Das Habsburger-Schloss mitten in Gmünd – in unmittelbarer Nähe der Grenze zu Tschechien – blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Ebenso wie sein Besitzer, Andreas Salvator Habsburg-Lothringen. Er erbte das Gebäude in den 1950er-Jahren. Geboren 1936 im Schloss Persenbeug, verbrachte er später Jahrzehnte in Spanien, um seine Asthmaerkrankung zu kurieren und verlegte vor zwei Jahrzehnten seinen Lebensmittelpunkt wieder in sein Erbschloss nach Gmünd.
„Das ideale Bauernhaus ist ein Schloss“
Von Adel und Luxus ist das Schloss weit entfernt. Um es zu erhalten, brachte es der 84-Jährige in eine Baugesellschaft ein, die Wohnungen daraus machte. Das Gut mit 420 Hektar Forst und 42 Hektar Fischteichen führt Andreas Habsburg-Lothringen weiter, als größter Bauer des Ortes, wie er betont: „Das ideale Bauernhaus ist ein Schloss. Dort arbeiten viele Menschen gemeinsam, viele Familien. Sie alle helfen zusammen, um die Erde zu pflegen, damit man davon leben kann.“
Als Forstwirt war und ist er von den Schäden durch den Borkenkäfer betroffen. Er sieht die Situation gesamtgesellschaftlich: „Das Volksvermögen ist dadurch enorm geschrumpft. Da geht es nicht nur um den Holzpreis, es ist eine Katastrophe – auch für die Umwelt. Die Wälder haben CO2 aus der Luft geholt und sind jetzt weg, also geschieht das nicht mehr.“
Symposium zur Rolle des Wassers
Andreas Habsburg-Lothringen versucht, der Region neue Impulse zu verleihen. Er machte es sich zur Aufgabe, das Hochland um Gmünd in dessen Rolle als Teil der europäischen Wasserscheide zu erforschen. Denn von hier aus fließt ein Teil des Wassers in die Donau und weiter ins Schwarze Meer, und ein anderer Teil in die Elbe, also weiter in die Nordsee. Oft ist das sogar an konkreten Orten festzumachen wie an der „Roten Kapelle“, wo eine Tafel darauf hinweist. Hier entscheidet der Wind, der beeinflusst, wohin das Regenwasser letztendlich fließt: in die Nordsee oder in das Schwarze Meer.
Diese Wassertrennlinie, die von Russland aus durch Europa führt, wird im nördlichen Waldviertel auch durch Marksteine gekennzeichnet. Ihr widmet Andreas Habsburg-Lothringen ein Symposium, das Mitte Oktober 2021 in Gmünd stattfinden soll. Unter anderem soll dabei die zentrale Rolle des Wassers für den Menschen ebenso diskutiert werden wie Möglichkeiten, das Wasser effektiver zu nützen.
„Bauwerke wie die Pyramiden“
Als Teichwirt – ihm gehören neun Fischteiche mit einem Gesamtbesatz von drei Millionen Karpfen – wirbt er in diesem Zusammenhang für eine bewusstere Beachtung der Rolle der 1.700 Fischteiche im Waldviertel. Sie wurden teils vor Jahrhunderten von Menschenhand gebaut. Die Leistung der Erbauer, die ein ausgeklügeltes Ökosystem erschufen, erinnert Habsburg-Lothringen an die Pyramiden in Ägypten: „Die Leistung bei den Pyramiden sieht man sofort, aber bei den Teichen muss man unter die Oberfläche schauen, um die Genialität dieser Bauwerke in der Natur zu erkennen. Was hier geleistet wurde, ist außergewöhnlich. Wir alle, die Teichwirtschaft betreiben, haben das ja übernommen. Diese ausgefeilte Technik ist meisterhaft.“
Heute werde viel zu oft „irgendwo ein hässlicher Klotz hingebaut“, findet Habsburg-Lothringen. Bei den Waldviertler Teichen sei hingegen ein Stück Natur hinzugefügt worden. „Sie sind das Gegenstück zur Überfischung der Meere. Landwirtschaft und Naturschutz in einem. Chapeau!“