Chronik

Schlepper-Fall: Suche nach Hintermännern

Nachdem bei Bruck an der Leitha 38 Flüchtlinge aufgegriffen wurden, die im Anhänger eines Lkw nach Österreich gekommen waren, laufen die Ermittlungen. Die Polizei vermutet ein Schleppernetzwerk. Die Suche nach möglichen Hintermännern läuft.

Das Sattelkraftfahrzeug, mit dem die Flüchtlinge von Rumänien über Ungarn nach Österreich gekommen waren, wurde von der Polizei sichergestellt und wird nun untersucht. Von den technischen Überprüfungen erhofft man sich, Rückschlüsse auf die genaue Route des Fahrzeugs ziehen zu können und weitere offene Fragen zu klären.

Polizei will „präventiv wirken“

„Wie hat sich das Ganze zugetragen, wer sind die Hintermänner, wie wurde die Route organisiert, wie sind die Personen dazugekommen?“, so Polizeisprecher Heinz Holub gegenüber noe.ORF.at. „Wir wollen natürlich präventiv wirken, dass solche Zustände nicht noch einmal passieren, wie es in Parndorf war, und sich die Schleppungen nicht noch einmal häufen.“

Der Fahrzeuglenker befindet sich laut Holub weiterhin in der Justizanstalt Korneuburg in Untersuchungshaft. „Er wurde schon mehrmals einvernommen, macht aber immer widersprüchliche Angaben und zeigt sich nicht geständig.“ Als Drahtzieher vermutet die Polizei jedoch andere als den 51-jährigen Türken. Konkret geht man von einem Schleppernetzwerk aus.

Lkw
LPD NÖ
In diesem Anhänger – ohne Belüftung, ohne Essen – wurden die Flüchtlinge eingepfercht auf engstem Raum nach Österreich gebracht

Der aktuelle Fall war am Abend des 9. September aufgeflogen, als bei der Polizei mehrere Notrufe eingegangen waren. Demnach sei ein Lkw in der Nähe der Abfahrt Bruck West abgestellt worden, mehrere Menschen seien in die umliegenden Felder geflüchtet. Bei einer Großfahndung konnte die Polizei 38 Flüchtlinge aus der Türkei, Syrien und dem Irak aufgreifen.

Die Menschen – Frauen, Männer und sechs Kinder – berichteten von dramatischen Zuständen während der Fahrt. Sie waren im Kühlanhänger des Sattelkraftfahrzeuges eingepfercht von Rumänien nach Österreich gebracht worden. Im Anhänger gab es keine Belüftung, bis auf eine kleine Luke, die in den Fahrzeugboden geschnitten war und durch die die Flüchtlinge in das Fahrzeuginnere gelangt waren. Die Ladefläche war mit Papierkartonrollen zugestellt. Die Papierrollen sind dem Polizeisprecher zufolge während der Fahrt im Anhänger herumgeflogen, mehrere Personen seien zwischenzeitlich ohnmächtig geworden.

Lkw
LPD NÖ
Im Inneren des Fahrzeugs spielten sich laut Polizei dramatische Szenen ab, mehrere Menschen wurden während der Fahrt ohnmächtig

Asylverfahren läuft

„Die gute Nachricht war, dass die Personen nur ambulant vor Ort behandelt werden mussten. Die Rettung war vor Ort und hat sich um die Personen gekümmert. Anschließend ist es allen wieder so gut gegangen, dass die fremdenpolizeilichen Erstbefragungen durchgeführt und die Personen schnellstmöglich in Einrichtungen verbracht werden konnten“, sagte Holub. Ihr Asylverfahren läuft.

Der Fall erinnert an die Flüchtlingstragödie von Parndorf vor fünf Jahren, als 71 Menschen in einem Kühl-Lkw ums Leben gekommen waren. „Da wir schon von kollabierten Personen sprechen, wird es ein kritischer Zustand gewesen sein. Jedoch kann man in diesem Fall sagen, dass alles – unter Anführungszeichen – gut ausgegangen ist, da keine Person weitere Verletzungen davongetragen hat“, so Holub.