Im altehrwürdigen Südbahnhotel, wo einst Künstler, Großbürger und Lebemenschen des ausgehenden 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts im großzügigen Ambiente ihre Sommerfrische begingen, kann nun auch der Coronavirus-Krise kulturell getrotzt werden. „Wir haben“, freut sich Florian Krumpöck, der Intendant, Pianist und Dirigent, „hier die Möglichkeit, alle Bestimmungen einzuhalten und auch die Wünsche des Publikums zu berücksichtigen. Bei uns können auch alle Veranstaltungen ohne Mund-Nasen-Schutz besucht werden“.
Die Stühle sind in Zweier- und Vierergruppen aufgestellt, mit großzügigem Abstand zwischen den Reihen. Man müsse nun das Vertrauen des Publikums wieder gewinnen und versuchen, mit attraktiven Vorstellungen die Menschen wieder an das kulturelle Angebot heranzuführen, führt Florian Krumpöck weiter aus.
Kurhaus steht heuer nicht zur Verfügung
Da es sich bei den Darbietungen um Lesungen oder Musikabende mit kleinen Besetzungen handelt, können fast alle der 65 Vorstellungen beinahe unverändert gespielt werden. Das Kurhaus steht als zweite Spielstätte allerdings nicht zur Verfügung, weil dort diese großzügige Bestuhlung nicht möglich sei.
Auch heuer ist es dem Festival im Südbahnhotel ein Anliegen, die Blütezeit des Semmerings als Luftkurort um die Jahrhundertwende abzubilden. „Wir haben diesen Zyklus mit der literarischen Sommerfrische, in der wirklich jene Autoren gelesen werden, die damals im Südbahnhotel zu Gast waren“, schwärmt Krumpöck. Daneben gibt es noch einen kleinen Beethoven-Schwerpunkt.
Das Festival dauert von 10. Juli bis 6. September. Neben großen Künstlern der österreichischen Schauspielszene wie Karl Markovic, Nicolas Ofczarek, Maria Köstlinger, Gerti Drassl und Petra Morze sind dieses Jahr auch zwei Gäste aus Deutschland mit dabei: Friedrich von Thun und Corinna Harfouch.
Speisen wie einst im Fin de siècle
Besonders beliebt ist auch heuer wieder das Dinner „Menu à la Belle Époque“ im großen Festsaal. Eine Änderung gibt es dazu: die 13 Event-Dinner-Abende, die vom Zwei-Hauben-Lokal Bevanda aus Gloggnitz (Bezirk Neunkirchen) ausgerichtet werden, können auch ohne kulturelle Veranstaltung davor gebucht werden.
„Hier hat einst die Wiener Gesellschaft der Monarchie diniert. Man kann während des Dinners, wie es auch damals üblich war, auch zu den Klängen des Wiener Salonquartetts tanzen. Serviert wird quasi eine mediterrane Menü-Reise von Wien an die Adria, in Anlehnung an die Südbahngesellschaft“, erklärt Edgar Bauer, der Eigentümer-Vertreter im Südbahnhotel.
Es werden in den Pausen der einzelnen Veranstaltungen auch Speisen und Getränke serviert werden, dazu will man die großzügigen Nebenräume und Terrassen des Südbahnhotels zugänglich machen. Neben dem Festival in Grafenegg ist der „Kultur.Sommer.Semmering“ die zweite Kulturelle Großveranstaltung in diesem Sommer im Land. Diese Chance will man am Zauberberg nützen.