Weinviertel Flagge
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Wirtschaft

Das Weinviertel zeigt Flagge

„Das Weinviertel zeigt Flagge“ – so heißt eine Aktion, die in dieser Woche gestartet wurde. In allen 122 Gemeinden der vier Weinviertler Bezirke wehen vor den Gemeindeämtern und Rathäusern oder an frequentierten Plätzen orange Weinviertel-Fahnen.

Das Projekt „Regionsbewusstsein Weinviertel“ soll vor allem zur Stärkung der regionalen Identität in der Weinviertler Bevölkerung beitragen. Das Ziel: „Die Verbundenheit der Einwohnerinnen und Einwohner zum Weinviertel wird gestärkt und das Selbstbewusstsein der Weinviertler Bevölkerung, die zum Multiplikator der ‚Marke Weinviertel‘ wird, erfährt eine Steigerung“, hieß es bei der Präsentation des Projekts.

Wilfing: „Leben wir den Weinviertel-Spirit“

Getragen wird diese Initiative von den vier LEADER-Regionen des Weinviertels sowie Weinviertel Tourismus für die 122 Gemeinden in den vier Bezirken Gänserndorf, Hollabrunn, Korneuburg und Mistelbach, in denen 300.000 Menschen leben. Projektpate ist Landtagspräsident Karl Wilfing (ÖVP).

„Regionalität wird immer wichtiger in einer globalisierten Umwelt, das hat uns die Coronavirus-Pandemie gezeigt. Nützen wir diese Chance der Bewusstseinsbildung für unser Weinviertel, leben wir gemeinsam den Weinviertel-Spirit, um das Bewusstsein für das Weinviertel nach innen und außen zu steigern. Deshalb ist es auch wichtig, dass wir Flagge zeigen und uns sichtbar machen“, so Wilfing, der von 2000 bis 2011 Bürgermeister seiner Heimatstadt Poysdorf (Bezirk Mistelbach) war.

Landschaft bei Retz im Frühling
Weinviertel Tourismus/Christine Wurnig
Etwa 300.000 Menschen leben im Weinviertel. Die größte Stadt ist Stockerau mit 17.000 Bewohnern, die nach der Einwohnerzahl kleinste Gemeinde (sogar des Bundeslandes!) ist mit 98 Personen Großhofen

„Die attraktive Region bietet eine lebendige Dorfgemeinschaft mit einem vergleichsweise hohen Sicherheitsgefühl sowie vielfältigen Freizeitangeboten. Es kombiniert die Nähe zum Ballungsraum Wien mit einem ländlich geprägten Lebensraum“, kann man auf der Weinviertel-Tourismus-Website lesen.

Das Regionsbewusstsein soll gestärkt werden

„Im Gegensatz zu anderen Regionen Österreichs verfügen die WeinviertlerInnen noch über ein eher schwach ausgeprägtes Regionsbewusstsein. Regionalität gewinnt jedoch immer mehr an Bedeutung. Im Wettbewerb können jene Regionen ihre Ressourcen am besten mobilisieren, die sich gekonnt vermarkten“, heißt es seitens der vier LEADER-Regionen, die im Weinviertel tätig sind. Man versteht sich als Regionalentwicklungsinitiative, die sich als Ziel gesetzt hat, für eine Vielzahl an Entwicklungsimpulsen und Innovationen im ländlichen Raum zu sorgen.

Kürbisfeld im Weinviertel
www.pov.at
Früher war der Kürbis ein „Arme-Leute-Essen“, heute gehört der Retzer Land Kürbis zur Genuss Region Österreich

Dass in den 122 Gemeinden der LEADER-Regionen unterschiedliche Dynamiken zum Beispiel in der Bevölkerungsentwicklung vorliegen, ist klar: „Manche Gemeinden wachsen aufgrund des enormen Zuzugs aus Wien extrem rasch, andere Gemeinden haben sich in den letzten Jahrzehnten fast halbiert. Mit verschiedenen Maßnahmen setzen hier die LEADER-Regionen an, um dem demografischen Wandel in den Gemeinden zu begegnen.“

Das nun gestartete Projekt „Regionsbewusstsein Weinviertel“ versteht man dabei als eine dieser angesprochenen aktiven Maßnahmen: „Wesentlich ist, den Stolz (Heimatbezug) auf und das Wissen über die eigene Region zu steigern und die Aufmerksamkeit der umliegenden Regionen auf das Weinviertel zu erhöhen.“

Der Gast soll genussvolle Gelassenheit erleben

Was den Tourismus betrifft, so möchte das Weinviertel mit kulinarischen Highlights, malerischen Kellergassen und geselligen Weinfesten punkten. Die Nächtigungszahlen steigen, vor zwei Jahren wurden mehr als 500.000 Übernachtungen registriert.

„Der erhabenen Ruhe der Region des Weinviertels können die Hektik und das rasante Lebenstempo der Gegenwart nichts anhaben. Im Weinviertel herrscht Gelassenheit, und diese lässt sich besonders gut mit genussvoller Kulinarik verbinden“, preist Hannes Weitschacher, Geschäftsführer des Weinviertel Tourismus, diese Region im Nordosten Österreichs an.

Weinviertler Landschaft im Frühling
Weinviertel Toursimus/Christine Wurnig
Der Grüne Veltliner genießt als Weinviertel DAC einen hohen Bekanntheitsgrad und ist auch ein gefragtes Exportprodukt aus der Region

Worauf die Menschen hier stolz sind: „Das Leben in der großen Weinbauregion läuft immer noch im Einklang mit dem Zyklus der Jahreszeiten. Genussvolle Gelassenheit heißt die Devise, Hektik und Gedränge sind hier fehl am Platz. Das Weinviertel ist eine Region, die entdeckt werden will. Demjenigen, der sich Zeit und Lust dafür bewahrt hat, öffnen sich hier wahre Schätze“, so Weitschacher.

„Dörfer ohne Rauchfang“ prägen die Region

Der Wein prägte und prägt diese Region, sowohl landschaftlich als auch in der landwirtschaftlichen Produktion. Wer durch das Weinviertel fährt, sieht ihn natürlich an und in vielen Orten. Mit 13.800 Hektar ist das Weinviertel Österreichs größtes Weinbaugebiet. Weingärten kennzeichnen die sanfthügelige Landschaft nordöstlich von Wien ebenso wie malerische Kellergassen.

Die Kellergassen werden oft als „Dörfer ohne Rauchfang“ bezeichnet. Sie sind „ein unschätzbares Kulturgut mit ganz speziellem Flair“, sagt Tourismuschef Weitschacher. Für die Statistiker: In Niederösterreich gibt es 1.107 Kellergassen mit 36.857 Gebäuden in 181 Gemeinden, drei Viertel davon im Weinviertel. Und auch die längste Kellergasse der Welt (1.600 Meter) ist im Weinviertel zu finden: In Hadres (Bezirk Hollabrunn) laden dort 400 Keller und Presshäuser zu einem Besuch ein.