Atomkraftwerk Dukovany in Tschechien
Politik

Land kritisiert geplanten Dukovany-Ausbau

Das Land hat am Dienstag scharfe Kritik an der Entscheidung der tschechischen Regierung geübt, die Finanzierung für den geplanten Ausbau des AKW Dukovany durchzuwinken. Es sei „unverständlich und verantwortungslos, heutzutage noch Atommeiler zu bauen“, so LH-Stv. Stephan Pernkopf (ÖVP).

Das Vorhaben konterkariere auch den europäischen Weg der Energiewende, so Pernkopf. Der Ausbau der bestehenden vier alten Reaktoren um einen weiteren „gefährdet die Sicherheit der gesamten Region, und damit auch Niederösterreichs“, hielt Pernkopf in einer Aussendung fest. Er erinnerte daran, dass das Atomkraftwerk nur 35 Kilometer von der Grenze entfernt liege.

Pernkopf: „Ausbau ist Gefahr für die Sicherheit Europas“

Mit einer Entscheidung, die Atomkraft weiter auszubauen, mache man sich auf viele Jahrzehnte abhängig von dieser Technologie und von ausländischen Atomkonzernen. „Die bisherigen Reaktoren wurden vor rund 30 Jahren nach russischer Bauart errichtet, und auch diesmal haben unter anderem Konzerne aus Russland und China Interesse an dem Milliarden-Auftrag signalisiert. Der Ausbau des AKW Dukovany ist daher nicht nur eine Gefahr für die Umwelt, sondern auch für die Sicherheit Europas“, so der für Energie zuständige Landeshauptmann-Stellvertreter.

Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) und die Bundesregierung müssen nun alle politischen und rechtlichen Möglichkeiten zur Verhinderung ausschöpfen, unter anderem stelle sich die dringende Frage nach der wettbewerbs- und beihilfenrechtlichen Zulässigkeit, so Pernkopf abschließend.

Kritik auch von Grünen und SPÖ

Tschechien sollte sich endlich um das grassierende Endlagerproblem kümmern, denn das Land falle hier hauptsächlich mit einer unverständlichen und hochriskanten Säumigkeit auf, so Martin Litschauer, Anti-Atomenergie Sprecher des Grünen Klubs. Tonnenweise abgebrannter Brennstäbe aus den bestehenden Reaktoren warten immer noch auf ein Endlager, und das 30 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt, sagte Litschauer, der auch Vizebürgermeister von Waidhofen an der Thaya ist.

Das vorgelegte Finanzierungsprogramm für den Ausbau sorge für Unverständnis und Kopfschütteln, so SPÖ-Energiesprecher Alois Schroll. Das AKW liege in unmittelbarer Nähe zu Österreich: „Wie hier das UVP-Verfahren abschließend ein positives Gutachten ausstellen kann und von annehmbaren Auswirkungen für Gesundheit und Umwelt berichten kann, ist mir persönlich ein Rätsel.“ Das AKW sei veraltet und anfällig, die Versorgung mit Kühlwasser sei ebenfalls problematisch. Schroll: „Dass man hier weitere Reaktorblöcke errichten will, entzieht sich jeglicher Logik. Noch dazu zeigen Beispiele sowohl aus der jüngeren und älteren Vergangenheit, dass diese Technologie anfällig ist.“

Tschechien gibt grünes Licht für Ausbau des AKW Dukovany

Die tschechische Regierung billigte am Montag das Finanzierungsmodell für den geplanten Ausbau des südmährischen Atomkraftwerkes Dukovany. Der Plan sieht vor, dass der Staat 70 Prozent der Kosten trägt. Die restlichen 30 Prozent und etwaige Zusatzkosten soll der zu zwei Dritteln staatliche Tschechische Energiekonzern (CEZ) tragen, teilte Industrie- und Handelsminister Karel Havlicek mit.

Mit dem Ausbau von Dukovany, das gegenwärtig vier 510-Megawatt-Reaktoren umfasst, ist die Errichtung eines fünften Reaktorblocks gemeint. Die Kosten werden vorläufig auf 162 Milliarden Kronen (etwa 6,1 Milliarden Euro) geschätzt. Die entsprechenden Verträge zwischen der Regierung und dem CEZ würden am 28. Juli unterzeichnet, hieß es.

Bis Ende 2022 will die tschechische Regierung den Lieferanten der Technologie in einem Auswahlverfahren finden. Mehrere ausländische Konzerne hatten bereits früher Interesse an dem Auftrag signalisiert, darunter Unternehmen aus den USA, Frankreich, Russland, China und Südkorea. Mit dem Baubeginn wird vorläufig für 2029 gerechnet, die Inbetriebnahme des neuen Blocks ist für 2036 geplant.