„Der Titel ‚zur Errettung des Christentums/in Deliverance of Christianity‘ bildet als bewusst gewählte Irritation die Klammer einer bereits mehrere Jahre dauernden intensiven künstlerischen Recherche von Franz Kapfer zur langen Tradition und immer noch gegenwärtigen Präsenz der stereotypen Darstellung des Türkenfeindbildes im kulturellen Gedächtnis Österreichs“, heißt es auf der Website von Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich, dem Veranstalter der Ausstellung im museumORTH.
Die Wasserburg in Orth an der Donau wurde 1529 im Zuge der Ersten Türkenbelagerung zerstört, Niklas Graf Salm der Ältere (1459-1530) ließ sie im Stil der Renaissance wieder aufbauen. Dem Hausherren von Schloss Orth ist im museumORTH eine Sonderausstellung gewidmet. Franz Kapfer hatte so die Möglichkeit, über die Epoche der Türkenkriege, ihre historischen Darstellungen und deren Rezeption über die Jahrhunderte hinweg bis in die Gegenwart zu reflektieren.
Kapfer: „Jahrhundertealte Vorurteile bis heute“
In Franz Kapfers künstlerischer Praxis geht es immer um eine Analyse politischer Kultur. Ausgehend von kleinen und sehr konkreten Strukturen rollt er herrschende Verhältnisse auf und überprüft deren Abbildbarkeit hinsichtlich großer Themen wie Autorität und Unterdrückung in politischen und religiösen Systemen.
Für das museumORTH extrahierte der 49-jährige Künstler aus Propagandaschriften der Zeit der Ersten Wiener Türkenbelagerung den Holzschnitt eines Baumes und inszenierte ihn im Ausstellungsraum als Symbol der Bedrohung (Bild oben). Als Blätter hängen Kopien der originalen Flugschriften von den Ästen, dazwischen sind Zeitungsausschnitte aus Kapfers Archiv eingestreut, „wodurch Ursprünge und Auswüchse jahrhundertealter Vorurteile bis in die politische Gegenwart sichtbar werden“, so der Künstler. Die langen Schatten der Vergangenheit werden in Kapfers Inszenierung durch einen Bewegungsmelder immer wieder aufs Neue ausgelöst und in den Raum geworfen.
„‚Wir‘ und ‚die Anderen‘ – dass Sprache und Bilder sowohl Gemeinschaft und Respekt als auch Voreingenommenheit und Überheblichkeit erzeugen können, stellt der Künstler mit dem Schriftzug ‚Kruzitürken‘ unübersehbar in den Raum und verdeutlicht, dass Geschichte nie aufhört, sondern immer als Teil unserer Gegenwart mitgetragen wird und verhandelt werden muss.“