Baustelle in Mautern
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Wirtschaft

Trotz Coronavirus viel Arbeit am Bau

Im Vergleich zu anderen Branchen befindet sich die Bauwirtschaft in den Sommermonaten beim Umsatz bereits wieder leicht im Plus. Es seien viele kleine Baustellen, die zu einer hohen Auslastung führen, heißt es von einigen Baufirmen in Niederösterreich.

Im Juni erwirtschafteten die Baufirmen österreichweit ein Umsatzplus von 1,1 Prozent im Vergleich zum Juni des Vorjahres. Auch wenn diese Zunahme gering erscheinen mag, die Stimmung ist in der Baubranche optimistisch. Die etwa 6.700 Baubetriebe in Niederösterreich haben vor allem Aufträge aus dem privaten Bereich, wie etwa Karl Stifter, Prokurist der Baufirma Schütz aus Weißenkirchen (Bezirk Krems) sagt: „Carports, Pools, aber auch Zu- und Umbauten sind seit März stark gefragt. Die großvolumigen Bauprojekte haben sich sozusagen eher aufgestaut.“

Denn normalerweise hätte der Bau vieler Einfamilienhäuser im März oder April begonnen, aufgrund des Lockdown habe sich das aber verschoben. „Jetzt haben wir die Herausforderung, wie wir es bestmöglich unter Dach und Fach bringen, dass wir die meisten oder fast alle Kunden terminlich zufriedenstellen können“, sagt Stifter.

Weniger Aufträge im Tiefbau

Auch die günstige Zinslage sieht er als Faktor für die starke Bautätigkeit. In den Bereichen Hochbau sowie Tiefbau, Dackdeckerei und Zimmerei sei die Auslastung allerdings unterschiedlich. Weniger Arbeit gebe es etwa beim Tiefbau, wie Stifter sagt: „Da sind wir stark abhängig von der öffentlichen Hand, etwa bei der Kanalisation. Da sind die Ausschreibungen aus unserer Sicht um zwei Drittel weniger als vor Corona.“

Baustelle einer Wohnhausanlage in Mautern an der Donau
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Die Bauherren sind in diesem CoV-Jahr großteils Privatpersonen und Wohnbaugesellschaften, so wie hier bei einer Wohnhausanlage in Mautern an der Donau (Bezirk Krems)

Noch Platz in Auftragsbüchern für 2021

Man sei mit einem blauen Auge davongekommen, so der Obmann der Fachgruppe Bau in der Wirtschaftskammer (WKNÖ), Robert Jägersberger, gegenüber noe.ORF.at. „Im März, April gibt es aufgrund des Lockdown doch einiges an Umsatzeinbußen, allerdings hat sich aufgrund der Aufträge und der Auslastung relativ rasch Normalität eingestellt.“ Auf das gesamte Jahr gesehen würden die Firmen um einen Betrag im hohen einstelligen Prozentbereich weniger Umsatz erwirtschaften, schätzt Jägersberger.

Befürchtet wird in der Baubranche jedoch eine verspätete Auswirkung der Wirtschaftskrise 2021. Aufgrund der langen Vorlaufzeit müssten Projekte eigentlich im Herbst begonnen werden, aktuell sehe es noch mager aus, wie etwa Franz Kürzel, Geschäftsführer der Traisenbau GmbH in St. Pölten, sagt: „Normalerweise hatten wir um diese Zeit die ersten Monate des nächsten Jahres schon völlig verplant, das ist jetzt nicht so. Die Genehmigungen kommen teilweise auch nicht so schnell wie man es vor Corona gewöhnt war.“ Er führt das auf das Home-Office vieler Behörden und die Mehrfachbelastung zurück.

Bau-Obmann Robert Jägersberger hofft, dass man die derzeit stabile Lage ins nächste Jahr mitnimmt: „2021 ist zumindest eine Teilauslastung vorhanden. Wir hoffen natürlich, dass die Konjunkturpakete, also Freibeträge oder etwa Investitionszuschüsse, auch 2021 greifen werden.“

Zwei Kräne in St. Pölten
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So viele Anfragen zu neuen Dächern, Pools und Gartenhäusern habe es in einem Jahr noch nie gegeben, heißt es von der Baufirma Schütz und der Traisenbau GmbH

CoV geringeres Problem als Arbeitskräftemangel

Die Stimmung ist in der Branche bislang durchaus positiv. Auch die Zahl der Beschäftigten wechselte im Sommer erstmals seit März in den Plus-Bereich. Im Vergleich zum Juli 2019 waren laut Bauinnung um etwa 240 Personen mehr am Bau beschäftigt. Im Konjunkturtest des Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) gab Ende August die Hälfte der befragten Baufirmen an, dass es überhaupt keine Beeinträchtigung ihrer Arbeit gebe. Acht Prozent sahen das Coronavirus noch als Hindernis in der Bauproduktion.

Viel problematischer war für die Unternehmen in der Umfrage hingegen der Mangel an Facharbeitern. Hier sah ein Viertel ein „Produktionshemmnis“. Auch bei der Firma Schütz ist das Thema. Aufträge gebe es genug, nur eben zu wenig Mitarbeiter, um sie umzusetzen. „Wir suchen in allen Bereichen, sei es in der Zimmerei, Hochbau oder Tiefbau. Begonnen vom Vorarbeiter bis zum Polier würden wir zurzeit gerne alle Leute willkommen heißen“, sagt Karl Stifter.