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CoV-Impfstoff: Forscher gibt erste Einblicke

Die Nachricht, dass Biontech und Pfizer demnächst um eine Zulassung ihres CoV-Impfstoffes ansuchen dürften, hat am Montag an den Börsen ein regelrechtes Kursfeuerwerk ausgelöst. Die Firma Polymun aus Klosterneuburg (Bezirk Tulln) ist dabei ein Wegbereiter.

Die weltweite Suche nach einem Impfstoff gegen Covid-19 stellte heuer auch bei der Firma Polymun in Klosterneuburg vieles auf den Kopf. „Wir haben von Februar an hart darauf hingearbeitet, de facto ohne Pause“, sagt Andreas Wagner, Produktionsleiter bei Polymun, im Gespräch mit noe.ORF.at. „Wir haben über den ganzen Sommer hinweg Material für tierische und klinische Studien produziert.“

Mit Informationen des Erregers Abwehr aufbauen

Seit Wochen laufen inzwischen Tests an Probanden. Nun könnte der Impfstoff, an dessen Entwicklung Polymun beteiligt ist, tatsächlich Realität werden. Erste Studiendaten deuten nämlich auf einen weitgehenden Schutz vor einer Coronavirus-Erkrankung hin – mehr dazu in CoV: Möglicher Impfstoff in Reichweite (noe.ORF.at; 10.11.2020).

Konkret handelt es sich bei dem Impfstoff um einen sogenannten RNA-Impfstoff, in dem Informationen des Erregers enthalten sind. „Dabei wird die Information, die Blaupause, für das Virusprotein gespritzt. Das wird dann im Körper auf das Virusprotein übersetzt, damit das Immunsystem dagegen eine Abwehr aufbauen kann“, erklärt Wagner.

Polymun Impfung
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Polymun-Produktionsleiter Andreas Wagner erklärte, wie der CoV-Impfstoff funktioniert

Anders ausgedrückt heißt das: Der Körper wird dazu gebracht, selbst ein Protein herzustellen, das in seiner Form jenem Protein ähnelt, mit dessen Hilfe das Coronavirus in die Zellen eindringt. Das Immunsystem soll also im Vorhinein auf das Protein trainiert werden, um das Virus im Falle einer späteren Infektion abfangen zu können.

Herstellung soll weltweit möglich sein

Polymun selbst greift auf RNA und Lipidbestandteile zurück und vereint diese in in einem speziellen Verfahren zu sogenannten Lipid-Nanopartikeln. Diese verhindern, dass die RNA im Körper vorzeitig abgebaut wird, und sorgen dafür, dass die RNA in der Zelle aufgenommen wird. Damit leistet Polymun einen wesentlichen Beitrag, damit der Impfstoff auch tatsächlich vom Körper angenommen werden kann.

Die Lipid-Nanopartikeln werden in Klosterneuburg in großen Mengen angefertigt und anschließend an Hersteller geliefert, die den Impfstoff abfüllen. Sollte der Impfstoff zugelassen werden, ist weltweit mit einem enormen Bedarf zu rechnen. Klosterneuburg wird dann ein Produktionsstandort von vielen sein. „Wir haben dafür auch schon die von uns entwickelten Technologien zu den Partnern transferiert bzw. sind gerade dabei, damit diese Herstelltechnologie weltweit auf verschiedenen Produktionsstandorten aufgebaut werden kann“, so Wagner.

Polymun Impfung
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Das Unternehmen mit Sitz in Klosterneuburg ist maßgeblich an der Entwicklung des Impfstoffes beteiligt

Noch gilt es allerdings abzuwarten, ob die jüngsten Studiendaten, die Biontech und Pfizer veröffentlichten, weiter halten. Die vorläufige Analyse basiert auf 94 von insgesamt 43.538 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern, die sich infiziert haben. Um die Wirksamkeitsrate zu bestätigen, soll die Studie fortgesetzt werden, bis es insgesamt 164 Covid-19-Fälle unter den Teilnehmern gibt. Das könnte Schätzungen zufolge Anfang Dezember der Fall sein.