Postbus Bahnhof Eichgraben-Altlengbach
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Chronik

Postbus: Scharfe Kritik an neuen Dienstplänen

Die neuen Dienstpläne bei der ÖBB-Tochterfirma Postbus sorgen für scharfe Kritik der Belegschaft. Lenker sollen regelmäßig zweigeteilte Dienste haben – jeweils mit Früh- und Spätschicht, wobei die Zeit dazwischen nicht bezahlt wird. Der Betriebsrat spricht von einer „Sauerei“.

Mindestens einmal pro Woche hätte jede Lenkerin und jeder Lenker einen Dienst mit rund 16 Stunden Einsatzzeit, wobei nur 6,5 Stunden bezahlt würden, kritisierte Robert Wurm, Zentralbetriebsratsvorsitzender beim Postbus. „Das ist wirklich eine Sauerei“, ärgerte sich Wurm gegenüber noe.ORF.at. Er forderte ein Einlenken der Geschäftsführung. Außerdem werde man dieses Vorgehen mit allen rechtlichen Mitteln bekämpfen und sich auch an alle Aufsichtsgremien in den ÖBB und an Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) als Eigentümervertreterin wenden.

Mindestens 160 Lenker in Niederösterreich betroffen

Laut dem Zentralbetriebsratsvorsitzenden wären von den neuen Dienstplänen vor allem Lenkerinnen und Lenker in Niederösterreich betroffen. Die Rede ist von mindestens 160 Beschäftigten in Niederösterreich. „Das ist der Dank dafür, dass unsere Leute für die Menschen selbst am Höhepunkt der Coronavirus-Krise den Busverkehr am Laufen gehalten haben. Vor wenigen Wochen waren wir noch die Heldinnen und Helden der Arbeit. Kaum ist die erste Welle überstanden, tritt man unsere Rechte mit Füßen“, so Wurm.

Als Beispiel führte der Zentralbetriebsratsvorsitzende einen Lenker an, der um 3.41 Uhr seinen Dienst beginnt und im Zuge der Frühschicht bis 7.55 Uhr fährt. Die Spätschicht beginnt allerdings erst wieder um 17.10 Uhr und endet um 19.35 Uhr. Die mehr als neun Stunden dazwischen müsste der Lenker laut Wurm unbezahlt auf der Dienststelle verbringen: „Die Dienststellen an den Zielorten unserer Postbus-Linien sind in neun von zehn Fällen weit weg von den Wohnorten unserer Lenkerinnen und Lenker. Die meisten haben nicht einmal die theoretische Möglichkeit, in der Stehzeit nach Hause und wieder zurück zur Dienststelle zu kommen.“

Betriebsversammlungen ab 15. Juni möglich

Der Zentralbetriebsrat hofft, dass man vor Inkrafttreten der neuen Dienstpläne am 15. Juni noch eine Einigung findet. Sollte das nicht der Fall sein, kündigte Wurm große Proteste an: „Dann werden wir ab dem 15. Juni, wenn die Dienstpläne in Kraft sind, zumindest in den großen Dienststellen Betriebsversammlungen abhalten.“ Davon betroffen sein könnte etwa der Großbereich Hollabrunn. Dort würden im Zuge der Betriebsversammlung voraussichtlich mehrere Busverbindungen ausfallen. Gleichzeitig behielt sich Wurm vor, die Proteste auf andere Dienststellen auszuweiten.

ÖBB: „Nehmen Sorgen sehr ernst“

In einer Stellungnahme versicherten die ÖBB, dass man die Sorgen rund um die Dienstpläne sehr ernst nehme. „Keine Frage, die Lenkerinnen und Lenker beim Postbus haben in den vergangenen Wochen sehr gute Arbeit geleistet und mitgeholfen, das Land am Laufen zu halten“, so ÖBB-Konzernpressesprecher Robert Lechner.

Sollte es bei den Dienstplänen zu Härtefällen bei Busfahrerinnen und Busfahrern kommen, seien Anpassungen möglich, und die Lenker könnten auch auf anderen Dienstplänen am selben Standort eingesetzt werden. Außerdem verwies Lechner auf eine gute Gesprächsbasis zwischen dem Management und dem Betriebsrat: „Wir sind davon überzeugt, dass wir gemeinsam zu einer guten Lösung kommen.“ Es seien alle gesetzlichen und dienstrechtlichen Grundlagen eingehalten worden.