Roland Neuwirth mit den Extremschrammeln
Johannes Cizek
Johannes Cizek
Kultur

Wienerlied-Doyen Roland Neuwirth wird 70

Der Wahl-Waldviertler Roland Neuwirth reiht sich ein in die Liga jener Stars, die ihren Bühnenabschied ankündigen und dann jahrelang auf Abschiedstournee gehen. Am Samstag wird der Doyen des modernisierten Wienerliedes 70 Jahre alt.

Neuwirth hatte eigentlich vor gut drei Jahren der Bühne Lebewohl gesagt – um heuer geballt zurückzukehren. Der 70. Geburtstag des Musikers wird unter anderem am 10. November mit einem großen Konzert unter dem Titel „Schall & Rauch“ im Wiener Konzerthaus gewürdigt.

„Geburtstage sind ja auch ein bisschen peinlich. Ich werde ihn aber nutzen, noch einmal die verklungenen Töne vorbeifliegen zu lassen“, umreißt der Jubilar das Vorhaben, zu dem sich zahlreiche Wegbegleiter angesagt haben. Dazu gehören selbstredend seine Stammformation Extremschrammeln (im Bild oben), aber auch zwei Kombinationen, die Neuwirth erst vor kurzem an seine Seite geholt hat.

Über das Comeback: „Es ging mir ja ab, das Singen“

So wird auch das Radio.String.Quartet. im Konzerthaus erwartet, mit dem gemeinsam im Frühjahr das neue Album „Erd’“ eingespielt wurde. Noch jungfräulicher ist die Zusammenarbeit mit dem Pianisten Florian Krumpöck. Mit diesem hat sich Neuwirth tatsächlich an Schuberts „Winterreise“ herangetraut – und diese im Wienerischen Wortklang aufgenommen, die dann erstmals am 12. Dezember im Schubert-Saal des Wiener Konzerthauses unter dem Titel „Wiener Winterreise“ erklingen soll. „Es ging mir ja ab, das Singen“, begründet das „Bühnentier“ Neuwirth sein Comeback.

Roland Neuwirth
Lukas Beck
Roland Neuwirth schrieb mehr als 300 Songs: „An manche Sachen kann ich mich gar nicht mehr erinnern"

Schließlich startete die künstlerische Karriere für Neuwirth äußerst früh. Bereits im Alter von sieben Jahren schrieb der am 31. Oktober 1950 in Wien geborene Künstler sein erstes Gedicht – mit positivem Inhalt, wie in seinem Lebenslauf betont wird. Aber schon kurze Zeit später wandte er sich der Musik zu.

Mit 14 der erste öffentliche Auftritt – im Prater

1964 trat er im Wiener Prater mit „selbstzugerichteter“ Elektrogitarre zum ersten Mal öffentlich auf. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich zu dieser Zeit als Schriftsetzer in einer Partezetteldruckerei. Nach Gastspielen bei und mit diversen Bands studierte Neuwirth an der Musikhochschule, 1974 gründete er die Neuwirth Schrammeln. „10 Wienerlieder und 1 Fußpilzblues“ hieß die erste Schallplatte der Gruppe (1977).

1983 änderte Neuwirth seinen Sound: Mit der dritten LP „extrem“ wurden aus den Schrammeln die Extremschrammeln, die Verbindung des klassischen Wienerliedes mit Rock-, Funk- und Blues-Elementen war geboren. Es folgten weitere Tonträger, Neuwirth schrieb außerdem Orchesterwerke, das Hörspiel „Hunds (Eine Kläfforette)“ und Fernsehmusik („Tatort“).

Roland Neuwirth mit den Extremschrammeln
KK
Roland Neuwirth und die Extremschrammeln

Einem ganz breiten Publikum wurde Neuwirth dann durch seinen Gastauftritt in der TV-Serie „Kaisermühlenblues“ bekannt: „Mir hot’s vü ’brocht“, so das Resümee des Extremschrammlers. Und die Menge seiner Kompositionen – im Laufe der Zeit hat er weit mehr als 300 Songs geschaffen – kommentierte der Meister einmal mit den Worten: „An manche Sachen kann ich mich gar nicht mehr erinnern.“ Der Musik ist er nicht nur als Ausübender verbunden, sondern trat immer wieder auch als Lehrender an der Wiener Musikuniversität oder als Gastdozent an Schulen in Erscheinung. 1999 veröffentlichte er im Zsolnay-Verlag ein Buch über „Das Wienerlied“.

„Meine Lieder entstehen eigentlich quasi in Einzelhaft“

Die Texte von Neuwirths Liedern, Gstanzln und Couplets treffen stets ins Schwarze. „I renn’ net absichtlich ins Volk, um mich inspirieren zu lassen. Meine Lieder entstehen eigentlich mehr im Kammerl – quasi in Einzelhaft“, verriet der Jubilar einst in einem APA-Gespräch. In einem anderen Interview sagte er: „I hab immer no mei Freud – wo des herkommt, was i net. Des is’ wia mit der Potenz, die is’ halt a do.“

Dass Neuwirth als wesentlicher Vertreter des Wienerliedes gilt, zeigt sich auch an den zahlreichen Ehrungen, wurde er doch u.a. 1984 mit dem Sonderpreis der Stadt Wien, 1994 mit dem Nestroy-Ring und 2002 mit dem Silbernen Ehrenzeichen der Stadt Wien geehrt. 2012 erhielt er den Kulturpreis des Landes Niederösterreich in der Kategorie Musik, zwei Jahre zuvor das Große Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich und 2017 schließlich den Preis der Stadt Wien für Musik.