Raubwürger
Thomas Hochebner
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Tiere

Gefährdeter Raubwürger brütet wieder

Der Raubwürger ist einer der seltensten Brutvögel Österreichs und gilt als gefährdet. In den vergangenen Jahren nahm sein Brutbestand drastisch ab. Mit 20 Brutpaaren in Niederösterreich wurde nun erstmals seit 2009 wieder ein Rekordhoch festgestellt.

Der Raubwürger (Lanius excubitor) ist ein amselgroßer Vogel mit schwarzer Augenbinde auf hellem Kopf. Früher war er in mehreren Regionen Österreichs beheimatet, spätestens in 1970er-Jahren erlosch sein Vorkommen aber fast überall. Nur im Waldviertel und im Weinviertel brütet er noch. Im Jahr 2009 waren nur noch 28 Brutpaare gezählt worden. Seitdem war die Zahl stark rückläufig.

Die jüngsten Zählungen von BirdLife Österreich bestätigen nun aber, dass der diesjährige Brutbestand bei 20 Brutpaaren liegt – das erste Bestandshoch seit 2009. Dieses Hoch sei unter anderem auf die gute Nahrungsverfügbarkeit von Mäusen und den milden Winter zurückzuführen, hieß es in einer Aussendung von BirdLife Österreich. Weil die Population der Raubwürger insgesamt aber sehr gering sei, bleibe die weitere Entwicklung jedoch ungewiss.

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Raubwürger
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Der Raubwürger gilt als hochgradig gefährdet
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Heuer wurde das erste Bestandshoch der Vogelart seit 2009 verzeichnet
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BirdLife Österreich bestätigt die Sichtung von 20 Brutpaaren in Niederösterreich

BirdLife hofft auf weiteres Maßnahmenpaket

BirdLife-Geschäftsführer Gabor Wichmann hielt in der Aussendung fest: „Für das Überleben des Raubwürgers ist es unter anderem auch wichtig, in der künftigen Programmperiode der ländlichen Entwicklung weiterhin ein geeignetes Maßnahmenpaket zur Erhaltung und Wiederherstellung von Lebensräumen für den Raubwürger anzubieten."

Gerade während der Brutzeit stelle der Singvogel hohe Ansprüche an eine reichgegliederte, halboffene bis offene Kulturlandschaft mit einem großen Beuteangebot an Insekten und kleinen Wirbeltieren, wie Leopold Sachslehner, der Projektleiter des Raubwürger-Artenschutzprojektmoduls von der Forschungsgemeinschaft Wilhelminenberg, erklärte. Gebe es aber zu wenige Feldgehölz-, Baum- und Heckenstrukturen mit guter Übersicht und nicht genügend Nahrungsflächen wie Wiesen, Brachen und Sukzessionsflächen sowie alle Arten von Feldrainen und Landschaftselementen, so sei kein Platz für den Raubwürger, sagte Sachslehner.

Weitere Schutzmaßnahmen geplant

Durch den gezielten Einsatz von Fördermaßnahmen im Rahmen der ländlichen Entwicklung, etwa die Anlage von Biodiversitätsflächen und Ackerbrachen, sei bereits ein erster wichtiger Schritt gesetzt worden, um die Lebensräume des Raubwürgers zu verbessern oder wiederherzustellen und so die Art zu erhalten, heiß es seitens BirdLife.

Der Aussendung zufolge gelten die Bemühungen von BirdLife Österreich und dem Land Niederösterreich derzeit vor allem der Anlage von Landschaftselementen. So seien in Zusammenarbeit mit Grundeigentümern und Bewirtschaftern an Raubwürger-Brutplätzen im Waldviertel zusätzliche Brachflächen angelegt und Obstbäume gepflanzt worden. Außerdem seien an mehreren Straßenabschnitten im Wald- und Weinviertel Straßen- und Alleebäume nachgepflanzt und eine für Raubwürger geeignete Rain- und Heckenpflege angeregt worden.

„Wir sind uns der großen Verantwortung bewusst, dem Raubwürger hier in unserem Naturland Niederösterreich, dem einzigen Brutvorkommen Österreichs, unter die Schwingen zu greifen. Deshalb werden in Zusammenarbeit mit BirdLife Österreich im Rahmen des Projekts ‚Schutz gefährdeter Vogelarten in Niederösterreich 2018-2020‘ zahlreiche Maßnahmen zum Schutz des Raubwürgers umgesetzt", teilte Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) mit.