Wahlplakate in New York
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Chronik

US-Wahl: Österreicher würden Biden wählen

85 Prozent der Österreicher würden bei der US-Präsidentenwahl Joe Biden wählen, nur 14,4 Prozent Donald Trump. Das zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Marketagent aus Baden. Das Interesse an der Wahl ist auch in Niederösterreich groß.

In Österreich leben nach Angaben von Statistik Austria 8.353 US-Amerikaner (Stand: 1.1.2020), 7.257 von ihnen sind älter als 18 Jahre und somit bei der US-Präsidentschaftswahl wahlberechtigt. 941 Personen mit US-amerikanischer Staatsbürgerschaft wohnen in Niederösterreich. Die meisten in Klosterneuburg (75), Trumau (52), Baden (39), St. Pölten (26) und Wiener Neustadt (24).

Eine von ihnen ist Katherine Stumpfer aus Melk. Sie stammt aus dem kleinen Bundesstaat Vermont im Nordosten der USA und kam vor 30 Jahren als Sprachassistenzlehrerin in das Stiftsgymnasium Melk. Stumpfer ist als Fremdenführerin in der Wachau tätig und unterrichtet als Native Speaker in den Volksschulen Melk, Zelking und Emmersdorf (Bezirk Melk).

In Österreich: „Trump oder Nicht-Trump“

Neben dem Coronavirus war für Stumpfer die US-Wahl in den vergangenen Wochen Gesprächsthema Nummer eins. „Man wird andauernd darauf angesprochen. Man braucht nur zu sagen, dass man Amerikanerin ist, schon fällt der Name Trump. Lustig ist aber, dass die Österreicher den Namen von Biden nicht zu kennen scheinen. Die Kandidaten in Österreich sind Trump und Nicht-Trump“, sagte Stumpfer im Gespräch mit noe.ORF.at.

Katherine Stumpfer
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Katherine Stumpfer lebt seit 30 Jahren in Melk: „Die Österreicher unterscheiden zwischen Trump und Nicht-Trump“

Den Wahlkampf in den USA verfolgte sie auf zwei Arten: einerseits im Internet auf den Social-Media-Kanälen, andererseits durch Gespräche mit Freunden und der Familie zuhause. „Die Stimmung ist komplett gespalten. Sogar in meiner eigenen Familie gibt es Leute, die Trump-Befürworter sind, und Leute, die Biden-Befürworter sind. Sie kommen mittlerweile gut miteinander zurecht, indem sie nicht darüber reden“, berichtete Stumpfer über die angespannte Stimmung in den USA.

Die US-Wahl im ORF

ORF.at berichtet rund um die Uhr über alle Ergebnisse und Ereignisse bei der US-Wahl. Die Auszählung und den Tag nach der Entscheidung begleitet ein Liveticker mit Experten- und Korrespondentenstimmen. Per Livestream sind am Dienstag ab 22.00 Uhr auch die ORF-Sondersendungen zu sehen – mehr dazu in tv.ORF.at.

Auch wenn der kleine US-Bundesstaat Vermont nur ein geringes Gewicht bei der Präsidentschaftswahl hat, gab die US-Staatsbürgerin, die einen Aufenthaltstitel für Österreich hat, ihre Stimme bereits vor Wochen mittels Briefwahl ab – für Nicht-Trump. „Ich bin jetzt 110 Prozent für Biden. Er wäre zwar ursprünglich nicht mein Wunschkandidat gewesen, aber eine Wahl ist eben keine Hochzeit. Man sucht sich keinen Lebenspartner aus, sondern den besten Kandidaten.“

Födermair-Lagaard: „Meine Familie zittert“

Auch Marin Födermair-Laagard stammt aus dem Norden der USA, aus dem Bundesstaat Minnesota. Die 32-Jährige kam über ein Schüler-Austauschprogramm mit dem Stiftsgymnasium Melk nach Niederösterreich. Sie wohnt mittlerweile in Zelking (Bezirk Melk) und arbeitet als Psychologin. Den Wahlkampf verfolgte sie Online und über Telefonate mit Familie und Freunden mit.

„Meine Familie zittert ein bisschen, es ist schon unklar. Wir möchten nicht wie vor vier Jahren davon ausgehen, dass unsere Kandidatin siegen wird. Die Umfragen sind mit Vorsicht zu genießen, jeder muss jetzt seinen Beitrag leisten, dass es sich heuer anders ausgeht“, so Födermair-Lagaard.

Marin Födermair-Lagaard
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Marin Födermair-Lagaard: „Ich hoffe, dass Biden gewinnen wird“

Beide Kandidaten sind den Österreichern zu alt für den Job

Fast zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher sind an der Wahl interessiert, zeigt eine Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Marketagent aus Baden. Zwischen 15. und 20. Oktober wurden mittels Online-Fragebogen 500 Personen im Alter zwischen 14 und 69 Jahren befragt, die für die österreichische Bevölkerung repräsentativ sind.

Obwohl sich 85,6 Prozent der Befragten für den Demokraten Joe Biden als neuen US-Präsidenten entscheiden würden und nur 14,4 Prozent für den Republikaner Donald Trump, glauben die Österreicherinnen und Österreicher aber der Marketagent-Umfrage zufolge an ein viel engeres Rennen. Demnach vermuten 55,4 Prozent, dass Biden neuer US-Präsident wird, 44,6 Prozent glauben, dass Trump seinen Sitz im Weißen Haus verteidigen wird.

Joe Biden und Donald Trump
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Könnten die Österreicher wählen, wäre das Ergebnis eindeutig

Beide Kandidaten, der 74-jährige Trump und der 77-jährige Biden, sind den Menschen in Österreich aber der Umfrage zufolge zu alt für diesen Job. 41,8 Prozent der Befragten gaben an, dass das optimale Alter eines US-Präsidenten zwischen 51 und 60 Jahren liegt, nur 1,6 Prozent meinen, dass man mit 71-75 Jahren dafür am geeignetsten sei, für 0,8 Prozent ist hingegen 76 Jahre oder älter das beste Alter für einen US-Präsidenten.

Umfragen sahen den demokratischen Herausforderer Joe Biden zuletzt im Vorteil. Doch auch die beiden US-Amerikanerinnen, die noe.ORF.at zum Interview traf, gaben sich betont vorsichtig. „Ich befürchte, dass wir aufgrund der vielen Wahlkarten nicht am 4. November in der Früh ein Ergebnis haben werden oder zumindest kein eindeutiges, sondern dass wir schon länger warten müssen“, sagte Födermair-Lagaard. Stumpfer schrieb einen Erfolg ihres Favoriten hingegen ab: „Ich glaube, dass die Umfragen täuschen und wir in Europa mit einer bösen Überraschung munter werden.“