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ORF / Rohrhofer
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Chronik

Kinderwunschklinik: Frau nach Eingriff tot

Nach einem Eingriff in einer Kinderwunschklinik in Baden ist am Freitag eine Frau gestorben. Betroffen sind auch zwei andere Frauen, sie werden auf Intensivstationen in unterschiedlichen Spitälern behandelt. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln. Das Institut zeigt sich tief betroffen.

Bei allen drei Frauen wurden am 3. Juni Eingriffe vorgenommen. Laut Silke Pernsteiner, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, wurden diese unter Vollnarkose durchgeführt: „Nach den Eingriffen sind die Frauen entlassen worden.“ Innerhalb von 24 Stunden kam es aber in allen drei Fällen zu massiven Kreislaufproblemen, die Frauen mussten auf Intensivstationen in unterschiedliche Krankenhäuser überstellt werden.

Bei der Toten handelt es sich um eine 30-jährige Frau. Sie starb am Freitag in einem Krankenhaus in Hietzing. Der Zustand der beiden anderen Frauen ist noch nicht bekannt, sie werden aber nach wie vor auf Intensivstationen behandelt, so ein Ermittler der Polizei gegenüber noe.ORF.at. Die Betroffenen sind zwischen 30 und 40 Jahre alt und aus Niederösterreich. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen grob fahrlässiger Tötung und fahrlässiger schwerer Körperverletzung.

Staatsanwaltschaft ordnete Obduktion an

Die Ermittlungen durch das Landeskriminalamt Niederösterreich standen am Freitagnachmittag erst am Beginn. Die Staatsanwaltschaft gab am Abend mehrere Gutachten in Auftrag, eines davon beschäftigt sich laut Pernsteiner mit den bei den Behandlungen verwendeten Medikamenten. Auch eine Obduktion der verstorbenen Frau wurde angeordnet. Ergebnisse seien in der kommenden Woche zu erwarten, so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. „Auch die Polizei wird alles daransetzen, den Sachverhalt rasch aufzuklären“, sagte der Leiter des Landeskriminalamtes, Omar Haijawi-Pirchner.

In der betroffenen Kinderwunschklinik zeigt man sich tief betroffen. „Wir bedauern dieses unglückliche Ereignis zutiefst und unterstützen die Behörden nach bestem Wissen und mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln bei der Aufklärung“, schrieb Nazira Pitsinis, Leiterin des Wunschbaby Instituts Baden, in einer Stellungnahme gegenüber noe.ORF.at. Das Institut habe „selbstverständlich umgehend auch interne Untersuchungen eingeleitet, um der Ursache nachzugehen. Wir haben das gesamte Team einberufen und wollen jeden Schritt der Behandlungen im Detail nachvollziehen.“

Klinik: „Behandlungen korrekt durchgeführt“

Erste Erkenntnisse der internen Untersuchungen hätten gezeigt, „dass seitens der Kinderwunschklinik die jeweiligen Behandlungen vollkommen korrekt durchgeführt wurden“. Derzeit werden noch medizinische Begleitmaßnahmen, die von externen Experten durchgeführt wurden, untersucht und evaluiert. „Wir sind im laufenden Austausch mit den Spitalsärzten und versuchen alles Menschenmögliche, um die Ursache herauszufinden“, sagt die Leiterin des Instituts.

Von einer „Katastrophe“ spricht der Wiener Anwalt Paul Kessler. Er vertritt einen der Ärzte, die an den Eingriffen beteiligt waren. „Mein Mandant ist Anästhesist und ein hoch erfahrener Arzt, der das seit Jahren macht.“ Es habe sich um einen Standardeingriff gehandelt, so Kessler: „Es war eine ganz normale Behandlung. Wie üblich wurden die Daten der Patientinnen eingeholt und die Anamneseblätter ausgefüllt, bevor die Eingriffe durchgeführt wurden.“

Anwalt erwartet Sicherstellungen in Klinik

Was passiert sei, darüber könne derzeit nur gemutmaßt werden. „Wir gehen aufgrund von drei ähnlich gelagerten Fällen aber davon aus, dass ein Produkt, das im Rahmen der Anästhesie zur Anwendung gekommen ist, fehlerhaft oder eines der Medikamente verunreinigt war“, so Kessler im Gespräch mit noe.ORF.at. Der Jurist rechnete mit Sicherstellungen in der Klinik und einer anschließenden Blutanalyse. „Wir kooperieren auf jeden Fall.“