Generaldirektor Franz Ruf, Bundesminister Karl Nehammer und der neue Landespolizeidirektor Franz Popp bei der Dekretübergabe
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Chronik

Popp: „Fokus auf bürgernahe Polizeiarbeit“

Seit Mittwoch ist Franz Popp oberster Polizist im Land. Nach 18 Jahren in Stellvertreterfunktionen wurde er zum neuen Landespolizeidirektor ernannt. Popp will die sichtbare Präsenz der Polizisten erhöhen und eine bürgernahe Polizeiarbeit, sagt er im „NÖ heute“-Interview.

Seine Laufbahn hatte Popp 1982 begonnen. Nach seiner Matura und dem Grundwehrdienst absolvierte er den Grundausbildungslehrgang für Wachebeamte. Seine erste Station im aktiven Dienst war der Gendarmerieposten in Großmugl (Bezirk Korneuburg). 2001 wurde Popp Kommandant der Einsatzeinheit, 2005 Stellvertreter des damaligen Landespolizeikommandanten Arthur Reis, danach Stellvertreter von Landespolizeidirektor Franz Prucher. Für die Funktion als Landespolizeidirektor wurde Franz Popp im Innenministerium als „im höchsten Maße geeignet“ bezeichnet.

Franz Popp im Interview
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Der neue Landespolizeidirektor Franz Popp im „Niederösterreich heute“-Interview mit Nadja Mader

noe.ORF.at: Sie treten Ihr Amt in einer Zeit an, die von der Coronavirus-Krise geprägt ist und in der sich die Kriminalität stark verändert hat. Die klassische Kriminalität ist um 30 bis 40 Prozent zurückgegangen, die Cyberkriminalität hat zugenommen. Inwieweit ändert das die Polizeiarbeit und welche Schwerpunkte wollen Sie setzen?

Franz Popp: Wir müssen uns mit Wirtschaft und Wissenschaft vernetzen. Wir werden versuchen, sehr, sehr viel in unser Personal und die Technik zu investieren und wir werden versuchen, der Bevölkerung im Bereich der Prävention viele Tipps zu geben, um schon im Vorfeld strafbare Handlungen zu verhindern.

noe.ORF.at: In den vergangenen Wochen hat es sehr viele Lockerungen der Corona-Maßnahmen gegeben. Immer mehr Menschen halten sich eher weniger an die vorgegebenen Sicherheitsmaßnahmen. Kontrolliert die Polizei hier zum Beispiel Sicherheitsabstände?

Popp: Wir versuchen zu kontrollieren, aber die vielen Lockerungsmaßnahmen machen eine Kontrolle beinahe unmöglich. Da kann man nur an die Eigenverantwortung der Bevölkerung appellieren, so wie wir es auch intern tun, nämlich die Grundregeln einzuhalten, Abstand zu halten, die Hygienemaßnahmen einzuhalten und den Mund-Nasen-Schutz zu verwenden.

noe.ORF.at: Es wurde immer wieder angekündigt, dass es mehr Personal bei der Polizei geben wird. Inwieweit konnten diese Pläne umgesetzt werden und inwiefern merken die Menschen in Niederösterreich, dass es mehr Polizei auf der Straße gibt?

Popp: Es ist bei uns seit einigen Jahren ein Generationswechsel im Gang. In den nächsten fünf Jahren werden etwa 1.200 Bedienstete in den Ruhestand treten. Und seit dem Jahr 2015 nehmen wir deutlich mehr Personen auf, als in den Ruhestand gehen. Im vergangenen Jahr durften wir bei 142 Abgängen 363 Aufnahmen durchführen. Heuer sind 309 Aufnahmen geplant und wir rechnen mit knapp 200 Bediensteten, die in den Ruhestand treten werden. Unter Berücksichtigung der zweijährigen Ausbildung wird es in den nächsten Jahren doch zu einer deutlichen Verstärkung der für die Menschen sichtbaren Polizistinnen und Polizisten kommen.

noe.ORF.at: Sie sind erst seit wenigen Tagen neuer Landespolizeidirektor in Niederösterreich. Welche Maßnahmen und Projekte wollen Sie vorantreiben und woran wird man Ihre Handschrift erkennen?

Popp: Ganz wichtig ist mir, die sichtbare Präsenz der Polizistinnen und Polizisten zu erhöhen und vor allem eine enge Zusammenarbeit mit der Bevölkerung, das heißt bürgernahe Polizeiarbeit, die Bevölkerung so weit wie möglich miteinzubinden, ihre Sorgen und Ängste zu hören und somit – als wesentliches Element der Sicherheitsfamilie Niedeösterreich – entsprechend reagieren zu können.