Zweigeteiltes Bild zeigt Mann auf der Linken und Frau auf der rechten Seite
Pixabay / Gerd Altmann
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Politik

Viele Forderungen zum „Equal Pay Day“

Die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern klafft nach wie vor weit auseinander. In Niederösterreich arbeiten Frauen ab heute statistisch gesehen gratis. Lösungsansätze gibt es viele – von der Berufswahl bis zur Kinderbetreuung.

Laut aktueller Statistik verdienen ganzjährig vollbeschäftigte Frauen in Niederösterreich immer noch um 19,9 Prozent weniger als Männer. Die größten Einkommens-Unterschiede mit fast 29 Prozent gibt es im Bezirk Mödling, teilte die Arbeiterkammer Niederösterreich anlässlich des Equal Pay Days in einer Aussendung mit. Am geringsten sei der Unterschied mit rund 15 Prozent im Bezirk Waidhofen an der Thaya.

Teschl-Hofmeister: „Auf die Berufswahl zurückzuführen“

Die Einkommensschere sei unter anderem auf die Berufswahl zurückzuführen, sagt Frauenlandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP): „Technische oder handwerkliche Berufe, die immer noch vorwiegend von Männern ausgeübt werden, sind deutlich höher bezahlt als frauendominierte Berufsfelder wie Einzelhandel, Frisörin oder Bürokauffrau.“

Teschl-Hofmeister verweist in einer Aussendung deshalb darauf, dass in Niederösterreich etwa 100 Lehrberufe gebe, die erlernt werden können. Mit Aktionen wie dem „Girls Day“, „HTL4girls" und ‚"TechDatings“ versuche man Mädchen an technische Berufe heranzuführen. „Mädchen sollen ihre Ausbildungswege nach ihren Interessen und nicht nach immer noch vorhandenen Rollenklischees wählen“, so Teschl-Hofmeister.

Ein wichtiger Schritt in Richtung gelebter Gleichberechtigung sei aus ihrer Sicht aber auch das Pensionssplitting, durch das der Ehemann einen Teil seiner zukünftigen Pension seiner Frau zukommen lassen kann. „Nicht selten widmen Frauen den Großteil ihrer Zeit der jahrelangen Betreuung von Familienmitgliedern und erleben dann kurz vor Pensionsantritt eine negative Überraschung am Pensionsbescheid. Dies kann zeitgerecht mit dem Pensionssplitting ausgeglichen werden“, so die Landesrätin.

Auf die ungleiche Entlohnung der verschiedenen Berufe verweist auch die Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ). Immer noch würden gerade jene Berufe gering bezahlt, in denen überwiegend Frauen arbeiten, heißt es in einer Aussendung. Laut AKNÖ bedarf es dringend einer gesellschaftlichen Aufwertung dieser Branchen. „Fairer Lohn für korrekte Arbeit muss für alle Branchen und Berufe gelten“, so AKNÖ-Präsident Markus Wieser. Gerade die gegenwärtige Krise habe gezeigt, was Pflege, Kinderbetreuung und Dienstleistungen wert sein sollten.

SPÖ: CoV-Krise verschärft Einkommenssituation

Die SPÖ Niederösterreich fordert anlässlich des Equal Pay Days in einer Aussendung „rigorose Maßnahmen, um die Einkommensschere zu schließen“, wie SPÖ-Landesfrauenvorsitzende Elvira Schmidt, Landeshauptfrau-Stellvertreter Franz Schnabl, Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig und SPÖ-Klubobmann Reinhard Hundsmüller betonen. Die Coronavirus-Krise verschärfte die Einkommenssituation der Frauen maßgeblich, so Ulrike Königsberger-Ludwig. Sie fordert deshalb die Einführung einer 50-prozentigen Zweckbindung von AMS-Mitteln für Frauen.

Laut SPÖ Niederösterreich befinde man sich zwar im „guten Mittelfeld“ und es gebe auch eine minimale Verbesserung von 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, aber man sei noch immer weit entfernt von Wien, wo der Gender Pay Gap nur noch 13,7 Prozent liege. Gefordert wird deshalb von Seiten der SPÖ auch ein Mindestlohn von 1.700 Euro steuerfrei, ein Recht auf Arbeitszeitwechsel sowie auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr des Kindes und eine Verwaltungsstrafe bei Unterentlohnung.

SPÖ-Landesfrauenvorsitzende Elvira Schmidt kritisiert vor allem das „vollkommene Fehlen von frauenpolitischen Schwerpunkten im Budget der Bundesregierung“. „Es gibt weder spezielle Fort- und Weiterbildungsprogramme für Frauen, noch frauenspezifische AMS-Mittel, noch den dringend notwendigen Rechtsanspruch auf Sonderbetreuung“, kritisiert auch Schnabl die Bundesregierung.

Ruf nach Ausbau der Kinderbetreuung

Von der AKNÖ kommt außerdem die Forderung, die Kleinkinderbetreuung auszubauen, um die Frauen zu entlasten. „Die rasche Rückkehr in den Beruf nach einer Karenz und die Vereinbarkeit einer Vollzeitbeschäftigung mit Kinderbetreuungspflichten gelingt nur dann, wenn es flächendeckend flexible und leistbare Kinderbetreuungseinrichtungen gibt“, so Wieser.

Der Großteil der ungleicher Bezahlung sei auf die ungleiche Verteilung der Betreuungsarbeit zwischen Männern und Frauen zurückzuführen, heißt es von NEOS. „Die niederösterreichische Realität sieht so aus, dass Kinderbetreuung ebenso wie die Pflege von Alten und Kranken unbezahlt und Frauensache ist. Dadurch werden Frauen in Teilzeitarbeit und in weiterer Folge in die Altersarmut gedrängt", kritisiert NEOS-Landessprecherin Indra Collini. Auch sie fordert mehr Betreuungsplätze für Kinder. Niederösterreich hinke bei der Angleichung der Einkommen von Männern und Frauen hinterher.