdecken gehüllt, folgten sie den Programmen auf Bühne und Leinwand. Anders als im Kinosaal turnten Kinder zwischen den Sitzen, in einigen Kofferräumen schliefen Hunde.
Da der Ton von Filmen und Live-Konzerten über die Autoradios abgespielt wird, bleiben nach jeder Vorführung einzelne Pkw am Gelände mit leeren Autobatterien stehen. Ein Serviceteam mit Starthilfeausrüstung dreht standardmäßig nach jedem Event eine Runde über das Gelände, um den Platz möglichst schnell für die nächsten Autos zu räumen.
Fortsetzung 2021 denkbar
Den Kennzeichen nach zu urteilen war der Einzugsbereich des Publikums relativ groß. Die Besucherinnen und Besucher waren nicht nur aus dem Umkreis von St. Pölten, sondern aus Melk und Krems genauso angereist wie aus Tulln und Wien oder Amstetten und Zwettl.
Sollte das Interesse des Publikums weiterhin anhalten, kann sich Voak eine Fortsetzung im Sommer 2021 vorstellen. "Nach den vergangenen Monaten zählt für uns im Moment in erster Linie aber, diese Saison in der Eventbranche noch möglichst gut abzuwickeln. Auf jeden Fall fühlt es sich aber gut an, nach vielen Wochen des „Lockdowns" und der Kulturabstinenz wieder vor vollem Haus zu spielen und zu zeigen, dass die Kulturwelt noch lebt.“