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Friedrich Jaming
Friedrich Jaming
Coronavirus

CoV: Dauerfolgen auch bei mildem Verlauf

Auch eine Covid-Erkrankung mit mildem Verlauf kann schwere Dauerfolgen verursachen. Das haben Forscher der Medizinischen Universität in Wien herausgefunden. Außerdem können Symptome bei einem milden Verlauf äußerst unterschiedlich sein.

Die Symptome einer Covid-Erkrankung reichen von Fieber, Schüttelfrost und Husten über Schnupfen, Müdigkeit, Durchfall, Augenentzündungen und Lungenentzündungen bis hin zum Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns. Insgesamt dokumentierten die Wissenschafterinnen und Wissenschafter bei einem milden Verlauf sieben verschiedene Gruppen der Krankheit.

Außerdem fanden sie heraus, dass eine Covid-Erkrankung auch nach zehn Wochen noch deutliche Veränderungen im Immunsystem bzw. Spuren im Blut hinterlassen kann. Im schlimmsten Fall kann das, so die Forscher, zu einer Autoimmunität führen. An der Studie nahmen mehr als 100 Menschen teil, die an Covid-19 erkrankt waren – mehr dazu in science.ORF.at.

Studienautoren von Ergebnissen überrascht

Im Gespräch mit „NÖ heute“ sagt einer der Studienautoren, dass die Studienergebnisse durchaus überraschend gewesen seien. „Was für uns erstaunlich war, ist, dass die Anzahl der Granulozyten, also die Anzahl der Bakterienfresser im Blut, nachhaltig vermindert war“, so Winfried Pickl, Facharzt für Immunologie an der Medizinischen Universität in Wien und stellvertretender Leiter des Danube Arc Projects, in dem Einrichtungen aus Wien und Niederösterreich gemeinsam forschen.

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ORF
Patienten, die an Covid-19 erkrankt sind, sind möglicherweise anfälliger für bakterielle Erkrankungen, sagt der Fachart für Immunologie, Winfried Pickl, im „NÖ heute“-Interview mit Werner Fetz

Diese Erkenntnis könnte bedeuten, „dass Patientinnen und Patienten, die eine Covid-Erkrankung durchgemacht haben, womöglich anfälliger für bakterielle Erkrankungen sind“, so Pickl. Darüber hinaus waren auch die regulatorischen T-Lymphozyten, die eine Immunreaktion dämpfen sollen, nahezu verschwunden. „Das wiederum könnte zur Folge haben, anfälliger für Autoimmunerkrankungen zu sein.“

Weiterführende Untersuchungen geplant

Die Forscher wollen sowohl mit Patienten, die vor sechs Monaten erkrankt sind als auch mit Patienten, deren Ersterkrankung ein Jahr zurückliegt, weiterführende Untersuchungen durchführen. „Erst diese Untersuchungen werden uns detailliert Auskunft geben, wie stark die Immunität ist bzw. wie stark und wie schnell das immunologische Gedächtnis, das wir momentan sehen, abnimmt.“

Pickl ist überzeugt, dass im ersten Halbjahr 2021 Impfstoffe zur Verfügung stehen werden: „Die große Frage wird aber sein, wie breit diese Impfungen ausgerollt werden – ob es diese nur für Risikogruppen gibt oder auch für die breite Bevölkerung.“ Vorerst bleiben somit Tests eines der wichtigsten Instrumente im Kampf gegen das Coronavirus. „Die verlässlichen Tests sind nach wie vor PCR-Tests. Aber auch die Antigentests werden immer besser.“

Mit der Studie sei es jedenfalls gelungen, „in den Dschungel an Symptomen eine Symptomatik hineinzubringen“, so der Facharzt für Immunologie. „Wir können Patienten damit klar machen, dass sich eine Covid-Erkrankung auf unterschiedliche Art und Weise manifestieren kann. Ich glaube, das kann jetzt sehr gut helfen“, sagt Pickl.