Gastronomie Lockdown
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Wirtschaft

Gastronomie kämpft um ihr Geschäft

Seit Dienstag befindet sich Österreich im zweiten Lockdown. In Gastronomiebetrieben dürfen Gäste nun bis Ende November nicht bewirtet werden. Viele heimische Wirte setzen deshalb auf Abhol- und Lieferservices – mit unterschiedlich großem Erfolg.

Zum zweiten Mal in diesem Jahr bleiben die Tische und Stühle in Niederösterreichs Gastronomiebetrieben leer. Bis mindestens Ende November wird das der Verordnung der Bundesregierung zufolge noch so bleiben. Für die heimischen Lokale, die bereits zum zweiten Mal schließen müssen, ist das ein herber Schlag.

Aufgeben möchte man in der Gastronomiebranche nicht. Denn Speisen auszuliefern oder zur Abholung bereitzustellen, ist erlaubt – und wird deshalb auch von vielen Betrieben angeboten. Von Stillstand kann in vielen Küchen also trotz des zweiten Lockdowns keine Rede sein.

Mautern: Abholservice mit mehreren Menüs

Hochbetrieb herrscht etwa im Landhaus Bacher in Mautern an der Donau (Bezirk Krems). Während des ersten Lockdowns war der Betrieb geschlossen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuhause. Nur über Handychats wurde gelegentlich die Abholung von Speisen vereinbart. Dieses Mal wird ein professionell aufgezogener Abholservice mit mehreren Menüs angeboten.

„Im Unterschied zum ersten Lockdown sind jetzt alle Mitarbeiter hier. Wir teilen die Crew wochenweise auf“, erklärt Inhaber Thomas Dorfer. Sowohl er und seine Frau als auch die Angestellten seien froh, auch jetzt ihrer Arbeit nachgehen zu können, sagt er. Das Übergangskonzept scheint bei den Kunden gut anzukommen. Vor allem zur Mittagszeit herrscht großer Andrang.

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Das Abholservice wird in Mautern an der Donau gut angenommen

Dennoch sind die Probleme für die Gastronomiebranche nicht von der Hand zu weisen, ist sich das Ehepaar einig. „Es ist für die Gastronomen wirklich schwer, noch einmal einen Lockdown durchzustehen“, meint Dorfer. „Auch für die Lieferanten und Zulieferer ist es sehr schlimm, weil die Gastronomie schon einmal zwei Monate geschlossen hatte und jetzt wieder“, ergänzt Dorfer-Bacher. Beide betonen, wie wichtig es jetzt auch für die Gastronomie sei, dass sich die Bevölkerung an die vorgegebenen Sicherheitsmaßnahmen hält.

Höflein: Mit Kurzarbeit durch die Krise

Ortswechsel nach Höflein an der Donau (Bezirk Tulln): Dort befindet sich der Gasthof Roter Hahn. Schon während des ersten Lockdowns wurde hier Essen ausgeliefert und zur Abholung angeboten, erzählt Restaurantleiter Kurt Nachtmann: „Wir hatten schon am ersten Tag des Lockdowns im Frühjahr viele Anfragen wegen Essenlieferungen“, berichtet er. Deshalb habe man sofort auf Lieferservice, wenige Wochen später auch auf Abholservice umgestellt.

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Auch im Gasthof Roter Hahn in Höflein an der Donau gehen viele Bestellungen ein

Der Bedarf sei definitiv vorhanden, erzählt Nachtmann. Immer wieder läutet das Telefon, Kunden geben Bestellungen auf. Die Lieferungen erfolgen kostenlos, 70 Cent werden für die Verpackungen verrechnet. Viele Kunden seien froh über das Angebot, da sie bereits älter oder nicht mehr mobil seien, sagt der Restaurantleiter. Speisen abzuholen sei in seinem Gasthaus hingegen schon immer gang und gäbe gewesen, wie er betont.

Auf gemeinsamen Beschluss hin sind alle Mitarbeiter der Gaststätte in Kurzarbeit. Gearbeitet wird mittags und abends. Es sind herausfordernde Zeiten, allerdings sei die Situation im Gasthof einfacher zu handhaben als beim letzten Mal, hält Nachtmann fest: „Beim zweiten Mal waren wir schon ein bisschen klüger, weil wir gewusst haben, wie es funktioniert.“

Wieselburg: „Geschäft ist das keines“

Im Brauhaus Wieselburg (Bezirk Scheibbs) hingegen läuft das Geschäft nur schleppend. Während die meisten Betriebe ihre Abhol- und Lieferservices erst optimieren, fährt man hier bereits wieder langsam zurück, erzählt Oberkellner Leo Aigner. „Beim ersten Mal war das Offenhalten des Lokals ein Dienst an den Kunden, damit man nicht vergessen wird. Darum hat man das gemacht. Wir waren außerdem die einzigen in der ganzen Stadt, die das angeboten haben“, sagt Aigner.

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Im Brauhaus Wieselburg überlegt man bereits, das Lokal für den Rest des Monats zu schließen

Seit dem Frühjahr wurde die Konkurrenz aber größer. Denn immer mehr Lokale in der Umgebung bieten mittlerweile ebenfalls einen Liefer- und Abholservice an. Aigner findet klare Worte für die aktuelle Lage: „Sagen wir so: Momentan ist damit kein Geschäft zu machen. Es soll hauptsächlich Werbung sein und man möchte zeigen, dass man die Kunden betreut“, meint er.

Sollten in den nächsten Tagen nicht mehr Kunden kommen, wird das Lokal vermutlich vorübergehend geschlossen. Egal wie es läuft, in den drei Gastronomiebetrieben ist man sich einig: Ohne finanzielle Hilfe ist der zweite Lockdown für die Gastronomie kaum zu bewerkstelligen.