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Breitbandinternet verhindert Abwanderung

Bis 2030 will das Land einen flächendeckenden Breitbandausbau erreichen. Im Landtag wurde ein Fördermodell beschlossen, das auch entlegene Regionen mit Glasfaser versorgen soll. In Pilotregionen im Waldviertel verhinderte der Ausbau Abwanderungen von Betrieben.

Vor einigen Jahren wurde in periphären Pilotregionen des Landes mit dem Breitbandausbau begonnen, etwa in Amaliendorf (Bezirk Gmünd). Von hier aus beliefert das Softwareunternehmen RZA Betriebe in ganz Österreich mit Softwarepaketen rund um die Buchhaltung. 2015, als die Registrierkassenpflicht eingeführt wurde, war die Nachfrage enorm, sagte Vertriebsleiterin Tamara Müllner bei einem Besuch von noe.ORF.at.

Allerdings zeigten sich auch rasch die Grenzen der technischen Infrastruktur. Sonderschichten am Wochenende etwa, um Kunden mit Updates zu versorgen, waren üblich, um den laufenden Betrieb nicht zu gefährden, so Müllner: „Es hat funktioniert, aber nicht optimal. Wir haben zu diesem Zeitpunkt gewusst, wir sind nicht mehr so wettbewerbsfähig, wenn sich da mit der IT-Infrasturktur nichts tut.“ Sogar eine Absiedelung des Betriebs, in dem vorwiegend Mitarbeiter aus der Region arbeiten, stand im Raum. Seit der Versorgung mit Breitbandinternet ist das aber kein Thema mehr.

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Herstellung von Leiterplatten für die Reglerproduktion in der Technischen Alternative in Amaliendorf

Auch beim Reglerproduzenten Technische Alternative einige Meter weiter war die Verlegung des Standortes Thema. Rund 50 Mitarbeiter produzieren Regler für Heizungs-, Solar- oder Lüftungssysteme. Das Breitbandinternet ermöglichte, „dass wir sehr viel ins Unternehmen bringen konnten, was wir vorher auslagern mussten“, so Geschäftsführer Andreas Schneider. Als Beispiel nannte er Serverdienste oder auch die Telefonsupportabteilung, „für die wir vorher nicht einmal mehr die Leitungen bekommen hätten“.

Selbst beim Brotbacken in der Backwelt Pilz in Schrems (Bezirk Gmünd) steht Glasfaserinternet hoch im Kurs. Die Produktion läuft automatisiert ab, bei einem Störfall sind externe Firmen gefragt. Früher sei das mit einer langen Fehlersuche über ein instabiles Internet einhergegangen, hieß es, ein längerer Stillstand des betroffenen Gerätes inklusive. Jetzt könnten bei einem Ausfall sogar Ersatzgeräte rasch umprogrammiert werden, was die Effizienz enorm gesteigert habe.

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Produktion in der Backwelt Pilz in Schrems

Drei Modelle für Breitbandausbau im Land

Österreich hinkt beim Ausbau mit Glasfaserinternet hinterher. Das zeigten zuletzt Daten des Branchenverbands FTTH Council Europe, die Österreich mit 1,9 Prozent Glasfaser-Durchdringung auf dem letzten Platz von 39 europäischen Ländern sieht. Das Land Niederösterreich setzt neben dem bereits abgeschlossenen Ausbau des Breitbandinternets in den Pilotregionen auf drei weitere Ausbaumodelle. So investieren private Telekomunternehmen in städtischen Regionen, mit einem Investor investiere das Land in Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern.

Mit einem zusätzlichen Fördermodell, das am Donnerstag im Landtag beschlossen wurde, will das Land weitere 115.000 Haushalte und Betriebe in etwa 30 Gemeinden in periphären Lagen mit Breitbandinternet versorgen. 100 Millionen Euro sollen investiert werden. Die Gemeinden erhalten zusätzlich zu einer Bundesförderung eine Förderung des Landes. Voraussetzung ist aber – wie auch damals in den Pilotregionen – eine entsprechende Nachfrage. 40 Prozent der Haushalte und Betriebe einer Gemeinde müssen vorab einen Vertrag unterschreiben, dass sie nach dem Ausbau das Glasfaserinternet auch beziehen werden.

Bauarbeiten starten frühestens nächstes Jahr

Frühestens nächstes Jahr werde daher mit den Bauarbeiten begonnen, so Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger (ÖVP): „Erste Voraussetzung ist, dass es einen Fördercall des Bundes gibt, weil wir das als Anschlussförderung definiert haben. Der wird frühestens im Herbst sein, dann folgen die Beratungen in den Gemeinden.“ Klar sei aber, dass dieses Infrastrukturprojekt einige Jahre in Anspruch nehmen werde, so Danninger. Er hoffe aber, dass es nach der Coronavirus-Krise diesmal einfacher sei, die Menschen von der „Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit dieses Projekts“ zu überzeugen, da sich gezeigt habe, welchen Mehrwert das Breitbandinternet habe.

Baustelle für Wohnsiedlung
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Sechs Reihenhäuser entstehen in der neuen Siedlung in Waldenstein (Bezirk Gmünd), weitere Baugründe sollen aufgeschlossen werden

Dem stimmt auch Alois Strondl (ÖVP), Bürgermeister von Waldenstein (Bezirk Gmünd), zu. In seiner Gemeinde, die ebenfalls in der Pilotregion liegt, leben etwa 1.200 Menschen, viele von ihnen pendeln zur Arbeit. Mittlerweile sei das Breitbandinternet sogar ein Verkaufsargument für Bauplätze. „Die jungen Leute, die jetzt einen Bauplatz suchen, fragen nicht mehr in erster Linie, was der kostet, sondern es kommt jetzt immer als erste Frage, ob es eine schnelle Internetverbindung gibt“, so Strondl. Die Gemeinde ist gerade dabei, weitere Baugründe aufzuschließen.