Kalb am Waldhof Grasel
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„Nachhaltig erholt“

Familienurlaub fernab der Ferne

Für viele Familien mit Kindern ist die Urlaubssaison heuer mit besonders viel Unsicherheit verbunden. Klassische Reiseziele sind nur schwer erreichbar. Gleichzeitig wird Kurzurlaub ohne lange Anfahrt und nahe an der Natur immer beliebter.

Mit dem alten Bild einer einfachen Übernachtung am Bauernhof haben die Apartments am Waldhof Grasel wenig zu tun. Am Bauernhof selbst liegt das aber nicht. Der landwirtschaftliche Betrieb liegt umgeben von Wäldern in der Gemeinde Weissenbach an der Triesting (Bezirk Baden). Kühe grasen auf der Weide unterhalb des Hofes, Pferde auf der Koppel gegenüber. Dazwischen sind immer wieder Katzen und auch ein Hund unterwegs.

Seit dem Jahr 1754 ist der Hof im Besitz der Familie Grasel, die ihn momentan in elfter und bald in zwölfter Generation führt. Seit einem halben Jahrhundert empfängt man hier am Hof auch Gäste. Wirtschaftlich gesehen ist es für die Familie seit Jahrzehnten ein stabiles zweites Standbein. Seit drei Jahren ist trotzdem alles anders.

Zimmer im Waldhof Grasel
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Apartment im Waldhof Grasel

Die Familie nahm 2017 viel Geld in die Hand, um die bestehenden Gebäude zu erneuern und auszubauen. Seitdem konzentriert man sich auch auf Pferde, bald soll es eigene Boxen für die Tiere von Gästen geben. Das von früher bekannte Übernachtungskonzept am Bauernhof funktioniere in der Gegenwart nicht mehr, sagt Landwirtin Erika Grasel gegenüber noe.ORF.at: „Die Leute sind schon anspruchsvoller geworden. Sie wollen Komfort und eine Mischung aus Modernem und Rustikalem.“

Reisetrend zum Bauernhof

Die Urlaubsvariante am Bauernhof wird in Niederösterreich generell schon seit Jahren immer beliebter, vor allem bei Familien. Die Nächtigungszahlen in landwirtschaftlichen Betrieben stiegen landesweit stärker als die gesamte touristische Entwicklung. Zwischen 2009 und 2019 wurde bei diesen Übernachtungen ein Zuwachs um knapp ein Viertel verzeichnet.

Kalb am Waldhof Grasel
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„Nachhaltig erholt“

Die Reisesaison sieht für viele heuer anders aus als geplant, doch sie muss nicht unbedingt schlechter sein. Eine neue Serie zeigt im Sommer einmal pro Woche, wie Urlaub in Niederösterreich besonders umweltnah und -verträglich ausfallen kann.

Längst hat sich auch die Buchung verändert. Heute geschieht sie fast nur noch online. Auch die Familie Grasel hat nun eine professionelle Website und ist auf „allen Plattformen, die es am Markt gibt“, vertreten, erzählt Erika Grasel. „Es gibt heute fast keinen mehr, der anruft und sagt, ich komme.“ Die Onlineplattformen würden für sie hingegen gut funktionieren. Das gelte sowohl für Branchenriesen wie Booking.com als auch für spezifische Anbieter wie den österreichischen Verein „Urlaub am Bauernhof“. Alleine dort sind in Niederösterreich mittlerweile 335 landwirtschaftliche Betriebe vertreten.

Alpines Tourismuskonzept für Familien

Doch auch abseits von Kühen, Pferden, Katzen und Hunden gibt es in Niederösterreich familienfreundliche und gleichzeitig naturnahe Alternativen. Eine davon befindet sich in Mönichkirchen am Wechsel (Bezirk Neunkirchen). Die Tourismusgesellschaft der Wiener Alpen hat die Region speziell auf Familienurlaube ausgerichtet. Im Sommer gibt es im Skigebiet etwa eine Rollerbahn. Wer sich näher mit dem Thema Wald beschäftigen möchte, kann kombiniert mit Übernachtungen die Option „Waldexpedition für Wirbelwinde“ wählen.

Familie bei „Waldexpedition für Wirbelwinde“
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Bei der „Waldexpedition“ müssen Fragen gemeinsam beantwortet werden

Dabei handelt es sich um einen Kurs in der Natur, bei dem eine Wanderung von Station zu Station führt. Bei der ersten wartet etwa ein Wasserpark. Wer in seinem Rätselheft vorgegebene Fragen zu Flora und Fauna sowie zum Thema Wasser beantworten kann, bekommt anschließend Belohnungen bzw. Ermäßigungen bei Betrieben in der Region.

Videoalternative in der Pandemie

Hinter dem Projekt steht der lokale Naturführer Konrad Riegler. Normalerweise führt er die Familien persönlich durch die Stationen und beantwortet dabei alle Fragen. In der Pandemie wurde das Konzept etwas umgestellt. Nun gibt es Videos, in denen Riegler den jüngeren und älteren „Wirbelwinden“ Details rund um den Wald erklärt. In Zukunft dürfte es sowohl die digitale als auch die analoge Möglichkeit geben.

Familie bei „Waldexpedition für Wirbelwinde“
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In normalen Zeiten führt Naturführer Konrad Riegler persönlich durch den Wasserpark

Bei den Teilnehmern der Waldexpeditionen gibt es laut Riegler „relativ krasse Unterschiede“. Viele Kinder „bringen überraschend viel Wissen mit. Andererseits trifft man aber auch immer wieder auf Kinder, die fast zum ersten Mal im Wald sind.“ Er beantworte dann „selbstverständliche Fragen, die man eigentlich wissen müsste“. Das Projekt sei aber für explizit für beide Extreme ausgelegt, jeder könne dabei etwas Neues lernen.

In diesem speziellen Sommer ist die Buchungslage generell gut. „Offiziell läuft das Programm nur von Juli bis Mitte September, aber wir erwarten, dass diese Nachfrage sicher bis in den Oktober hineingehen wird“, glaubt der Naturführer.