Anschlag Wien
APA/Herbert Neubauer
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Politik

Cobra-Leiter: „Einsätze hinterlassen Spuren“

Einsätze wie jener am Montagabend in Wien hinterlassen trotz Vorbereitung auch bei den Einsatzkräften Spuren. Bernhard Treibenreif, Kommandant beim Spezialkommando Cobra mit Sitz in Wiener Neustadt, berichtet über den herausfordernden Einsatz.

Einsätze wie jener am Montag seien in der Anfangsphase besonders schwer einzuschätzen – der Täter unterwegs, die genaue Situation unklar – erklärt der Cobra-Kommandant gegenüber noe.ORF.at. „Deshalb war es in der Erstphase ganz wichtig, dass wir den Täter sofort lokalisieren konnten“, so Treibenreif.

Er lobt die beiden Streifen, die als erste vor Ort waren: „Sie haben eine tolle Arbeit geleistet.“ Nur neun Minuten, nachdem der Täter das Feuer eröffnet hatte, konnten sie ihn lokalisieren und schließlich neutralisieren. „Das ist im internationalen Vergleich sehr schnell“, weiß der Direktor für Spezialeinheiten.

„Haben aus ähnlichen Fällen in Europa gelernt“

Den heimischen Polizeibeamten komme zu Gute, dass „wir aus ähnlichen Anlassfällen in Belgien, in Frankreich, in anderen Staaten in Europa gelernt und unsere Strukturen sehr dezentral aufgebaut haben“, so Treibenreif. Das bedeutet, dass auch Spezialeinheiten wie die Cobra in Ballungszentren vertreten seien und somit schnell vor Ort sein könnten.

Auswirkungen des Polizeieinsatzes

Polizisten aus Niederösterreich unterstützten ihre Kollegen am Montag. Auch wenn die Einsatzkräfte auf solche Horrorszenarien trainiert werden, so fordern sie den Polizisten doch alles ab. Darüber spricht Bernhard Treibenreif, Kommandant der Spezialeinheit Cobra.

Auf die seit Jahren erhöhte Gefährdungslage in Europa und neue Formen von terroristischen Anschlägen habe man mit entsprechender Ausbildung, Ausrüstung und internationaler Kooperation reagiert, berichtet er. „Wir hatten in dieser Nacht zum Beispiel Anträge der ungarischen, bayrischen und slowakischen Spezialeinheiten, die bereits an den Grenzen gestanden sind“, so Treibenreif. Am Montag habe man die Hilfe aus dem Ausland zwar nicht gebraucht, aber „es wäre ein Leichtes gewesen, mehr Einsatzkräfte zuzuführen“.

Polizei: Gespräche sind kein Tabu mehr

Noch in der Nacht des Anschlages habe man mit den Einsatzkräften über die belastenden Eindrücke gesprochen. „Die Kollegen haben einen sehr professionellen Eindruck gemacht“, sagt Treibenreif. „Sie haben gesagt, dass sie natürlich unter Anspannung gestanden sind. Aber: Man funktioniert. Man hat eine Aufgabe, man will Menschenleben schützen, man will diesen Angreifer lokalisieren und neutralisieren – aber all das geschieht unter Lebensgefahr“ – mehr dazu in Polizist schildert Einsatz: „Wussten nicht, wohin“ (wien.ORF.at; 4.11.2020).

In den vergangenen 20 bis 30 Jahren habe man bei der Polizei gelernt, dass es notwendig sei, über traumatische Erlebnisse zu sprechen, hält er fest. Denn früher habe man aus falsch verstandenem Stolz nicht darüber geredet. Durch aktives Anbieten von Gesprächen versuche man das heutzutage anders zu machen. Dem Lob, das von vielen Seiten für den Einsatz der rund 1.000 Polizistinnen und Polizisten kommt, schließt sich Treibenreif an. Dennoch müsse man für Weiterentwicklungen offen bleiben, sagt Treibenreif.