Ferdinand Berger in seiner alten Druckerei
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„Menschen im Blickpunkt“

Die Bergers und ihr Leben für den Buchdruck

Seit fünf Generationen betreibt die Familie Berger eine Druckerei in Horn. Ferdinand Berger hat als Urenkel des Firmengründers den Beruf in die Wiege gelegt bekommen. In der Pension kümmert er sich jetzt um die Erhaltung ausrangierter Druckmaschinen.

Das Türschild der „Druckerei Ferdinand Berger“ musste nie geändert werden: Seit Gründung der Druckerei vor mehr als 150 Jahren heißen alle Chefs Ferdinand. Der erste Ferdinand begann im Jahr 1868 mit einer Handdruckpresse. Unter dem zweiten Ferdinand wurden die Druckerpressen mit Dampf betrieben. Als nach dem Ersten Weltkrieg der dritte Ferdinand den Betrieb übernahm, gab es in Horn bereits elektrischen Strom. 1940 wird der vierte Ferdinand geboren. Er ist einer der letzten Drucker Österreichs, die noch das Setzen und Drucken von Hand gelernt und ausgeübt haben. Mittlerweile ist der Betrieb an die nächste Generation übergeben.

Lebenslange Leidenschaft für alte Drucktechniken

„Für mich war schon als Kind klar, dass mein Platz in der Druckerei ist“, erzählt Ferdinand Berger, „ein großes Glück, denn das Erstellen von Druckvorlagen mit Holzbuchstaben und Messinglinien ist das Schönste, das es gibt. Das ist auch der Grund, warum ich die alten Techniken, solange ich lebe, auch am Leben erhalten will.“

Fotostrecke mit 6 Bildern

Ferdinand Berger mit einem Kollegen in seiner alten Druckerei
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Ferdinand Berger (r.) und ein Druckerkollege bei einer Hochdruckmaschine, Baujahr 1890
Hochdruckmaschine
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Jeder Druck erforderte damals etliche Handgriffe
Kleine Lettern aus Setzkasten
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Tausende Lettern wie diese ordneten die Handsetzer damals pro Stunde an
Lettern für den Plakatdruck
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Plakate wurden mit großen Lettern gedruckt
Steinplattendruckmaschine
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Die Steinplattendruckmaschine wurde vor mehr als 200 Jahren entwickelt
Kupfertiefdruckmaschine
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Auch die Kupferdruckmaschine kann nach wie vor benutzt werden

Die moderne Druckerei ist mittlerweile an den Horner Stadtrand übersiedelt. Die ehemaligen Räumlichkeiten in der Innenstadt sind eine Art privates Druckereimuseum. „Die Sammelleidenschaft hat mich erfasst und ich bin stolz, dass ich hier alle technisch möglichen Drucktechniken vorführen kann: Hochdruck, Tiefdruck und Flachdruck“, sagt Ferdinand Berger.

Er hält gemeinsam mit anderen pensionierten Druckerkollegen die ausrangierten Maschinen in Schuss – darunter eine 200 Jahre alte Maschine für Kupfertiefdrucke, die von Künstlern für das Drucken von Radierungen verwendet wird, sowie eine Steindruckmaschine, die von Alois Senefelder Ende des 18. Jahrhunderts entwickelt wurde.

Schwerpunkt der Sammlung sind aber die Hochdruckmaschinen. Hier müssen die Druckplatten für jede Buchseite neu zusammengestellt werden. In den Setzkästen der Druckerei liegen zigtausende Buchstaben in allen möglichen Größen und Schriftarten. „Die Handsetzer mussten intelligente Menschen sein“, erinnert sich Ferdinand Berger, „sie mussten rechnen können, um zu wissen, wie viele Zeilen auf der Seite Platz haben. Sie mussten die Rechtschreibung beherrschen und sie mussten genau wissen, wo welche Buchstaben liegen. Schließlich mussten die Handsetzer 1.000 Buchstaben pro Stunde setzen.“

Eindrucksvolle Einblicke für Interessierte

Als im Jahr 1911 der elektrische Strom nach Horn kam, wurde das Tempo in der Druckerei erhöht. Die „Linotype“-Maschinen hatten eine Tastatur. Die Setzer konnten die Texte nun auf der Tastatur eingeben. Die Maschine goss die getippten Buchstaben automatisch auf eine Bleistange. „Da mussten die Setzer 6.000 Buchstaben setzen. Bei den noch moderneren Maschinen sogar 12.000 Buchstaben pro Stunde“, erklärt Berger.

Die private Sammlung ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Falls sich jemand aber besonders dafür interessiert, nimmt sich Ferdinand Berger gerne Zeit. Seine Leidenschaft erklärt er auch so: „Johannes Gutenberg hat den Buchdruck mit beweglichen Lettern erfunden und so die Welt mit Blei verändert. Andere haben es mit Blei und Pulver probiert, die sind alle gescheitert."