Computer mit Brille und kaffeetasse
APA/Barbara Gindl
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WIRTSCHAFT

Homeoffice bleibt auch nach der CoV-Krise

54 Prozent der Unternehmen in Niederösterreich wollen auch nach der Coronavirus-Krise Homeoffice anbieten. Das zeigt eine Studie im Auftrag des Landes. Das mobile Arbeiten habe positive Effekte auf die Umwelt, den Wirtschaftsstandort und auch die Arbeitswelt.

Das mobile Arbeiten erhöhe die Wettbewerbsfähigkeit und verringere das Verkehrsaufkommen. Zu diesem Schluss kommt die Grundlagenstudie unter Federführung von Sophie Karmasin in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten des Landes Niederösterreich. Die Chancen des mobilen Arbeitens via Homeoffice und Videokonferenzen würden gegenüber den Risiken überwiegen, zeigte sich Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) am Montag überzeugt.

Wurde das Arbeiten von daheim vor der Coronavirus-Krise in 45 Prozent der mehr als 500 befragten Betrieben genutzt, so stieg dieser Anteil während des Lockdowns auf 58 Prozent an. In Zukunft werden es wohl 54 Prozent der Unternehmen sein, die Homeoffice weiter anbieten wollen. In jenen Unternehmen, in denen Homeoffice aufgrund der Tätigkeiten möglich ist, werde damit künftig durchschnittlich an 3,5 Tagen von zu Hause gearbeitet, so die Studie.

Pressekonferenz mit den Landesräten Eichtinger Schleritzko und Danninger
NLK/Filzwieser
Die Landesräte Martin Eichtinger, Ludwig Schleritzko und Jochen Danninger (v.l.) präsentierten in St. Pölten die Homeofficestudie

Ähnlich die Lage bei Videokonferenzen: Zu Jahresbeginn hatten 24 Prozent der Betriebe davon Gebrauch gemacht, während des Shutdowns rund die Hälfte. Als Langzeitwert wurde hier 44 Prozent angenommen. In Summe bedeute das Mehr an digitaler Arbeit und Kommunikation jährlich 482 Millionen Kilometer weniger im Autoverkehr oder die Einsparung von 78.000 Tonnen CO2, so Schleritzko. „Zum Vergleich: Ein mit Ökostrom betriebenes Elektroauto spart jährlich rund zwei Tonnen CO2 ein. Daher können wir von einer Einsparung sprechen, die dem Einsatz von etwa 39.000 neuen E-Fahrzeugen entspricht.“

Beschäftigte schätzen bessere Vereinbarkeit

Im Zuge der Erhebung wurden auch Vorteile sowie Herausforderungen für die Beschäftigten und Unternehmen herausgearbeitet. Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmer etwa schätzen die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Betreuungspflichten, das Mehr an Freizeit durch geringere Pendlerzeiten, das Einsparen von Kosten für den Arbeitsweg sowie mehr Flexibilität.

Der für den Arbeitsmarkt zuständige Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP) ortete allerdings auch Herausforderungen: „Es geht um ein Umdenken, auch in Sachen sozialer Kompetenz.“ So müssten bei der Heimarbeit Berufs- und Privatleben entsprechend getrennt werden, zudem sei bei Paaren mit Kindern eine Absprache über die Betreuung des Nachwuchses entscheidend, sagte Eichtinger. „Außerdem müsse man in Zukunft darauf achten, dass bei der Aus- und Weiterbildung sowie bei der Qualifizierung das mobile Arbeiten, Homeoffice und Videokonferenzen fixe Bestandteile in den Weiterbildungsprogrammen werden“, so Eichtinger.

Unternehmen sehen Kosteneinsparungen

Mehr als 60 Prozent der Unternehmen in Niederösterreich haben laut Studie angegeben, zumindest teilweise für das Arbeiten von zu Hause geeignet zu sein. Ausnahmen stellen die Produktion, der Handel oder der Gesundheits- und Pflegebereich dar. Unternehmen sehen durch das mobile Arbeiten Möglichkeiten, Kosten zu sparen, befand Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger (ÖVP), etwa beim Fuhrpark, bei Dienstreisen oder den Geschäftsflächen.

Außerdem könnten Fachkräfte auch in entlegeneren Regionen rekrutiert werden, was wiederum dem Fachkräftemangel entgegenwirke und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stärke, so Danninger. Herausfordernd sei, die technische Infrastruktur bereitzustellen, „darüber hinaus ist in den Unternehmen ein Führungswandel, die Anpassung der Unternehmenskultur und der digitalen Kommunikationsfertigkeiten notwendig“.

Die Studie soll nun der Politik und der Wirtschaft als Grundlage dienen, um sich auf den digitalen Wandel einzustellen. Der sei durch die Coronavirus-Krise in den vergangenen Monaten deutlich beschleunigt worden, zeigten sich die Landesräte einig.