Contact Tracing in den  Bezirkshauptmannschaften
ORF
ORF
Chronik

Contact Tracing: Täglich tausende Telefonate

Das Contact Tracing, also die Nachverfolgung von Kontaktpersonen, soll eine weitere Ausbreitung des Coronavirus verhindern. Tausende Telefonate werden dafür jeden Tag in den Bezirkshauptmannschaften geführt, um Bescheide erstellen zu können.

Das Contact Tracing ist mittlerweile in vielen Bezirkshauptmannschaften Niederösterreichs zum Alltag geworden. Es geht dabei um Telefonate mit CoV-Infizierten und deren Kontaktpersonen. Dadurch soll geklärt werden, wo sich jemand angesteckt hat und wer allenfalls noch gefährdet ist. In den Bezirkshauptmannschaften wird deswegen täglich zwölf bis 14 Stunden lang sieben Tage pro Woche telefoniert.

„Wir setzen derzeit alleine bei der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten und allein für das Contact Tracing zwischen fünf und 15 Personen täglich ein. In Summe bearbeiten etwa 25 Personen täglich diese Fälle und das neben der laufenden Arbeit, die ja auch zu erledigen ist“, erklärt Josef Kronister, Bezirkshauptmann von St. Pölten.

Contact Tracing in den  Bezirkshauptmannschaften
ORF
Täglich wird nach möglichen infizierten Personen gesucht

Ausschlaggebend ist bei der Kontaktnachverfolgung, wen der oder die Infizierte 48 Stunden vor dem Auftreten von Symptomen oder einem positiven Test getroffen hat. Für die Risikoeinstufung sind zwei Parameter entscheidend: War der Abstand bei einem Treffen kleiner oder größer als zwei Meter und war die Dauer des Kontaktes kürzer oder länger als 15 Minuten?

„Wenn ich sehr nahe an jemandem bin , von Angesicht zu Angesicht und das 15 Minuten oder länger, bin ich Kontaktperson 1 und habe ein hohes Risiko der Ansteckung. Wenn ich weiter weg oder kürzer als 15 Minuten in der Nähe bin, dann bin ich Kontaktperson 2“, führt Robert Kellner, stellvertretender Landessanitätsdirektor für Niederösterreich, aus.

Entscheidung über Quarantäne trifft Amtsarzt

Es kommen noch weitere Faktoren hinzu, etwa die Belastung mit Aerosolen oder ob es einen physischen Kontakt, etwa ein Händeschütteln, gegeben hat. Die Entscheidung über die Absonderung trifft in jedem Fall individuell der Amtsarzt oder die Amtsärztin. „Es ist grundsätzlich so, dass wir zwar Parameter haben, etwa den Zwei-Meter-Abstand oder ob jemand eine Maske getragen hat oder nicht , aber die Entscheidung ist immer eine Einzelfallentscheidung. Das heißt, es kann bei scheinbar gleichen Fällen durchaus zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen“, erklärt Kronister.

Kontaktpersonen der Kategorie 1 müssen zehn Tage lang in Quarantäne gehen, auch wenn der Coronavirustest negativ ausfällt. „Ich kann mich persönlich über einen negativen Test freuen, aber das hilft mir nicht, aus der Quarantäne herauszukommen, weil ich von diesem bestätigten Fall auch noch am zehnten Tag angesteckt werden kann. Ich muss das also abwarten“, sagt Kellner. Personen der Kategorie 2 beobachten ihren Gesundheitszustand selbst und werden in der Regel nicht abgesondert.

Bundesheer unterstützt Bezirkshauptmannschaften

Unterstützung kommt nun vom Bundesheer, das im Rahmen eines Assistenzeinsatzes zunächst 15 Soldatinnen und Soldaten zur Unterstützung des Contact Tracings stellt. „Hier laufen gerade die Schulungen. Dieser Einsatz wird noch auf etwa 40 Soldatinnen und Soldaten aufgestockt, damit wir dort die Bezirkshauptmannschaften unterstützen können, wo sie eine große Herausforderung haben“, erklärt der niederösterreichische Militärkommandant Martin Jawurek. Anberaumt ist der Einsatz des Bundesheeres bis Ende März.

Der überwiegende Teil der Bevölkerung zeige sich bei der Kontaktnachverfolgung übrigens sehr kooperativ. „Es gibt nur ganz wenige Fälle, die keine Daten bekannt geben möchten. Unter dem Strich funktioniert es hervorragend“, bestätigt Kronister. Rund 170.000 Personen haben die Bezirkshauptmannschaften in ganz Niederösterreich seit Beginn der Pandemie betreut, mit geschätzten 500.000 Telefonaten.