Bilder aus dem Landesklinikum Tulln vom 30.9.2020
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Coronavirus

Bachinger: Triage-Frage stellt sich nicht

In Niederösterreichs Landeskliniken sind Triagierungsentscheidungen nach Einschätzung von Patientenanwalt Gerald Bachinger aktuell „relativ weit weg“. „Diese Frage stellt sich nicht“, sagte er am Dienstag mit Verweis auf Reserven in der Intensivversorgung.

Für den Fall einer etwaigen regionalen Knappheit an Intensivbetten forderte er Solidarität unter den Bundesländern und eine Umverteilung der Erkrankten ein. Bachinger appellierte außerdem an das Gesundheitsministerium und verlangte österreichweit einheitliche Triage-Kriterien. Es dürfe „nicht von der Postleitzahl abhängen, ob der Unfall- oder der Schlaganfallpatient das freie Intensivbett bekommt“, betonte der Patientenanwalt. „Niemand will in die Situation kommen“, sagte er. Sollten in Österreich dennoch Triage-Maßnahmen nötig werden, bringe es nichts, den Schuldigen zu suchen. Es gelte dann vielmehr, „möglichst gerecht mit der Situation“ umzugehen.

Die Schmerzgrenze in den heimischen Krankenhäusern sei wohl bei 6.000 bis 7.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden über „einige Tage“ hinweg erreicht, rechnete Bachinger vor. Zahlen in diesen Dimensionen hätten zwangsläufig Triage-Maßnahmen zur Folge: „Da fährt die Eisenbahn drüber.“ Sollten sich die täglichen Neuinfektionen unter 6.000 einpendeln, „sind wir mit zwei blauen Augen davongekommen“.

Covid-19-Patienten in beinahe allen Spitälern

Mittlerweile werden in Niederösterreich im Großteil der 27 Klinikstandorte Covid-19-Patienten behandelt. Ausnahmen würden lediglich die Sonderkrankenanstalten wie Mauer bei Amstetten und Hochegg (Bezirk Neunkirchen) darstellen, sagte Bernhard Jany von der Landesgesundheitsagentur am Dienstag. Hinsichtlich der in naher Zukunft notwendigen Bettenkapazitäten liege aktuell ein „ständiges Beobachten und Vorausplanen vor“, sagte der Sprecher.

Bezüglich der aktuellen Lage verwies Jany auf die Daten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Diese wies zuletzt 395 aktive Corona-Fälle auf Normalstationen von Krankenhäusern im Bundesland aus, 1.887 Betten galten als zusätzlich verfügbar. 57 Personen wurden intensivmedizinisch behandelt, 106 Intensivbetten waren frei.

Hilfskräfte für Besuchermanagement in Heimen gesucht

Unterdessen vermittelte das Arbeitsmarktservice (AMS) österreichweit bisher über 140 Arbeitslose als temporäre Coronavirus-„Contact Tracer“ und als Hilfskräfte an die lokalen Gesundheitsbehörden. Dies teilte das AMS auf APA-Anfrage mit. Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) hatte vergangenes Wochenende an die Bundesländer appelliert, ältere und Langzeit-Arbeitslose als „Contact Tracer“ einzustellen.

In Niederösterreich werden circa 50 Assistenzkräfte für das Besuchermanagement in Heimen ab Dezember gesucht. Ein Drittel dieser 50 Stellen sei schon besetzt, hieß es vom AMS Niederösterreich am Dienstag gegenüber noe.ORF.at, die Suche laufe weiter. Es geht um Assistenzkräfte, die unter anderem in Pflegeheimen des Landes den Besucherstrom regeln.

Zudem kontrollieren sie, ob die Hygienevorschriften eingehalten werden und messen am Eingang Fieber. Die Assistenzkräfte sind bei der Landesgesundheitsagentur angestellt. Für das „Contact Tracing“ habe man derzeit vom Land keine Anfragen, hieß es weiter.