Kunden mit Schutzmasken in einem Supermarkt
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Gesundheit

„Mir ist es leid ums Ende der Maskenpflicht“

Aufgrund der insgesamt positiven Entwicklung des Coronavirus treten ab Montag weitere Lockerungen in Kraft. In Geschäften beispielsweise ist das Tragen von Mund-Nasen-Schutzmasken dann nicht mehr vorgeschrieben. Der Ärztin Susanne Rabady ist es um die Schutzmaskenpflicht leid.

Von Einkaufen und Fortgehen über den Besuch von Lokalen und Veranstaltungen bis zu Urlauben ist mittlerweile vieles wieder möglich, wenn auch meist mit deutlichen Beschränkungen und immer unter der Voraussetzung, dass ausreichend Abstand gehalten wird. Die Pflicht, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, gehört ab 15. Juni in den meisten Bereichen der Vergangenheit an. Ein Muss sind die Schutzmasken dann nur noch in drei Bereichen: in öffentlichen Verkehrsmitteln, im Gesundheitsbereich wie beispielsweise in Apotheken oder Wartezimmern von Ärztinnen und Ärzten und bei Dienstleistungen, bei denen der Mindestabstand gegenüber Personen nicht eingehalten werden kann, die nicht im selben Haushalt leben.

Susanne Rabady, Vizepräsidentin der Öster­reichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin, die auch Teil des Expertenstabes im Gesundheitsministeriums ist, steht der fallenden Schutzmaskenpflicht kritisch gegenüber. Im „Niederösterreich heute“-Interview sagte sie, dass die Gefahr durch das Coronavirus noch nicht gebannt sei.

noe.ORF.at: Was beurteilen Sie als Medizinerin die aktuellen Lockerungen?

Susanne Rabady: Den Drang danach kann ich gut verstehen. Als Ärztin ist es mir um die Maskenpflicht aus zwei Gründen aber leid. Einerseits wissen wir, dass die Masken tatsächlich wirken und einen Sinn haben. Zum zweiten haben sie neben dem medizinischen Schutz der Person mir gegenüber auch einen psychologischen Effekt. Denn die Maske vermittelt, dass noch nicht alles wieder so ist wie es einmal war, dass ich weiter aufpassen muss und mich rücksichtsvoll benehmen muss. Ich fürchte ein wenig, dass dieser Effekt in Sommer, Sonne und Fröhlichkeit etwas untergehen könnte.

Susanne Rabady
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Susanne Rabady im Gespräch mit Werner Fetz

noe.ORF.at: Gibt es Personengruppen oder Situationen, in denen Sie das Tragen einer Maske weiterhin empfehlen würden?

Rabady: Die Mund-Nasen-Schutzmasken schützen ja nicht mich selbst vor einer Ansteckung, sondern die anderen vor mir. Wenn ich mich selbst schützen möchte, brauche ich FFP2-Masken – und zwar jene ohne Ausatemventil, weil ich ansonsten meine Atemluft in den Raum blase. Wenn man sich also selbst schützen möchte, weil man zum Beispiel einen oder mehrere der bekannten Risikofaktoren hat oder weil man generell auf Nummer sicher gehen möchte, dann ist es sicherlich empfehlenswert, eine FFP2-Maske zu tragen.

noe.ORF.at: Ende April haben Sie in Bezug auf die Entwicklung und die damaligen Lockerungen gesagt, dass wir noch nicht über den Berg sind. Welche Einschätzung würden Sie heute treffen?

Rabady: Ich würde sagen, wir befinden uns in den Mühen der Ebene. Der Berg liegt wahrscheinlich wirklich hinter uns – zumindest für den Moment. Jetzt geht es darum, größere Ausbrüche zu verhindern. Das Virus ist nicht weg. Es gibt in allen Ländern, die die Situation an und für sich gut im Griff haben, dennoch immer wieder Ausbrüche. Diese gilt es so rasch wie möglich zu erkennen und die entsprechenden Maßnahme zu ergreifen.

Das Gespräch mit Susanne Rabady führte Werner Fetz, noe.ORF.at