POLITIK

CoV-Krise: Senioren fühlten sich geschützt

Die sogenannte Risikogruppe bei Coronavirus-Infektionen fühlte sich während des „Lock-downs“ gut geschützt und kaum einsam. Das hat eine Befragung von etwa 500 Senioren und Seniorinnen im Alter von 60 Jahren und älter in Niederösterreich ergeben.

Etwa 444.000 Menschen im Alter von mindestens 60 Jahren leben derzeit in Niederösterreich. Eine am Montag in St. Pölten präsentierte Studie im Auftrag des Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS) erforschte die Auswirkungen des Social Distancing auf die ältere Bevölkerung. Studienleiter Franz Kolland von der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften in Krems unterteilte die Befragten in zwei Gruppen: Für Personen im Alter von 60 bis 79 Jahren habe sich die Coronavirus-Krise anders bemerkbar gemacht als für Menschen ab 80 Jahren. Erstere seien mobil und hätten ein gutes Einkommen, während sich für Letztere die Lebensumstände kaum geändert hätten. Die Jüngeren zählten sich zu 65, die Älteren zu 92 Prozent zur Hochrisikogruppe.

Acht Prozent der Studienteilnehmer klagten über Einsamkeit. Diese Zahl stellte gegenüber dem vor der Coronavirus-Krise gemessenen Wert nur einen geringen Zuwachs dar. Grund ist der familiäre Zusammenhalt, so Kolland: „So stark wie die Familie unter Corona ist, war sie schon lange nicht mehr.“

Martin Eichtinger Christiane Teschl-Hofmeister Franz Kolland
NLK/Filzwieser
Präsentierten die Studie über die Auswirkungen des Social Distancing auf die ältere Bevölkerung: Martin Eichtinger, Christiane Teschl-Hofmeister und Franz Kolland (v.l.)

Hatten vor dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie nur 25 Prozent der Befragten täglich Kontakt mit Familienmitgliedern, wuchs dieser während der Maßnahmen auf 90 Prozent an. Kolland warnte jedoch, dass persönliche soziale Kontakte weder durch Anrufe noch Videotelefonie ersetzt werden könnten. Bei Menschen ab 80 Jahren gebe es zudem große Skepsis gegenüber digitalen Medien.

Weniger Bewegung, weniger Freiwilligenarbeit

87 Prozent der Senioren fühlten sich durch das gesellschaftliche, 83 Prozent durch das verwandtschaftliche Netzwerk geschützt. Die Coronavirus-Krise habe den Alltag der Senioren aber in zwei Bereichen verändert, nämlich beim Sport und beim Ehrenamt. 60 Prozent gaben ihre Freiwilligentätigkeit auf, vor der Coronavirus-Krise engagierten sich rund 40 Prozent der Menschen über 60 Jahre ehrenamtlich. Kolland warnte, dass man diese Ehrenamtlichen verlieren könnte. Familien- und Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) appellierte, die Relevanz dieser Arbeit „für einen selbst und für andere“ nicht zu vergessen, es handle sich dabei um eine „wichtige Säule des Sozialsystems“.

Die Untersuchung ergab auch, dass körperliche Fitness von vielen Befragten vernachlässigt wurde. Mehr als die Hälfte der Senioren bewegten sich weniger. Um fit zu bleiben, sei das aber nötig, so NÖGUS-Vorsitzender und Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP): „Wenn wir keine Bewegung machen, bedeutet das einen massiven Rückschritt für unseren Körper und Geist, und das gefährdet letztlich unsere Gesundheit.“

Wunsch nach weiterhin klaren CoV-Regeln

Die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus wurden laut Studienautor Kolland zumeist positiv aufgenommen, 88 Prozent fühlten sich zudem gut informiert. Auch für die Zukunft wünscht sich die ältere Generation weiterhin klare Regeln. „Möglichst gut kommunizieren, möglichst einfach und möglichst stringent kommunizieren“, versprach Teschl-Hofmeister und sieht in der geplanten Ampel-Regelung, die die Bundesregierung umsetzen möchte, einen „wichtigen und richtigen Schritt in diese Richtung“.

Vorgestellt wurden zudem mehrere Projekte und Angebote zur Unterstützung der Senioren. Teschl-Hofmeister verwies auf das Informationsangebot „Mittendrin im Leben“, wo Beiträge zu Themen wie Handwerk, neue Medien und Digitalisierung, Sport und Bewegung sowie Nachbarschaftshilfe und Ehrenamt zur Verfügung gestellt. Eichtinger berichtete von den Initiativen „Tut gut"“, die mit Onlinevideos Gesundheit und Fitness in den Vordergrund stelle, und „Natur im Garten“, die bereits breit angenommen worden sei.