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Chronik

43 Menschen in Lkw: Schlepper gefasst

43 Menschen sollen im Kühlanhänger eines Lkw ohne Belüftung von Rumänien nach Österreich gebracht worden sein. Der mutmaßliche Schlepper – ein 51-jähriger türkischer Staatsbürger – wurde in Bruck an der Leitha festgenommen.

Die Aktion war aufgeflogen, als der Mann den Lkw bei der Autobahnabfahrt Bruck an der Leitha West abstellte. Zahlreiche Menschen stiegen laut Polizei aus und flüchteten in umliegende Felder. Ein Hubschrauber und mehrere Polizeistreifen waren im Einsatz und durchsuchten das Gebiet großräumig, teilte die Landespolizeidirektion Niederösterreich in einer Aussendung mit.

38 Personen, darunter sechs Kinder, wurden „gemäß dem Fremdenpolizeigesetz vorläufig festgenommen“, heißt es. Nach Angaben der Polizei waren die Menschen teilweise in einem schlechten gesundheitlichen Zustand. Sie wurden von Rettungskräften erstversorgt und anschließend zur Polizeiinspektion Bad Deutsch Altenburg – Fremden- und Grenzpolizei gebracht. Auch der mutmaßliche Schlepper, ein 51-jähriger türkischer Staatsbürger, wurde festgenommen.

Zum Einstieg Luke in den Boden geschnitten

Der Lkw dürfte nach Angaben der Ermittler von Rumänien über Ungarn nach Österreich gekommen sein. Im hinteren Bereich des Lkw-Kühlanhängers sei zum Einstieg eine Luke in den Boden geschnitten worden. Im vorderen Bereich befanden sich nach Polizeiangaben Papierkartonrollen, die so aufeinandergestapelt waren, dass beim Öffnen der hinteren Ladebordwand der Blick in das Innere des Anhängers versperrt war. Der Anhänger war nicht belüftet. Der Fahrtenschreiber des Lkw war manipuliert, teilten die Ermittler mit, und bei den mitgeführten Frachtpapieren handle es sich um Fälschungen.

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43 Menschen sind in diesem Anhänger nach Österreich gebracht worden

Im Zuge der Zeugenbefragung gaben die geschleppten Personen an, dass sie auf verschiedenen Schlepperrouten von der Türkei ausgehend nach Rumänien gekommen seien. Dort seien sie in einem ruinenähnlichen Haus für längere Zeit untergebracht gewesen, in dem sich etwa 150 Personen aufgehalten hätten.

Viele Menschen wurden während der Fahrt ohnmächtig

Danach wurden sie laut Polizeiaussendung zu einem Waldstück nahe der ungarischen Grenze gebracht, wo sie zur Weiterfahrt mit dem Lkw über die Luke in den Anhänger einstiegen. 43 Personen, syrische, irakische und türkische Staatsangehörige, seien in dem Anhänger gewesen. Wo die fünf Menschen sind, die nicht von der Polizei aufgegriffen wurden, ist unklar, hieß es am Mittwoch auf Nachfrage von noe.ORF.at.

Die Zeugen berichteten laut Polizei über Todesangst und Sauerstoffmangel während der Fahrt. Zahlreiche Personen wurden temporär ohnmächtig, heißt es. Eine Person sei vollständig kollabiert. Schließlich habe man so laut auf sich aufmerksam gemacht, dass das Fahrzeug kurz angehalten wurde. Einige Personen seien dabei aus dem Kühlanhänger geflüchtet.

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Die Sicht ins Innere wurde mit Papierrollen verdeckt

Während versucht wurde, einen Bewusstlosen durch die Luke ans Freie zu ziehen, sei der Lkw weitergefahren, berichteten die Geflüchteten bei der Einvernahme. Dabei soll eine Person beinahe überrollt worden sein. Den Moment, als das Sattelkraftfahrzeug später nochmals anhielt und der Lenker sich vom Fahrzeug entfernte, nützten alle noch im Anhänger befindlichen Personen zur Flucht. Für die Schleppung seien Beträge zwischen 6.000 und 8.000 Euro bezahlt worden.

Landeskriminalamt geht von weiteren Opfern aus

Der Kampf gegen die Schlepperei und illegale Migration müsse konsequent weitergeführt werden, kommentierte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) den aktuellen Fall. Es gehe dabei auch um enge Zusammenarbeit vor allem mit den Staaten des Westbalkans.

„Wir verzeichnen derzeit einen Anstieg der durchgeführten Schleppungen“, teilte der Leiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich, Omar Haijawi-Pirchner, mit. Der Fokus der Ermittlungen liege auf der Zerschlagung der verantwortlichen kriminellen Organisation. Die Ermittler gehen von weiteren Opfern und Schleppungen aus.