Neue Mittelschule Amstetten
ORF/Thomas Koppensteiner
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Coronavirus

Breite Front gegen Schul-Lockdown

In Niederösterreich gibt es eine breite Front gegen eine komplette Schließung der Schulen, über die aufgrund der hohen CoV-Infektionszahlen diskutiert wird. Vertreter von Schülern, Lehrern, Direktoren und Eltern sprechen sich dagegen aus.

Kommt sie nun also, die ganz große Pause an den Schulen? Wenn sich das Coronavirus weiterhin rasant ausbreitet, könnten neben den Oberstufen auch die Unterstufen und Volksschulen auf Distanzunterricht umgestellt werden.

„Grundsätzlich sind wir dafür, die Schulen möglichst lange offen zu halten, im Sinne aller Beteiligten“, sagte Isabella Zins, die Vorsitzende der AHS-Direktorinnen in Österreich und Direktorin am Bundesoberstufenrealgymnasium (BORG) in Mistelbach am Dienstag im Interview mit noe.ORF.at. „Wir könnten uns aber einen Kompromiss vorstellen, dass die dritten und vierten Klassen (Unterstufe; Anm.) im Distance Learning sind und man die Volksschulen und die ersten und zweiten Klassen (Unterstufe; Anm.) in der Schule behält.“

Schüler- und Elternvertreter: „Unterstufe offen halten“

Schüler- und Elternvertretern sprechen sich ebenfalls gegen einen kompletten Schul-Lockdown aus. In den Oberstufen findet der Unterricht derzeit ohnehin bereits größtenteils online von zuhause aus statt. Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek fordert, die Unterstufe so lange wie möglich offen zu halten, damit keine Bildungslücken entstehen. Der Landesverband der Elternvertreter betont, dass Distance Learning nie so effizient wie die richtige Schule sei.

„Von den Eltern wird nicht erwartet, dass sie Hilfslehrer sind“, sagte Zins, „aber sie müssen natürlich schauen, dass die Kinder ihre Arbeitsaufträge erledigen, dass sie zeitgerecht vor dem Computer sitzen, in der Früh aufstehen und dass sie auch rückmelden, wenn etwas zu viel ist und etwas fehlt. So kann es funktionieren, auch wenn es kein echter Ersatz für einen Präsenzunterricht sein kann.“

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Immer wieder stand zuletzt im Raum, dass die Schulen aufgrund der hohen Infektionszahlen so wie im Frühjahr komplett schließen könnten

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) spricht sich dafür aus, die Schulen unter strengen Hygienevorschriften so lange wie möglich offen zu halten. Es sei wichtig, die Familien in der Betreuung nicht zu überfordern und den Kindern und Jugendlichen eine bestmögliche Bildung anzubieten.

Unterstützung bekam sie am Dienstag von der Landessprecherin der Grünen, Helga Krismer, die darüber hinaus weitere Präventionsmaßnahmen wie eine Ausweitung der Maskenpflicht, eine Aufteilung von Klassen in kleinere Gruppen, die Trennung der Klassen durch unterschiedliche Beginnzeiten, ein verstärktes Verlegen der Aktivitäten ins Freie und mehr Kapazitäten in den Schulbussen fordert.

Bildungsdirektor: Verschärfte Maßnahmen statt Lockdown

Bildungsdirektor Johann Heuras betonte am Dienstag gegenüber noe.ORF.at, die Schulen offen halten zu wollen, „weil es für die Entwicklung der Schüler wichtig ist“. Anstatt eines Schul-Lockdowns will Heuras die Präventationsmaßnahmen in den Bildungseinrichtungen verstärken. Die Schulen hätten schon jetzt die Möglichkeit, autonom die Maskenpflicht zu verordnen. „Das empfehle ich auch zu tun, wenn das Risiko steigt“, so Heuras, der weitere Maßnahmen ankündigte. „Wir werden die Pädagoginnen und Pädagogen mit FFP2-Masken ausstatten. Wir denken auch an Plexiglaswände, die die Sicherheit und Distanz verbessern.“

In den vergangenen 14 Tagen haben sich nach Angaben des Bildungsdirektors rund 550 Schülerinnen und Schüler und rund 140 Lehrkräfte mit dem Coronavirus infiziert. Die Schule sei aber kein Hotspot, betonte Heuras. Das belegt auch eine Statistik des Landes. Demnach fanden seit Ende August die weitaus meisten Ansteckungen im familiären Bereich statt, gefolgt vom Arbeitsplatz, Freunden im Privatbereich und Pflegeheimen. Erst dahinter folgen die Schulen.

Die Eltern sind jedenfalls klar gegen eine Schließung der Schulen. Das zeigt eine Umfrage im Auftrag des Bildungsministeriums. Zwei Drittel der Befragten sind dafür, dass die Schulen offen bleiben.