Mikl Leitner Edtstadler Gelegs bei der Festveranstaltung 25 Jahre Wirtschaft in der EU Palais Niederösterreich Wien
NLK/Reinberger
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Wirtschaft

25 Jahre EU: Neue Chancen für die Wirtschaft

1995 ist Österreich Mitglied der EU geworden, für den Wirtschaftsstandort Niederösterreich gab es neue Chancen, aber auch neue Herausforderungen. Anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums der EU-Mitgliedschaft zog ecoplus, die Wirtschaftsagentur des Landes, Bilanz.

Am Montagabend diskutierten im Palais Niederösterreich in Wien Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und EU-Ministerin Karoline Edtstadler (im Bild oben, v.l.) sowie Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger (alle ÖVP), ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki und Unternehmerinnen und Unternehmer, welche Auswirkungen dieses historische Ereignis auf die niederösterreichische Wirtschaft hatte und welche Folgen es noch immer hat.

Mikl-Leitner: „Wir sind ein sehr exportorientiertes Land“

"Niederösterreich ist ein sehr exportorientiertes Land, jeder zweite Arbeitsplatz hängt direkt oder indirekt vom Export ab“, sagte Mikl-Leitner. Das Bundesland habe durch den EU-Beitritt und die EU-Osterweiterung „unglaublich viel gewonnen“. Mit der Coronavirus-Pandemie sei eine Vollbremsung erfolgt, alle seien dadurch aus der Bahn geworfen worden, so die Landeshauptfrau im Gespräch mit Moderator Ernst Gelegs, dem Leiter des ORF-Büros in Budapest. Das Wirtschaftswachstum sei eingebrochen, wobei das Minus im ersten Halbjahr in Niederösterreich mit 6,6 Prozent geringer sei als der österreichweite Durchschnitt mit einem Minus von 7,3 Prozent.

„Am Höhepunkt der Krise wurden Grenzen geschlossen und die Versorgungssicherheit war gefährdet. Daraus haben wir gelernt, gewisse Produktionen nach Österreich zurückzuholen“, betonte Mikl-Leitner und erinnerte daran, dass niederösterreichische Unternehmen nun Nasen-Mund-Schutz und Schutzausrüstungen herstellen. Besonders bewährt habe sich die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, sprach sie einen weiteren Aspekt an. Die Tourismuskooperationen mit den Nachbarländern und die gegenseitigen Bewerbungen der Regionen hätten eine Win-win-Situation mit sich gebracht. Auch die Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich sei sehr positiv, so Mikl-Leitner.

Edtstadler: „Nettoempfänger sollen Nettozahler werden“

Nach einer Schockstarre – so EU-Ministerin Karoline Edtstadler – habe die Europäische Union ein Budget für die nächsten sieben Jahre in der Höhe von fast 1.100 Milliarden Euro beschlossen, 750 Milliarden Euro gebe es an Zuschüssen und Krediten. Das Ziel sei, dass EU-Länder von Nettoempfängern zu Nettozahlern werden. Edtstadler: „Es haben einige Nachbarstaaten Österreichs wie etwa Tschechien oder die Slowakei vorgezeigt, dass sie am besten Weg dorthin sind. Jetzt gilt es, auch andere zu motivieren. Wir brauchen mehr Unabhängigkeit in der EU. Das können wir erreichen, wenn wir so fördern, dass diese Staaten besser werden, was die Wirtschaftsleistung betrifft.“

Ehrengäste beim Festakt 25 Niederöstererichs Wirtschaft ind er EU
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Feierten „25 Jahre Niederösterreichs Wirtschaft in der EU“: Johanna Mikl-Leitner und Karoline Edtstadler (1.R., v.l.) sowie Jochen Danninger, Susanne Brucha, Johann Marihart, Jasmin Haider, Ernst Gelegs und Helmut Miernicki (2.R., v.l.)

Vor einem halben Jahr beschloss die EU, mit Albanien und Nordmazedonien Beitrittsverhandlungen aufzunehmen. „Wir brauchen den Westbalkan als Sicherheitszone“, erklärte die Europaministerin. „Diese Staaten müssen eine Perspektive für einen Beitritt erhalten und an die Werte der Europäischen Union herangeführt werden“, sagte Edtstadler. Über einen möglichen Zeitpunkt des Beitritts meinte sie: „Wir müssen das richtige Tempo finden.“

Danninger: „Man kämpft mit Exporteinbrüchen“

Jeder zweite Arbeitsplatz in Niederösterreich hänge direkt oder indirekt vom Export ab. Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger: „Nach wie vor zählen die EU-Partnerstaaten zu unseren wichtigsten Handelspartnern. Unter den Top-10 Exportdestinationen finden sich acht EU-Mitgliedsländer, wobei den mittel- und osteuropäischen Ländern eine besondere Bedeutung zukommt". Was die Exportwirtschaft betreffe, so sei 2020 ein ganz besonders schwieriges Jahr, so Danninger. Man müsse mit „massiven Exporteinbrüchen“ kämpfen, im „niedrigen zweistelligen Prozentbereich“. Doch Niederösterreichs Unternehmen seien „breit aufgestellt, daher kommen wir auch besser durch diese Krise als andere Länder“, sagte Danninger.

ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki erinnerte an den EU-Beitritt vor 25 Jahren: „Dadurch wurde der Weg frei für ein neues Miteinander in Europa, von dem gerade der Wirtschaftsstandort Niederösterreich enorm profitiert hat. Unsere Erfahrung als Wirtschaftsagentur einer Region hat gezeigt, dass weiträumige Veränderungen und Entwicklungen am besten gemeinsam in Angriff genommen werden.“

Miernicki: „Im Schulterschluss besser meistern“

Dass sich die derzeitigen Herausforderungen „im gemeinsamen Schulterschluss besser meistern lassen“, wie Miernicki sagte, betonten auch die Vertreter von drei niederösterreichischen Unternehmen. Chancen in bzw. trotz der Krise sahen Susanne Brucha, die ein Unternehmen leitet, das in Michelhausen (Bezirk Tulln) Kühlhäuser und Kühlanlagen für den amerikanischen und asiatischen Markt errichtet und Jasmin Haider, die Geschäftsführerin der Whisky-Erlebniswelt in Roggenreith (Bezirk Zwettl). Johann Marihart ist Vorstandsvorsitzender der Agrana. Der Konzern macht seinen Umsatz mit den drei Bereichen Frucht, Stärke und Zucker. Marihart über die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie: „Wir sind auf Vorjahresniveau, und das ist in Zeiten wie diesen schon ein großer Vorteil“.