WEB Windkraft errichtet Anlage in Piombino
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Umwelt

Kritik an „Donauturm-hohen“ Windrädern

Der geplante Windpark Brunn, der sich über drei Waldviertler Bezirke erstreckt, sorgt für Aufregung. Eine Bürgerinitiative ortet massive Beeinträchtigungen durch die zehn Anlagen, die fast so hoch wie das höchste Gebäude Österreichs werden sollen.

Einen „massiven Angriff auf die Natur und Landschaft des nördlichen Waldviertels“ ortet die IG Waldviertel, die sich gegen die geplanten Windräder zur Wehr setzt. „Tausende Quadratmeter Wälder“ würden vernichtet, „um Platz für 244 Meter hohe, rotierende Kolosse aus Beton und Stahl zu machen“, schreibt IG-Sprecher Michael Moser in einer Aussendung, der auch negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt ortet.

Das betroffene Waldgebiet sei ein Wildtierkorridor, außerdem würden allein in diesem Areal drei verschiedene Adlerarten nach Futter suchen und zahlreiche seltene Tierarten leben. Der Wald sei ein geschlossenes Ökosystem, das nun „für eine Industrieanlage geopfert“ werde, kritisiert Moser.

IG: Widerstand wächst

Der Windpark Wild erstreckt sich über das Gemeindegebiet von Göpfritz an der Wild (Bezirk Zwettl), Brunn an der Wild (Bezirk Horn) und Ludweis-Aigen ( Bezirk Waidhofen/Thaya). Aber nicht nur, auch in anderen Gemeinden seien Windkraft-Anlagen geplant, erzählt Moser, gegen die sich Widerstand formiere – etwa in Grafenschlag und Sallingberg (beide Bezirk Zwettl), Japons, Meiseldorf und Sigmundsherberg (alle Bezirk Horn).

Die Kritik Mosers richtet sich insbesondere gegen den Neubau derartiger Anlagen: „In den letzten Jahren hat der technische Fortschritt zu einer Verdoppelung der Leistung bei Windkraftanlagen geführt.“ Der Wind kann deshalb mittlerweile besser genutzt werden, um daraus mehr Strom zu erzeugen. Es sei also gar nicht notwendig neue Standorte zu erschließen, meint Moser.

Neue Anlagen laut EVN notwendig

Seitens der EVN, einem der Projektbetreiber, betont man gegenüber noe.ORF.at, die Standorte für die Windräder seien auf „Herz und Nieren“ geprüft worden – auch von mehreren NGO’s wie dem Umweltdachverband und der Vogelschutzorganisation Birdlife. Das Klimaziel des Bundes – bis 2030 drei Mal so viel Strom aus Windkraft – könne man aber nicht nur mit dem Aufrüsten bestehender Anlagen schaffen, dazu müssten auch neue gebaut werden, erläutert EVN-Unternehmenssprecher Stefan Zach.

Der kritisierte Windpark Wild sei schon vor Jahren genehmigt worden. Durch die nun geplanten größeren Windräder ist aber eine neuerliche Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig. Diesem „strengsten und umfangreichsten Genehmigungsverfahren in Österreich“ sieht die EVN zuversichtlich entgegen, sagt Zach, der auch die Akzeptanz der Windkraft in der Bevölkerung anders wahrnimmt als die Windkraftgegner: „Wir spüren deutlichen Rückenwind aus der Region für unser Klimaschutzprojekt. Das Waldviertel wird durch den umweltverträglichen Einsatz von Wind und Sonne von einer Importregion zu einem Exporteur von Naturstrom.“

Die Bedeutung des Ausbaus der Windkraftanlagen im Waldviertel rechtfertigt der EVN-Sprecher mit den bisherigen Zahlen. Die Region erzeuge derzeit nur die Hälfte des Strombedarfs selbst, und nur ein Drittel aus Ökostrom. Für das Erreichen der im Regierungsprogramm festgelegten Klimaziele sei es aber nötig, künftig doppelt bis dreifach so viel Strom aus Windkraft zu erzeugen wie bisher.