Plastikflaschen in unterschiedlichen Farben, Plastikfolien, HDPE-Kunststoffe wie bei Shampoo-Flaschen oder auch PP-Kunststoffe wie bei Ketchup-Flaschen – ein großer Teil dessen, was von Niederösterreichs Haushalten in die gelbe Tonne oder den gelben Sack geworfen wird, landet am Standort der Firma Brantner in Wölbling (Bezirk St. Pölten). Jedes Jahr werden dort rund 20.000 Tonnen an Kunststoffverpackungen verarbeitet. Damit handelt es sich um Niederösterreichs größte Sortieranlage für Kunststoffverpackungen.
Händische und technische Sortierung
„Das Material wird von Sammelfahrzeugen angeliefert und einerseits technisch sowie andererseits manuell sortiert“, erklärt Stefan Tollinger, Geschäftsführer bei der Brantner-Gruppe. „Technisch bedeutet, dass das Material am Anfang von einem Sackaufreißer lose gestreut wird, um am Förderband keine gefüllten Säcke zu haben. Mit Infrarotscannern werden die Flaschen erkannt und per Luftdruck ausgeschossen.“
Über diese NIR-Technologie, wie sie genannt wird, können die einzelnen Plastikflaschen von anderen Kunststoffverpackungen getrennt werden. Dadurch wird sichergestellt, dass nur eine bestimmte Art von Flaschen auf einmal bearbeitet wird – seien es beispielsweise grüne, blaue oder transparente PET-Flaschen.
„In weiterer Folge werden alle Metalldosen heraussortiert. Das sind die Metallabscheider, die in der Anlage verbaut sind. Am Schluss werden dann die sortenreinen Fraktionen in der Ballenpresse zu Ballen verpresst“, so Tollinger. Was von der Anlage nicht aussortiert wird, wird zwischendurch von den Beschäftigten händisch entfernt.
„Im Fokus“: Wie Plastik wiederverwertet wird
Wie kann man Müll vermeiden oder wenn er anfällt, bestmöglich verwerten? Diese Frage wird zuletzt wieder intensiver diskutiert, vor allem wenn es um Plastikmüll geht. Das Team von „Im Fokus“ hat Niederösterreichs größte Kunststoffsortieranlage der Firma Brantner besucht.
85 Prozent der PET-Flaschen werden recycelt
Die Ballen können anschließend recycelt werden. Dabei werden die Kunststoffe in speziellen Verwertungsanlagen eingeschmolzen und als Granulate aufbereitet. Am höchsten ist die Recylingquote bei den Plastikflaschen. „Wir sammeln in Niederösterreich bereits über 80 Prozent der anfallenden PET-Flaschen über das System des gelben Sackes oder der gelben Tonne. Von diesen 80 Prozent werden über 85 Prozent aussortiert und verwertet“, erklärt der Geschäftsführer. Über alle Fraktionen gerechnet liegt die Recyclingquote lediglich bei 40 Prozent. Kunststoffe, die nicht recycelt werden können, werden als Ersatzbrennstoffe der Industrie zur Verfügung gestellt.
In der Diskussion um den Kampf gegen Plastikmüll sieht man bei der Firma Brantner auch in Österreich Handlungsbedarf. Auch heute noch sind die Sammelsysteme nicht nur in den einzelnen Bundesländern, sondern manchmal sogar bezirksweise unterschiedlich. „Wir sehen es absolut notwendig, dass beim Sammelsystem nachgeschärft wird, also dass es ein einheitliches Sammelsystem für Kunststoffe und Metalle gibt und zwar österreichweit – vom Neusiedlersee bis zum Bodensee“, sagt Tollinger.
Neues Kompost- und Erdenwerk in Langenlois
Trotz Coronavirus-Krise hält die Firma Brantner an bisher geplanten Investitionen fest. Neben Kunststoffverpackungen werden zum Beispiel in Langenlois (Bezirk Krems) Abfälle aus der Biotonne verarbeitet. Insgesamt sieben Millionen Euro werden aktuell am Standort investiert. Konkret soll Mitte 2021 ein neues, modernes Kompost- und Erdenwerk in Betrieb genommen werden.
Im Gegensatz zum bestehenden Erdenwerk soll das künftige Werk eingehaust sein. Dadurch können bei der Kompostierung diverse Parameter wie Temperatur oder auch Luftfeuchtigkeit ganzjährig gesteuert werden. „Die Luft wird dort von unten zugeführt, sodass wir genau kontrollieren können, wie der Umsetzungsprozess im Kompost stattfindet“, so Brantner-Geschäftsführer Josef Scheidl. Mittels Sensoren soll auch der Kompost künftig laufend gemessen werden, „um die ideale Zusammensetzung für die weitere Verwendung in der Landwirtschaft zusammenzubringen“, erklärt Scheidl.
In Niederösterreich entsorgt das Familienunternehmen Brantner für zahlreiche Gemeinden die Abfälle aus der Biotonne. „Das wichtigste ist, dass getrennt gesammelt wird, also dass nur die Sachen in die Biotonne kommen, die wirklich hineingehören wie etwa Strauchschnitt, Grasschnitt oder biogene Abfälle“, führt der Geschäftsführer aus. Derzeit werden von der Firma Brantner in Niederösterreich jedes Jahr 40.000 Tonnen an Abfällen aus der Biotonne verwertet. Mit dem neuen Kompost- und Erdenwerk soll diese Menge künftig nahezu verdoppelt werden.