Schwechatfluss
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Umwelt

Schwechatfluss bekommt mehr Raum

Viele Jahre wurde die Schwechat zunehmend reguliert. Dadurch gingen nicht nur Naherholungsräume verloren, sondern auch Lebensräume teils bedrohter Tierarten. Im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit wird der Fluss nun teils rückgebaut.

Besonders stark reguliert ist der Schwechatfluss, der am Schöpfl im Wienerwald entspringt und in die Donau mündet, im Stadtgebiet von Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha). Das Flussbett ist hart verbaut, die Uferbereiche sind mit Wasserbausteinen gesichert, natürliche und für viele Tiere lebensnotwendige Strukturen wie Totholz oder Tiefstellen fehlen gänzlich.

Um den Fluss wieder natürlicher zu gestalten, damit Flora und Fauna wieder Lebensräume zurückerobern können, werden seit September Umbauten entlang des Wassers durchgeführt. Quer zum Fluss gebaute Dämme sollen dem Fluss wieder Raum geben, einen pendelnden Gewässerlauf innerhalb des bestehenden Flussbettes zu bilden.

Außerdem sollen unterschiedlich tiefe Wasserstellen wiederhergestellt werden, die sich künftig selbst weiterentwickeln werden. Natürliche Elemente, wie Totholz oder Wurzelstöcke, dienen der Schwechat nach langer Zeit bald wieder zur Strukturierung.

Schutzraum für Nase, Eisvogel und Co.

Verbesserungen erwartet man sich durch die Maßnahmen etwa für den Eisvogel, die Würfelnatter oder Fische, wie die Nase und das Ukrainische Bachneunauge. Karl Gravogl vom Landesfischereiverband freut sich, dass durch das Projekt Hochwasserschutz mit wesentlichen ökologischen Optimierungen kombiniert wird. "Vor allem in Hinblick auf die Verbesserung der Situation für die Nase sind die geplanten Eingriffe von großer Bedeutung. Dieser einst häufige Flussfisch gilt aufgrund von Lebensraumverlust durch starke Gewässerverbauung heute als gefährdet.“

Fotostrecke mit 3 Bildern

Ein Exemplar der Fischart Nase
Die Nase – ein ursprünglich typischer Donaufisch – ist mittlerweile sehr selten geworden
Würfelnatter
Die Bestände der harmlosen Würfelnatter sind in Mitteleuropa stark bedroht
Eisvogel
Antonicek
Der Eisvogel ist die einzige in Mitteleuropa vorkommende Art aus der Familie der Eisvögel

Flüsse oft letzte Verbindung zwischen Naturräumen

Der Alpen Karpaten Korridor stellt einen wichtigen landschaftlichen Verbindungsstreifen zwischen den östlichen Ausläufern der Alpen und dem westlichen Teil der Karpaten in Zentral- und Osteuropa für zahlreiche wildlebende Tier- und Pflanzenarten dar. Die Flüsse und Auen des Alpen Karpaten Korridors wirken heutzutage oftmals als einzige Verbindungselemente zwischen den Schutzgebieten. So vernetzt die Schwechat den Biosphärenpark Wienerwald mit dem Nationalpark Donau-Auen und dient als Verbreitungskorridor für gefährdete Pflanzen und Tiere.

Zwischen den Ballungsräumen Wien und Bratislava gelegen, ist diese Verbindung jedoch stark vom Menschen geprägt. Verkehrsinfrastruktur sowie Landwirtschafts-, Siedlungs- und Gewerbeflächen zerschneiden die Landschaft und schränken die Wandermöglichkeiten von Tieren und Pflanzen erheblich ein, erklärt Edith Klauser, die Präsidentin des Nationalparks Donau-Auen. Von den Maßnahmen erhofft man sich nicht nur in der Region eine Verbesserung für die Umwelt, sondern auch positive Effekte auf die angrenzenden Naturräume.

Projektstart
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Die Renaturierung der Schwechat ist nur ein Teil eines großen europäischen Gesamtprojektes, das unter der Leitung des Nationalparks Donau-Auen umgesetzt wird. Foto v.l.n.r.: Christoph Litschauer (Alpen Karpaten Fluss Korridor Projektmanager), Stadtrat Peter Pinka (Grüne) und Bürgermeisterin Karin Baier (SPÖ), Edith Klauser (Nationalparkdirektorin), Karl Gravogl (NÖ Landesfischereiverband), Christoph Lanxinger und Tina Handler (beide Firma Leyrer + Graf.)

Umwelt-Zusammenarbeit mit Slowakei

Der Bauabschnitt in Schwechat ist nur wenige Kilometer vom Nationalpark Donau‐Auen entfernt und die Einwanderung von Fischen aus der Donau, teilweise in großen Schwärmen, ist laut Auskunft des Nationalparks Donau-Auen dokumentiert. „Der Naturraum des Nationalpark Donau-Auen steht in enger Wechselbeziehung mit seinem Umland und den regionalen Zubringerflüssen. Mit dem Projekt erhalten wir die Verbindungen zwischen wertvollen Lebensräumen und deren vielfältigen Artengemeinschaften", ist Klauser überzeugt.

Damit könnten sich manche Tierbestände wieder erholen. Für Schwechats Bürgermeisterin Karin Baier (SPÖ) geht die Optimierung des Gewässerschutzes auch mit einer Verbesserung der Lebensqualität in der Stadt einher. „Intakte Naturräume dienen für uns als Naherholungsraum, lokaler Klimaregulator sowie Rückzugsort für heimische Tiere und Pflanzen."

Der Alpen Karpaten Fluss Korridor ist im September 2017 gestartet und hat eine Laufzeit bis Februar 2021. Unter Leitung des Nationalpark Donau-Auen wird er mit den Projektpartnern aus Österreich und der Slowakei im Grenzgebiet der beiden Länder umgesetzt. Die Bauarbeiten an der Schwechat starteten im September und sollen bis Mitte Oktober abgeschlossen sein, heißt es.