Ein Museum ohne Besucherinnen und Besucher kann nicht funktionieren, darüber waren sich die Vertreterinnen und Vertreter vieler österreichischer Museen einig. Die CoV-Pandemie stellte die Häuser vor neue Herausforderungen: Wie können Museen ihre Sammlungen trotz behördlicher Schließungen während einer Pandemie Interessierten zugänglich machen? Welche Aufgabenbereiche können Museen übernehmen, um nicht mehr gänzlich von Ticketeinnahmen der Touristen abhängig zu sein?
Die Antworten bewegten sich in vielen Vorträgen zwischen Digitalisierung und einem Schwerpunkt auf Forschung. Historiker und Philosoph Philipp Blom sprach in seiner Rede von einem Wendepunkt in der Geschichtsschreibung, der auch Veränderungen bei Museen und ihrer Arbeit mit sich bringe: „Wir sind in einer Situation des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen Schiffbruchs unserer Gesellschaft. Die Geschichte, die wir uns sehr erfolgreich über sehr lange Zeit erzählt haben, geht nicht mehr weiter. Eine neue Geschichte muss entstehen und bis dahin gibt es jetzt ein Vakuum.“ Museen könnten den Menschen dabei neue Denkräume und Lesarten ermöglichen.
Für ein neues Selbstverständnis von regionalen Landesmuseen plädierte im Audimax der Donau-Universität Krems auch Gastredner Claus von Carnap-Bornheim, Vorstand der Stiftung der Landesmuseen Schleswig-Holstein. „Die Häuser, die stark auf Kulturtouristen setzen, haben sicherlich in diesem Jahr am meisten verloren. Regionale Museen können sich viel mehr in der Forschung engagieren. Und hier in Krems hat man ja mit einer Uni die richtige Grundlage dazu.“
Digitalisierte Sammlungen als Ergänzung
Auch die Digitalisierung wird von vielen als ein Teil der Lösung gesehen. Die Niederösterreichischen Landessammlung stellten seit April 30.000 Objekte online. Dabei gehe es auch um eigens entwickelte Formate, so der Leiter der Landessammlungen Armin Lausegger: „Wir haben Anfang Oktober auch neue Visualisierungskonzepte für alle Interessierten eingebaut. Es wird sehr gut angenommen, die Zahlen steigen von Monat zu Monat.“ Die Pandemie hätte in diesem Bereich „längst überfällige Reformen“ ausgelöst, so Laussegger.
Die digitalisierten Objekte seien eine Ergänzung zum Museumsbesuch und können niemals das Original ersetzen, sind sich Lausegger und Christian Bauer, Leiter der Landesgalerie Niederösterreich, einig. In der Landesgalerie sei der Sommer von den Besuchszahlen her überaus positiv gewesen, so Bauer: „Wir waren Teil dieses Heimat-Trends, also wir hatten viele heimische Touristen, die die Wachau besucht haben und dann in der Landesgalerie waren. Aber seit zwei Wochen besteht wieder eine spürbare Verunsicherung. Mit dem Orangefärben von Bezirken gehen die Menschen wieder auf Distanz.“
Fokus auf Kultur für Kinder und Jugendliche
Ein Bereich, in den das Land Niederösterreich in den kommenden Jahren stärker investieren werde, sei die Wissensvermittlung in Museen bei Kindern und Jugendlichen. „Wenn Kinder einmal in einem Museum wirklich Kunstvermittlung auf höchstem, modernstem Niveau erlebt haben, dann gehen sie auch immer wieder gerne hin. Wir wollen das mit dem Kinderkunstlabor in St. Pölten verstärken und das soll auch internationale Strahlkraft haben“, so Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) beim Museumstag.
Am Donnerstagabend wird im Rahmen des Museumstages auch der Museumspreis an das Dom Museum Wien verliehen. „Das Dom Museum Wien ist ein Ort der Anregung zum staunenden Verweilen, der sinnlichen Erkenntnis, der Begegnung und des Dialogs“, heißt es in der Begründung des Museumsbeirats. Der 31. Österreichische Museumstag wurde von der Kuntsmeile Krems, der Donau-Universität Krems und den Landessammlungen Niederösterreich mit dem Museumsbund Österreich und dem Nationalkomitee des Internationalen Museumsrates (ICOM) veranstaltet.